3. Auflage des etwas anderen Marktausblicks Corona und der Personalmarkt im Private Wealth Management
Wie steht es aus Ihrer Sicht derzeit um die Private-Wealth-Branche in Deutschland?
Uwe Krönert: Das größte Problem der Branche ist nach wie vor der Druck auf die Profitabilität. Die Gebühren stehen weiter unter Druck. Das weiterhin niedrige Zinsniveau drückt im Fixed-Income-Bereich auf die Gebühren. Die Kostenblöcke sind nach wie vor hoch und steigen sogar weiter an, um mit der Regulierung und Digitalisierung sowie den steigenden Kundenanforderungen Schritt zu halten. Der Wettbewerb in der Branche nimmt weiter zu und die Konzentration schreitet voran. Zudem lauern mit den Non- und Near-Banks weitere Player, die zu einer signifikanten Veränderung führen könnten. Glücklicherweise ist die Performance 2020 überwiegend positiv. Die Corona-Krise könnte jedoch eine neue Kostensenkungswelle bei Banken auslösen, zum Beispiel in der Abwicklung des Wertpapiergeschäfts.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Krise auf den Personalmarkt?
Krönert: Die Corona-Krise hat definitiv zu einem Einbruch auf dem Personalmarkt geführt. Einerseits gibt es aufgrund dessen und den noch nicht final absehbaren wirtschaftlichen Folgen bei etlichen Unternehmen der Finanzindustrie einen Einstellungs-Stopp (Hiring Freeze). Bei anderen Unternehmen wurde Projekte und konkrete Maßnahmen verschoben, so dass die damit einhergehenden Ressourcen auch erst einmal nicht erhöht werden. Hinzu kommt die Problematik, dass aufgrund der starken Nutzung von Homeoffice die Frage des perfekten Onboardings neuer Kolleginnen und Kollegen auch nicht so einfach ist und auch dies derzeit hemmende Wirkung hat. Auf der anderen Seite sind Kandidatinnen und Kandidaten in der aktuellen Situation spürbar weniger wechselbereit. Hier ist der Wunsch nach Sicherheit doch recht groß, mit Ausnahme von Vertriebspositionen.
Welche langfristigen Folgen wird die Pandemie auf das Vermittlungsgeschäft im Private Wealth Management haben?
Krönert: Die Folgen der Pandemie sind noch nicht absehbar. Jedoch kann man davon ausgehen, dass Sicherheitsbedenken mit der Dauer der Pandemie weiter steigen werden. Da viele von der Pandemie unvorbereitet getroffen wurden und damit gleichzeitig die Sorge vor weiteren noch unbekannten Krisen in der Zukunft steigt, gehe ich nicht davon aus, dass dies zu einer erhöhten Wechselbereitschaft führt, eher im Gegenteil.
Inwiefern ändert sich krisenbedingt das Arbeitsumfeld für Berater und Portfoliomanager?
Krönert: Flexibles Arbeiten wird in Unternehmen immer selbstverständlicher, seit Corona erst recht. Die Akzeptanz für Homeoffice-Regelungen ist bereits gestiegen und wird weiter steigen. Entgegen den ersten Befürchtungen hat sich gezeigt, dass trotz Krise die Unternehmen und auch die Prozesse (nach anfänglichen Umstellungsschwierigkeiten) gut bis sehr gut funktioniert haben. Homeoffice-Regelungen werden aus meiner Sicht einen dauerhaften Platz in den Arbeitszeitmodellen finden. Der Geschäftsbanken-Primus Deutsche Bank etwa plant bereits eine dauerhafte Homeoffice-Quote von 40 Prozent. Andere Anbieter werden sicherlich folgen. Auch geht man inzwischen davon aus, dass sich der Trend zur Heimarbeit für Frauen in der Finanzbranche schlussendlich nicht als Karriere-Killer, sondern als Karrierestütze erweisen könnte. Allerdings wird der Unterschied zwischen Top- oder Low-Performer gerade beim Homeoffice Einsatz deutlicher. Somit wird es für die Zukunft noch wichtiger, die richtigen Personen zu finden, die auch in diesem Umfeld erfolgreich sind.
