566 Billiarden Möglichkeiten Was Müsli mit dem Wealth Management zu tun hat

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Das Consileon-Benchmarking zeigt, dass die UBS mit My Way aktuell wohl das am besten individualisierbare Angebot im Rahmen der Vermögensverwaltung stellt. Aus knapp 50 Modulen können die Kunden im Beratungsgespräch einzelne Bestandteile des Portfolios auswählen und die entsprechenden Effekte auf Risikokennzahlen planen. Das System überwacht ständig, ob der Kunde durch eigene Kreationen aus dem definierten Risikoband fällt.

Das erforderliche Prüfen der Geeignetheit ist somit Teil der spielerischen Auswahl des Portfolios und verleiht der ansonsten tristen Regulatorik ein Mindestmaß an Attraktivität. Rein rechtlich betrachtet, handelt es sich um eine mandatierte Vermögensverwaltung, jedoch lässt die Partizipation des Kunden die Grenzen zwischen Anlageberatung und Vermögensverwaltung verschwimmen. Außerdem gewinnen Kundenberater dank der Technik Zeit, können sich auf die Anliegen der Kunden ausrichten und tragen somit auch ihrem neudeutschen Namen Relationship Manager Rechnung.

Die UBS ist mit diesem Angebot im Mai 2020 in der Schweiz an den Start gegangen. Laut Reuters verfügt My Way im Juni 2021 bereits über ein Volumen von 3,7 Milliarden Dollar – den Roll-out für die Märkte Deutschland und Italien bereitet UBS aktuell vor.

 

Vom Megatrend zur Profitabilität

Individualität gewinnt auch in der Vermögensverwaltung an Relevanz: Kunden wollen maßgeschneiderte oder zumindest konfektionierte Anlagemöglichkeiten erleben. Sie wollen sich, ihre eigenen Werte und Sichtweisen und vielleicht sogar die eigene Branche im Portfolio wiederfinden. Oft möchten sie auch selbst gestalten und mit iPad und Co. am Anlageprozess mitwirken.

Grundsätzlich erhöht die Integration in Kombination mit der individuellen Adaption des Portfolios auf den Kundenwunsch die Preiszahlungsbereitschaft der Anleger. Außerdem sind die technischen Möglichkeiten, den Kunden einzubinden, besser Auskunft zu geben und Optionen zu bieten längst vorhanden. Zahlreiche Fintechs und auch etablierte Softwareanbieter stellen Lösungen bereit, um Beratung, Produktabschluss- und Aufsatz sowie das Portfoliomanagement zu erleichtern und benutzerfreundlicher zu gestalten.

Um von dem Trend auch wirklich einen Vorteil bekommen zu können, empfiehlt sich ein mehrstufiger Prozess zur Anpassung des Produktportfolios und der Markenpositionierung. Die folgende Grafik zeigt die groben Stufen schematisch:

(Quelle: Consileon 2021)

Grundsätzlich sollten sich alle Marktteilnehmer mit individualisierbaren Anlagemöglichkeiten befassen

Es gibt sicher verschiedene Meinungen, was den Grad der erforderlichen Individualisierung angeht. Nicht jeder Anbieter will und kann Millionen Möglichkeiten der Portfolio-Gestaltung bieten. Selbst wenn man sich entscheidet, keine umfangreichen Individualisierungsmöglichkeiten zuzulassen, sollte eine Investition in die Technik und die Marktgängigkeit des eigenen Angebots tiefergehend überprüft werden.

Auch bei weniger Individualität treibt die IT die Effizienz in Beratung, Administration und Portfoliomanagement und schafft so Freiräume für Wachstum. Wertvolle, teuer bezahlte Arbeitszeit wird nicht mehr mit Routinetätigkeiten verschwendet. Es bleibt mehr Zeit für das wichtigste Asset der Branche: die Kunden und deren individuellen Bedürfnisse.




Über den Autor:
Felix Kissel ist Projektmanager bei der Unternehmensberatung Consileon. Bis März 2019 arbeitete er als Abteilungsleiter Wertpapiere bei der VR Bank Südpfalz.

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