Wir hinterlassen bei jeder Interaktion mit dem Internet einen digitalen Fußabdruck: Aus geteilten Informationen werden Daten und diese Daten sammeln sich über Netzwerk-Effekte auf einigen wenigen großen Plattformen. Über diesen Teil des Internets haben wir als Nutzer mittlerweile jedoch vollkommen die Kontrolle verloren und dabei eine elementare Sache verlernt: Ownership.
Der Grund dafür liegt vor allem auch in der Architektur, in der das Internet entwickelt ist. Das Web, wie wir es heute kennen, ist auf sogenannten Protokollen erbaut, wie etwa TCP/IP, HTTP oder SMTP. Diese Protokoll-Infrastruktur ermöglicht es uns, Informationen miteinander zu teilen und entsprechende Daten zu versenden, während sie sich jedoch auch alle dieselbe Schwachstelle teilen: Sie sind „stateless“ und damit technisch betrachtet zustandslos. Klassische Internet-Protokolle können selbst nicht dazu genutzt werden, Daten zu speichern und bedingen demnach, dass dies innerhalb von Applikationen geschieht.
Es ist somit vollkommen gängige Praxis, dass Nutzerdaten wie etwa das Guthaben bei Paypal, teuer erkaufte virtuelle Gegenstände in einem Spiel oder auch Fotos bei Facebook allesamt auf Ebene der Applikation liegen. Damit bewegen sie sich außerhalb dessen, was wir als Nutzer technisch kontrollieren können, ohne dass dies jemals jemand wirklich hinterfragt hat. Durch fehlende Kontrolle haben wir auch nie lernen können, was wirkliche Ownership im Web bedeutet. Das Internet ist zwar in einem sehr offenen, kollaborativen und inklusiven Geist entstanden, hat sich aber in eine stark gegenteilige Richtung und zu einem Web entwickelt, das geprägt ist von digitalen Datensilos und der starken Dominanz weniger Plattformen.
Web 3.0 & das Internet der Werte
Für die einen stellt der Launch von Bitcoin im Jahr 2009 durch seine pseudonyme Erschafferin Satoshi Nakamoto den Beginn einer neuen Asset-Klasse dar, für die anderen ein lediglich durch Spekulation getriebener Hype. Selten haben Befürworter und Skeptiker über einen so langen Zeitraum etwas so kontrovers diskutiert, wie die Frage nach dem intrinsischen Wert von Bitcoin.
Viel wichtiger jedoch und völlig unabhängig davon, welcher Seite man in dieser Frage angehört, lässt sich mit der Bitcoin-Blockchain allerdings der Beginn eines neuen Paradigmas im Web in der Frage erkennen, wie wir seine Infrastruktur und Architektur gestalten und Kontrolle und Eigenverantwortung des Anwenders wiederherstellen. Unterhalb des spekulativen Layers von Bitcoin als Asset brachte es uns mit der Blockchain einen dezentralen, unveränderlichen, zensurresistenten öffentlichen Speicher, den sogenannten Distributed Public Ledger. Dieser lässt sich nicht manipulieren.
Die Bitcoin-Blockchain und das dahinter liegende Protokoll sind das erste seiner Generation und im Gegensatz zu den konventionellen Web-Protokollen „statefull“, also eben nicht zustandslos. Es ist in der Lage, Daten und den sogenannten „state“ unmittelbar auf der Blockchain und damit auf der Ebene des Protokolls und eben nicht der Applikation zu speichern, was aus damaliger Sicht heute ungeahnte Möglichkeiten schafft. In seinem Design ist das das Bitcoin Protokoll zugleich trivial und genial in einem.
- Bitcoin ist dezentral: Es gibt keine einzelne Organisation, die diesen öffentlichen Speicher kontrolliert.
- Bitcoin ist unveränderbar: Inhalt und Zustand des Speichers lassen sich nicht manipulieren.
- Bitcoin ist offen und transparent: Es handelt sich um eine offene (pseudonyme) Datenbank, in der jeder zu jederzeit den „state“ einsehen kann, in dem er sich mit dem Speicher verbindet.
- Bitcoin ist zensurresistent: Einzelne „Accounts“ lassen sich nicht sperren, niemand kann daran gehindert werden, Bitcoins zu versenden oder zu empfangen.
- Bitcoin ist offen und inklusiv („permissionless“): Jeder kann zu jederzeit von jedem Ort aus teilhaben, es wird lediglich ein Internetzugang benötigt.
Ob wertvoll oder wertlos, Bitcoin, wie jedes andere Krypto-Asset, lässt sich im Gegensatz zu Dateien im Web – wie etwa pdf-Dateien – demnach eben nicht beliebig oft kopieren. Das Bitcoin-Protokoll bietet in Open-source-Software kodifizierte krypto-ökonomische Garantien, dass es eben nur 21 Millionen Bitcoins geben wird und keinen einzigen mehr.
Gleichzeitig kann dem Bitcoin-Halter weder der Zugriff verwehrt noch entzogen werden, ebenso wie einem die analoge Brieftasche nicht genommen werden kann. Wenn diese verloren wird, ist sie weg. Auch das ist nicht anders für die Private Keys einer Bitcoin-Wallet. Kontrolle geht demnach auch im Web mit Verantwortung einher. All dies sind jedoch Voraussetzungen, um wirkliches Eigentum und eine Digital Ownership im Web zu schaffen.