Welchen weiteren Anreize müssen Häuser den Kandidaten bieten, um sie für sich zu gewinnen?
Krönert: Besonders jüngere Menschen aus den Generationen Y und Z legen viel Wert auf Flexibilität, eine passende Unternehmenskultur und Wertschätzung. Arbeitgeber, die ihre Unternehmenskultur nicht entsprechend anpassen, spüren langfristig die Schwierigkeiten beim Recruiting. Dies gilt mit und auch nach Corona mehr denn je.
Auch das verstärkte Arbeiten wegen der Corona-Krise im Homeoffice stellt Unternehmen und Mitarbeiter vor Herausforderungen. Ohne räumliche Nähe eine persönliche Ansprache zu schaffen, um die Mitarbeiter zu motivieren, bedarf neuer Konzepte. Längst sind eine Gehaltserhöhung oder ein Firmenwagen nicht mehr ausschlaggebend, um die Mitarbeitermotivation zu steigern. Aus meiner Sicht muss dies zu einem echten Umdenken führen. Rein Corona-bedingte Notfallpläne reichen hier nicht aus. Insbesondere gehört dazu auch, dass sich gerade die Führungskräfte darauf einstellen, sich fortzubilden. Oder genau diese Führungskräfte gesucht werden, die auf die geänderten Bedingungen die richtigen Vorgehensweisen an den Tag legen und auch über Distanz in der Lage sind, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter situationsbedingt motivierend zu führen.
Welche Arbeitgeber profitieren von der Abkehr von den Banken?
Krönert: Das ist schwer zu beantworten und kommt auf die Mentalität der Kandidatinnen und Kandidaten an. Eher sicherheitsorientierte Personen suchen eher große Institute und regional bekannte Adressen wie Genossenschaftsbanken oder Sparkassen, da sie dort Konzernstrukturen oder bekannte Prozesse vorfinden, in denen sie mehr Sicherheit vermuten. Jüngere und leistungsorientierte Menschen sind deutlich risikobereiter und suchen nach flexiblen und leistungsorientierten Strukturen. Dies wird auf Dauer zu einem Nachteil von zu großen oder unbeweglichen Einheiten führen und diese werden sich noch stärker als bisher ins Abseits manövrieren.
Aus welchen Gründen verharren unzufriedene Berater weiterhin in ihren alten Jobs?
Krönert: Unzufriedene Mitarbeiter verharren häufig lieber in ihrer Position, anstatt sich zu verändern. Das war schon immer so und hat sich durch die Corona-Krise sogar noch deutlich verstärkt. Auch wenn viele mit dem Gedanken spielen, ist die Angst vor einem Wechsel aufgrund der schlechten Wirtschaftsnachrichten zu groß. Zu riskant scheint es, genau jetzt den Schritt nach außen zu wagen. Das Risiko eines Wechsels hängt dabei auch immer vom Leidensdruck des Einzelnen ab, wobei das Bleiben am Ende auch der größte Fehler sein kann.
Jobprofile: Welche Fähigkeiten müssen Bewerber mitbringen und wie haben sich die Anforderungen verändert im Vergleich zu den Vorjahren?
Krönert: Das kommt sehr auf die gesuchte Position an. Natürlich müssen bei kundenorientierten Positionen neben dem fachlichen Know-How (auch in Bezug auf ganzheitliches Vermögensmanagement) vor allem die persönlichen Skills sehr vertrauenserweckend wirken, damit der Kunde als dem Berater als kompetenter Problemlöser akzeptiert.
In welchen Abteilungen wird verstärkt eingestellt?
Krönert: Momentan ist der Markt spürbar ruhig, eher im Bereich Portfolio-/ Assetmanagement wird wieder stärker gesucht.