DeFi und Staking Wie man mit der Blockchain passives Einkommen erzielen kann

Johannes Schmitt (li.) und Didier Göpfert

Johannes Schmitt (li.) und Didier Göpfert: Die beiden Krypto-Experten erklären die Entwicklungen rund um DeFi und Staking und welche Möglichkeiten sich Investoren auftun Foto: Bloxxon AG, Kapilendo Custodian AG

Die Blockchain- und Digital-Assets-Branche ist ein Motor für Innovationen. Während vor zwei bis drei Jahren noch kaum jemand von Begriffen wie „Proof of Stake“ und „DeFi“ (Kurzwort für Decentralized Finance) sprach, sind diese heute in aller Munde. Und das auch, weil beide Entwicklungen, wenn sie auch nicht zu 100 Prozent marktreif sind, es risikoaffinen Anlegern ermöglichen, eine ansprechende Rendite zu erwirtschaften.

Aber fangen wir vorne an: Was kann ein Blockchain eigentlich leisten? Ein Blockchain oder dezentrales Register verwendet verschiedene Mechanismen, um sicherzustellen, dass sich mehrere Netzwerkteilnehmer, die sich nicht kennen, über die Richtigkeit der in einem Block enthaltenen Informationen einig sind, um diesen dann mit einem digitalen Stempel oder Siegel zu versehen. Bitcoin verwendet einen Mechanismus namens Proof of Work (PoW), der sehr energieintensiv ist. In einem solchen System wird Energie verbraucht, um das Netzwerk zu schützen. Das resultiert in einer einzigartigen Sicherheit des Netzwerks, hat aber auch zu Kontroversen und Anwürfen durch ESG-orientierte Anleger geführt.

Vorteile der dritten Blockchain-Generation

Fast alle Blockchain-Projekte der dritten Generation – heißt, dass sie nach Bitcoin und Ethereum entstanden sind – verwenden einen anderen Mechanismus zur Sicherung des Netzwerks, der Proof-of-Stake (PoS) genannt wird und weniger Energie benötigt. Hier werden die Teilnehmer, die die Integrität des Blockchains gewährleisten, quasi zufällig ausgewählt, basierend auf ihrem Einsatz (Englisch: stake im Netzwerk). Die Besicherung eines Netzwerks durch Proof of Stake ist nach Schätzungen bis zu eine Million Mal weniger energieintensiv als durch Proof of Work. Die Sicherheit von PoS-Blockchains fußt nicht auf Rechenleistung wie beim Proof of Work, sondern auf der Bereitschaft der Eigentümer von (großen) Token-Guthaben, ihr Guthaben zu verpfänden, falls sie sich nicht kooperativ verhalten.

Die Entwicklergemeinschaft hinter Ethereum plant, schrittweise von PoW zu PoS überzugehen. Dies ist eine mehrjährige und mehrteilige Entwicklung, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. Das zukünftige Ethereum-Netzwerk nach dem Upgrade zu PoS wird Ethereum 2.0 genannt.

Einkommen aus Staking

Betrachten wir die wirtschaftlichen Aspekte von PoS genauer. PoS-Blockchains setzen bei den Akteuren auf wirtschaftliche Anreize sowie auf Sanktionen im Falle von unehrlichem Verhalten, die letztlich die Sicherung des Netzwerks gewährleisten. Diese wirtschaftlichen Anreize sind als Staking Rewards bekannt, also in etwa „Belohnungen für Einsatz von Kapital”. Damit sind Staking-Rewards ideal für langfristige, risikoaffine Investoren, die damit ein passives Einkommen erzielen können, während sie gleichzeitig vom Wachstum der Branche profitieren.

Um eine durchaus gewagte Parallele zu ziehen: Wenn Sie in der Frühphase der Internet-Ära zu den weitsichtigen Anlegern gehört haben, die Amazon-Aktien für 5 US-Dollar gekauft haben und diese Aktien über die Jahre gehalten haben, so haben Sie regelmäßig eine Amazon-Dividende erhalten – als Vergütung für das Eigenkapital, das sie Amazon über die Jahre zur Verfügung gestellt haben. Dividendenrenditen dienen bei Anlegern an den Aktienmärkten als ein Anreiz, bestimmten Unternehmen Kapital zuzuführen. Ähnlich ist es bei Coins oder Tokens, mit denen sie über PoS eine Rendite erwirtschaften, als Vergütung für das dem Netzwerk bereitgestellte Kapital.

Nach unserer Auffassung  schenken die meisten Anleger, Medien und Business-Entscheidungsträger dem kurzfristigen Preisgeschehen an den Kryptomärkten übrigens sehr viel, womöglich sogar zu viel Aufmerksamkeit, obwohl Staking eine sehr attraktive Gelegenheit bietet, passives Einkommen zu beziehen und gleichzeitig Exposure gegenüber dem Wachstum der Anlageklasse zu haben.