Studie der Universität Mannheim So ist es um die Diversität in der Finanzbranche bestellt

Der Vorstand und beide Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank

Der Vorstand und beide Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Bank: So wie beim größten deutschen Kreditinstitut sieht es in vielen Vorstandsetagen aus – männlich dominiert. Foto: Deutsche Bank

Die Finanzbranche ist seit jeher stark männlich dominiert, auch wenn mittlerweile mehr Bewegung ins Spiel kommt. Das zeigt eine von den Fondsfrauen, KPMG und der Universität Mannheim durchgeführte Studie: Im Durchschnitt sind demnach im deutschsprachigen Raum 40 Prozent Frauen und 60 Prozent Männer beschäftigt. Allerdings: Der Frauenanteil sinkt, je weiter man sich auf der Hierarchieebene nach oben bewegt. So sind nur 26 Prozent der Mitarbeitenden in Führungspositionen weiblich, auf Ebene der Geschäftsleitung oder des Aufsichts- und Verwaltungsrates sind es sogar jeweils nur noch 13 Prozent.

Bezogen auf die einzelnen Geschäftsbereiche ergibt sich ebenfalls ein interessantes Bild: Den höchsten Frauenanteil gibt es in den Abteilungen Personal (73 Prozent), Marketing (58 Prozent) und Compliance (53 Prozent). Diese werden in der Studie deshalb auch als sogenannte „Pink Ghettos“ bezeichnet – also Abteilungen, in denen „traditionell“ mehr Frauen beschäftigt sind.

IT hat die geringste Frauenquote 

Die Negativ-Liste mit dem geringsten Frauenanteil führt der Bereich IT an (19 Prozent), gefolgt von Vertrieb/Außendienst (35 Prozent) und dem Portfoliomanagement (35 Prozent). Befragt wurden Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die ein weltweites Volumen von knapp 4,8 Billionen Assets verwalten. 

Im Vergleich zu 2015 (hier wurde die Untersuchung das erste Mal durchgeführt) ist allerdings teilweise schon eine Verbesserung zu erkennen: Zu dieser Zeit waren gerade einmal 19 Prozent Frauen im Portfoliomanagement und 21 Prozent Frauen im Vertrieb/Außendienst tätig. Im Bereich IT/Organisation ist der Anteil an Frauen hingegen von 22 Prozent auf die jetzigen 19 gesunken.

 

Die befragten Unternehmen sind im Vergleich zur vergangenen Umfrage eher dazu bereit, Zielgrößen wie Frauenquoten zur Verbesserung der Geschlechter-Diversität zu implementieren. Es besteht jedoch nach wie vor große Zurückhaltung bei der Berechnung von Lohnungleichheiten zwischen männlichen und weiblichen Beschäftigten.

Mehr Bewerberinnen im Vergleich zu früheren Jahren 

Die Umfrageergebnisse zeigen, dass der Anteil von Bewerberinnen mit 36 Prozent nach wie vor vergleichsweise niedrig ist. Arbeitnehmerinnen betrachten die Asset-Management-Industrie seltener als potenziellen Arbeitgeber im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen. Dennoch zeichnet sich ein erfreulicher Trend ab: Der Anteil der Bewerberinnen ist im Vergleich zu 2020 um 10 Prozentpunkte gestiegen.

Die Gründe für den immer noch geringen Anteil von Bewerberinnen wurden in einer vorherigen Studie analysiert, in der 1.100 Studierende der Wirtschaftswissenschaften von den Universitäten Mannheim, Frankfurt und St. Gallen befragt wurden. Unter den weiblichen Studierenden wird die Finanzindustrie als wenig familienfreundlich und von Männern dominiert wahrgenommen.

Die hohe Wettbewerbsintensität und die potenzielle Unvereinbarkeit der eigenen ethischen Vorstellungen mit den Jobanforderungen schienen laut den Studienautoren Bewerberinnen abzuschrecken. Kinderbetreuungsangebote und flexibles Arbeiten sind demnach entweder nicht ausreichend bekannt oder werden nicht so umgesetzt, dass Bewerberinnen sie als verlässlich wahrnehmen.

Weniger Kandidatinnen für Beförderungen 

Ein weiteres Problem, warum weniger Frauen es in die Chefetage schaffen, sind mangelnde Beförderungen.  Die befragten Unternehmen nennen als Hauptgründe für die Nichtbeförderung von Frauen den Mangel an Bewerberinnen für Beförderungen sowie die generell geringere Präsenz von Frauen im Unternehmen. Zudem wird betont, dass Kandidatinnen weniger sichtbar sind und weniger gut vernetzt sind. Der Punkt wird laut den Studienautoren durch wissenschaftlichen Literatur gestützt: Netzwerke und die damit verbundene Sichtbarkeit spielen eine wichtige Rolle bei Beförderungsentscheidungen.


Die komplette Studie finden Sie hier. 

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