Hannes Banzhaf, Carl-Zeiss-Stiftung Nachhaltigkeit bedeutet für mich...

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Es gibt inzwischen eine solche Fülle an Impact-Finanzanlagen, dass man damit ein gut diversifiziertes Portfolio aufbauen kann, das aus rein finanzieller Sicht einem klassischen Portfolio in nichts nachsteht. Die in manchen Stiftungen leider noch vorherrschende Meinung, man müsse die Fördertätigkeit und die Kapitalanlage trennen, halte ich für nicht mehr zeitgemäß – umso mehr, da die Menschheit mit dem Klimawandel vor, beziehungsweise mitten in einer historischen Herausforderung steht. Das deutsche Stiftungsvermögen ist in dieser Hinsicht nach meiner Einschätzung noch zu träge. Energy-Transition-Finanzierungen wie beispielsweise Investitionen in erneuerbare Energien gehören meines Erachtens in jedes Stiftungsvermögen.

Im liquiden Teil des Portfolios sehen wir den stärksten Wirkungshebel im Engagement beziehungsweise Active Stewardship. Deshalb setzen wir auf Asset Manager, die in diesem Bereich über eine gute Ressourcenausstattung verfügen und so die Portfoliofirmen effektiv beeinflussen, sowohl über Dialog als auch über die Ausübung der Aktionärsstimmrechte. Wir setzen zwar auch Ausschlusskriterien und andere Nachhaltigkeitsfilter ein, halten die dadurch erzielbare Wirkung aber für beschränkt.

Dieser Logik folgen auch große Asset-Owner-Allianzen, welche meist nicht auf
Divestment von ganzen Sektoren fokussieren, sondern auf Reduktionsziele innerhalb
der Sektoren. Überspitzt formuliert: Wie soll der CO2-Ausstoß wirkungsvoll reduziert werden, wenn sich den in diesem Bereich intensiven Branchen, wie der Stahl-,
Aluminium- und Zementindustrie keine Zeit gegeben wird, sich zu transformieren? Nur
mit Ausschlusskriterien zu arbeiten, greift deshalb meines Erachtens in Bezug auf eine nachhaltige Kapitalanlage zu kurz.


Über den Autor:

Der Autor Hannes Banzhaf ist stellvertretender Geschäftsführer und Leiter Finanzen der 1889 gegründeten und 800 Millionen Euro schweren Carl-Zeiss-Stiftung, alleinige Eigentümerin der Carl Zeiss AG und der Schott AG.

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