Der Konjunkturausblick der Privatbanken Sind die Märkte zu optimistisch?
„Wir sind noch weit davon entfernt, die Lage als „gut“ bezeichnen zu können“
„Nahezu alle Experten erwarteten Unruhe, Volatilität und schwache Märkte. Und doch konnte der Dax seit Jahresbeginn 7 Prozent zulegen. Das ist bemerkenswert“, so Christoph Mertens, Mitglied des Managementgremiums des FFPB Dividenden Select der Fürst Fugger Privatbank: „Grundlage des Optimismus sind eine Reihe von Verbesserungen: Die sinkende Inflationsraten, die Wiederöffnung Chinas und seine Abkehr von der Null-Covid-Politik. Hinzu kommen die überraschend stabile Konjunktur im vierten Quartal, das Ausbleiben einer Gasmangellage in Deutschland und sinkende Energiepreise.
Wir sind noch weit entfernt davon, die Lage als „gut“ bezeichnen zu können. Die Frage ist daher, ob „nicht so schlimm wie befürchtet“, bereits „gut genug“ ist“, sagt Mertens. „Die Märkte scheinen dies so zu sehen: jede leichte Verbesserung wird an der Börse gefeiert. Die zyklischen Werte bestimmen deutlich die Erholung: etwa Technologie, Bau, Industrie oder Automobil. Schwächer zeigen sich defensive Sektoren wie Versorger, Pharma und Nahrungsmittel“, so Mertens. Dies widerspreche den Trends der vergangenen Monate, als defensive Titel deutlich gefragter gewesen seien.
„Der erwartete konjunkturelle Scherbenhaufen ist bislang ausgeblieben. Der vorsichtige Pessimismus war dennoch nachvollziehbar. Aus heutiger Sicht wurde von den Analysten aber vielleicht manches zu düster gezeichnet“, schließt Mertens. Das Risiko einer Verschlechterung sei aber keineswegs gebannt. „Eine restriktivere Zinspolitik stellt ein Risiko dar. Dennoch ist der aktuelle Optimismus begründet. Gamechanger ist der Politik-Schwenk Chinas. Die Hoffnungen an den Märkten beruhen auf der Rückkehr zur Normalität“, sagt Mertens.