Trotz Sanktionen Russische Investoren kaufen deutsche Immobilien und nutzen Schweizer Banken

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Trotz Sanktionen
Russische Investoren kaufen deutsche Immobilien und nutzen Schweizer Banken
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Kräne am Hamburger Bahnhof in Berlin

Kräne am Hamburger Bahnhof in Berlin: In dem Neubaugebiet sollen auch Mitglieder des Ponomarenko-Clans an Immobilien beteiligt werden. Foto: Imago Images / Dirk Sattler

Als die russische Armee in die Ukraine einmarschierte, reagierte die Europäische Union schnell mit Sanktionen. Betroffen davon waren auch schnell russische Oligarchen, die zuvor natürlich auch in Europa Geschäfte machten. Und auch die neutrale Schweiz schloss sich im Februar den Sanktionen an – denn viele der Oligarchen horteten auch jahrelang ihr Vermögen bei Schweizer Privatbanken.

Ein Vermögensverwalter packte wohl russisches Geld bei Schweizer Privatbanken

Und: Scheinbar schaffen es noch immer einige russische Staatsbürger, die Sanktionen zu umgehen. Das legen jedenfalls Recherchen der Schweizer Mediengruppe „Tamedia“ in Zusammenarbeit mit RTS, dem „Organized Crime and Corruption Reporting Project“, „Le Monde“ aus Frankreich sowie dem österreichischen „ Standard“ und dem „ZDF“ nahe, auch der deutsche „Spiegel“ war an der Berichterstattung beteiligt. Dafür werteten die Medienhäuser interne Dokumente eines Zürcher Vermögensverwalters aus, die für kurze Zeit im Darknet veröffentlicht wurden.

Alexander Ponomarenko
© Imago Images / ITAR-TASS

Der Vermögensverwalter trägt den Namen Finaport und zählte offenbar eine russische Frau namens Liubov K. zu seinen Kunden. Liubov K. wiederum ist oder war die Partnerin von Alexander Ponomarenko, der Geschäftsführer von Russlands größtem Wasserversorger Mosvodokanal ist. Ponomarenko hat laut der Medienberichte beste Kontakte in die Moskauer Politik, der von ihm geführte Konzern beteiligt sich an der Rekrutierung und Ausstattung von Soldaten. Und: Mosvodokanal vergab wohl mehrfach Aufträge an Firmen von Liubov K., an denen teilweise auch Ponomarenkos Sohn beteiligt ist.

Das von Liubov K. an Finaport gelotste Vermögen sei schließlich vom Vermögensverwalter bei Instituten wie der Reyl Bank, Julius Bär und Pictet geparkt worden – die Sanktionen wurden laut der Medienberichte über den Umweg Finaport und vor allem über die Staatsbürgerschaften europäischer Länder umgangen, über die Liubov K. und die ebenfalls beteiligte Ponomarenko-Tochter verfügen.

 

Weil sowohl Liubov K. als auch Ponomarenkos Tochter über Pässe aus beispielsweise Zypern oder Spanien verfügten, wurden sie bei den Banken offenbar nicht als russische Kundinnen betrachtet – und konnten so ihr Geld bei den Schweizer Banken unterbringen. Staatsbürgerschaften bieten viele Länder auch Privatpersonen an, die sich zu Investitionen in den jeweiligen Ländern verpflichten. Die Compliance-Abteilungen der Banken hätten im Fall Liubov K. nur teilweise überprüft oder bemerkt, in welchem Verhältnis Liubov K. zu den Ponomarenkos stand.

Deutsche Firma und Ponomarenko-Partnerin distanzieren sich

Zudem habe Liubov K. Kredite für eine Tochterfirma der deutschen Evanka Invest besichert, in der wiederum mehrere Mitglieder aus dem Ponomarenko-Clan involviert sind oder waren: So sei etwa der Ehemann einer Ponomarenko-Tochter Geschäftsführer des Unternehmens und auch Liubov K. Gesellschafterin. Das Unternehmen und mehrere Tochterfirmen sind laut der Medienberichte am deutschen Immobilienmarkt aktiv, besitzen Gebäude in Berlin.

Von der Evanka Invest heißt es gegenüber den Medien, dass ein Großteil der Mitarbeiter und Gesellschafter ukrainischen Ursprungs sei, das Team unter den Folgen des Krieges leide und man ukrainischen Flüchtlingen Wohnraum zur Verfügung gestellt habe. Liubov K. beteuerte laut der Medienberichte, nicht mehr Ponomarenkos Lebensgefährtin zu sein und Russland im Februar 2022 verlassen zu haben. Sie sei nur noch an nicht abgeschlossenen Immobilienprojekten beteiligt, wolle die Verbindungen nach Russland aber beenden.

 

 

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