Wegen Signa-Gruppe? Julius Bär legt im Private-Debt-Geschäft Kreditrisiko von 606 Millionen Franken offen

Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat ein Kreditrisiko von über 600 Millionen Franken bei einer nicht namentlich genannten Unternehmensgruppe eingeräumt.

Die Schweizer Privatbank Julius Bär hat ein Kreditrisiko von über 600 Millionen Franken bei einer nicht namentlich genannten Unternehmensgruppe eingeräumt. Foto: Imago Images / Geisser

Julius Bär hat am 27. November in einer Ad-hoc-Mitteilung mitgeteilt, dass ein Kreditrisiko von 606 Millionen Franken besteht. Konkret geht es um „drei Kredite an verschiedene Einheiten innerhalb eines europäischen Konglomerats“. Um wen es sich bei dem „europäischen Konglomerat“ handelt, teilt die Schweizer Privatbank in ihrer Mitteilung nicht mit.

Der Verdacht liegt jedoch nahe, dass es sich um die Signa-Gruppe von René Benko handelt. Darüber berichten mehrere Medien, angesichts der Summe und der beschriebenen Konzernstruktur würde die Signa-Gruppe auf die Beschreibung passen.

Zumal das Gesamtengagement laut der Mitteilung von Julius Bär durch mehrere Pakete besichert sei. Dabei handele es sich um Immobilien im Gewerbe und Luxuseinzelhandel. Dieses Paket unterliege nun einer längerfristigen Restrukturierung. Man bleibe umsichtig, was weitere Wertberichtigungen betreffe, sofern diese erforderlich seien. Seit Anfang November hat Julius Bär bereits Kreditrückstellungen von 70 Millionen Franken gebildet.

Auch bei Totalverlust weiterhin profitabel

Bei den eingangs erwähnten 606 Millionen Franken handele es sich um das größte Engagement im Private-Debt-Segment der Bank. Die nächstgrößeren Engagements lägen bei 216 Millionen Franken und 140 Millionen Franken, keines davon im Immobiliensektor.

Bei der Kernkapitalquote (CET1) liege man mit 16,1 Prozent über dem regulatorisch geforderten Ziel. Julius Bär schreibt dazu: „Selbst bei einem hypothetischen Szenario eines Totalverlusts hätte die Pro-forma-CET1-Kapitalquote der Gruppe am 31. Oktober 2023 bei über 14 Prozent gelegen und Julius Bär wäre deutlich profitabel geblieben.“

Die Privatbank bietet Private Debt ausschließlich im Rahmen der Vermögensverwaltung für hochvermögende Kunden an. Zum 31. Oktober 2023 belief sich das Private-Debt-Kreditbuch auf 1,5 Milliarden Franken. Das Gesamtkreditbuch beläuft sich auf 41 Milliarden Franken.

 

Bedauern über Verunsicherung, Festhalten an der Dividende

Philipp Rickenbacher, Geschäftsführer der Julius Bär Gruppe, sagt: „Julius Bär ist sehr gut kapitalisiert und ist unter jeglichen Umständen stets profitabel gewesen. Wir bedauern, dass ein einzelnes Engagement zur gegenwärtigen Verunsicherung unserer Stakeholder geführt hat.“ Private Debt sei in der Vermögensanlage und -planung ein fester Bestandteil. Zusammen mit dem Verwaltungsrat soll das Private-Debt-Geschäft jedoch überprüft werden.

Drama um die Signa Gruppe

Die Signa-Gruppe des Österreichers René Benko befindet sich in einer dramatischen Schieflage. In dem Konglomerat, das unter anderem den Elbtower in Hamburg baut, gab es jüngst mehrere Insolvenzen. Die Tochtergesellschaft Signa Sport United hat Anfang des Monats bereits Insolvenz angemeldet. Am 24. November meldete auch die Signa Real Estate Management Germany beim Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz an.

Wie mehrere Medien übereinstimmend berichten, prüft aktuell der Milliardär und Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne, den Elbtower zu übernehmen. Die Warenhauskette Galeria Kaufhof bereitet sich indes auf eine mögliche Insolvenz von Signa und den Tochtergesellschaften vor. So wurden bis November zwar alle finanziellen Verpflichtungen erfüllt, der Konzern erwäge jedoch, die Mietzahlungen im Dezember auszusetzen.

Signa hat seit Beginn der Zinswende Liquiditätsprobleme. Um laufende Bauprojekte zu finanzieren und den Weiterbetrieb der Baustellen sicherzustellen, benötige das Unternehmen nach Recherchen des Manager Magazins eine Summe von rund 400 Millionen Euro, die auch über den Verkauf bestimmter Immobilien erzielt werden sollen. 

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