Feri-Studie Tokens können weite Teile der Finanzbranche überflüssig machen

Das Cognitive Finance Institute von Feri hat sich in einer Studie mit der Blockchain befasst

Das Cognitive Finance Institute von Feri hat sich in einer Studie mit der Blockchain befasst: Hier eine Werbung für die Technologie am Times Square in New York Foto: Unsplash / Pascal Bernardon

Der Tokenisierung von Vermögenswerten wird in fast allen Bereichen des Finanzsystems ein desruptives, also verstörendes Potential zugesprochen. Dabei werden Bruchteile eines Vermögenswertes in Form von digitalen Token abgebildet. Grundlage dafür ist ein dezentralisiertes Finanzsystem (Defi) auf Basis der Blockchain-Technologie, das ohne traditionelle Intermediäre funktioniert.

Durch die Blockchain-Technologie können also Werthaltigkeit, Eigentumsverhältnisse, Rechte und Pflichten digital und transparent abgebildet werden. Folglich kann der Ansatz der Tokenisierung zukünftig weitreichende Auswirkungen auf das bestehende Finanzsystem haben und dabei traditionelle Geschäftsmodelle überflüssig machen, schreibt das Cognitive Finance Insitute von Feri in seiner Studie. Die Technologie erweitert das Anlageuniversum auch für institutionelle Investoren und schafft neue Möglichkeite so Feri. Gleichzeitig erhalten mittels der Tokenisierung neue Anlegergruppen Zugang zu Asset-Klassen, die ihnen zuvor verwehrt geblieben wären.

Die Tokenisierung liquider Assets bietet gegenüber dem traditionellen Wertpapierhandel Zeit- und Effizienzgewinne. Aufwendige Prüf- und Abstimmungsprozesse können schneller und kostengünstiger abgewickelt werden, durch Einsparpotential bei Emissions- und Transaktionskosten. Dabei profitieren insbesondere die Anleger von höherer Transparenz, offeneren Märkten und der Reduktion von Marktmanipulation.

Die Tokenisierung illiquider Assets ermöglicht grundsätzlich eine (anteilhafte) Handelbarkeit von Vermögenswerten mit hohen Zugangsbarrieren. Dieser Aspekt könnte eine „digitale Demokratisierung“ von Anlageformen und Anlageklassen auslösen, die bislang nur eingeschränkte Liquidität aufweisen oder hohe Mindestanlagebeträge erfordern, so die Studienautoren.

„Der Handel und die Vermögensanlage mit Krypto-Assets stecken zwar noch in den Kinderschuhen, doch die Zukunftsvision einer ‚Token-Ökonomie‘ im Rahmen eines ‚dezentralen Finanzsystems‘ fordert das Finanz-Establishment schon jetzt heraus“, sagt Heinz-Werner Rapp, Gründer und Leiter des Institutes: „In einem dezentralen Finanzsystem auf Basis von Blockchains müssen klassische Finanzintermediäre ihre Geschäftsmodelle massiv überdenken.“


Bis die Blockchain-Technologie, Kryptowährungen und die globalen Anlagemärkte zu einem neuen digitalen Finanzsystem zusammenwachsen, würde es jedoch noch dauern, so ein Ergebnis der Studie. Regierungen und institutionelle Anleger erkennen aber, dass die Blockchain-Technologie eine massive Veränderung darstellt und dass der Wettbewerbsvorteil, den eine effektive Gesetzgebung bieten kann, umso größer ist, je früher diese installiert wird.

Erste Schritte sind auch bereits getan. In Deutschland etwa mit dem Gesetz über elektronische Wertpapiere. Zudem wurde im September 2019 eine Blockchain-Strategie verabschiedet, die erste Weichen für eine Token-Ökonomie stellt. „Wir brauchen professionelle gesetzliche Grundlagen zu digitalen Vermögenswerten, um fairen Wettbewerb und gesellschaftliche Akzeptanz sicherzustellen“, wie Rapp betont.

Denn wie bei jedem technologischen Strukturbruch lägen die Chancen und Risiken auch hier eng beieinander. Dem Vorteil des Effizienzgewinns steht der Nachteil gegenüber, dass ein „paralleles Schattenfinanzsystem” entstehen könnte. Deshalb müssten auch Sicherheitsrisiken berücksichtigt werden. Mit der Verbreitung digitaler Assets wächst gleichzeitig die Gefahr von Missbrauch und Betrug. Beide Argumente sind laut Feri nachvollziehbar, „was auch künftig noch lebhafte Diskussionen und disruptive Entwicklungen garantiere”, so Rapp.

Fazit der Studie

Blockchain und Tokenisierung haben das Potential, tiefgreifend disruptiv und transformativ für viele Branchen und Gesellschaftsbereiche zu sein. Dies gilt insbesondere für weite Teile des bestehenden Finanzsystems, mit einem sehr weiten Spektrum unterschiedlicher Marktteilnehmer und Finanzintermediäre. Dazu zählen vor allem Banken, Börsen, Asset Manager, Pensionskassen und Versicherungen, aber auch laterale Intermediäre wie Notare, Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Makler, Registerämter oder Zertifizierungsstellen.

Die Art und Weise, wie in einem Defi-Ökosystem selbst komplexe Transaktionen zukünftig – digital und automatisch – angebahnt, überwacht, ausgeführt und abgewickelt werden, unterscheidet sich diametral von bisherigen Erfahrungswerten. Traditionelle Strukturen und Geschäftsmodelle werden davon künftig in einschneidender Weise betroffen sein. Diejenigen Branchen, die potentielle Anwendungsfälle von Defi und Tokensierung nicht prüfen und anschließend in ihre Prozesse einbinden, laufen Gefahr, langfristig ihre Existenzberechtigung zu verlieren oder zumindest wichtige Trends zu verpassen.

Generell – so ist laut Studie unterm Strich festzuhalten – bieten Blockchain und Tokenisierung ein großes Marktpotential, mit spannenden Anwendungsmöglichkeiten, insbesondere für die Finanzmärkte. Die Unternehmensberatung Plutoneo geht davon aus, dass die Marktgröße für tokenisierte Vermögenswerte in der EU bis 2024 auf 1,4 Billionen Euro anwachsen wird.

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