Chris-Oliver Schickentanz, Commerzbank Nachhaltigkeit bedeutet für mich ...

Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank

Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank: „Definierte Meilensteine und ein permanenter Dialog gehören zu einer ESG-Improver-Strategie dazu.“ Foto: Commerzbank

.. eine Selbstverständlichkeit. Natürlich könnte ich dabei auf die Notwendigkeiten im Kampf gegen den Klimawandel verweisen. Die Chance, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, ist klein. Von daher gilt es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Und die Geldanlage kann hier als Kapitalgeber einen substanziellen Beitrag leisten.

Als Chefanlagestratege stehe ich aber vor allem in einer Performanceverantwortung. Meine professionelle Motivation speist sich aus der Erkenntnis, dass Nachhaltigkeitsrisiken ökonomische Risiken sind. Das lässt sich am ESG-Dreiklang aus Umwelt (Environmental), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance) verdeutlichen.

Ein Unternehmen, das ineffizient mit knappen ökologischen Ressourcen umgeht, wird mittelfristig unter steigenden Inputkosten leiden – und Gewinneinbußen hinnehmen müssen. Das gilt insbesondere, wenn der Preis für CO2-Emissionen wie geplant weiter steigt. Ein Unternehmen, das Menschen schlecht behandelt, riskiert seine Reputation und dass Kunden abwandern. Auch das wird mittelfristig Marge und Gewinne belasten. Ein Unternehmen, das keine geeignete Governance vorweist, kann Fehlverhalten nicht frühzeitig identifizieren und gegensteuern.


Wie kräftig das auf die Ökonomie durchschlagen kann, haben uns Beispiele in der Vergangenheit eindrucksvoll gezeigt. Nachhaltigkeit in den Investmentprozess zu integrieren und bei jeder Anlageentscheidung zu berücksichtigen, sollte also schon allein aus egoistischen Motiven erfolgen. Denn nur so kann man langfristig den nachhaltigen Investmenterfolg garantieren.

Dabei kommt es allerdings auf die richtige Investmentphilosophie an. Nachhaltigkeit in der Geldanlage hat sich weiterentwickelt. Stand zuerst die Definition von Ausschlusskriterien im Vordergrund, um nichtnachhaltige Investments aus dem Depot zu bekommen, setzt sich in den vergangenen Jahren vor allem der „Best in Class“-Ansatz durch. Dabei wird in die herausragenden Unternehmen oder Emittenten eines Sektors investiert, also versucht, die Crème de la Crème herauszufiltern. Das ist für Anleger wichtig, die klare Moralvorstellungen für ihr Portfolio mitbringen.