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Money Talk, Folge 10 Muzinich-Fondsmanagerin: „Endlich wieder Sahne auf dem Kuchen“

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private banking magazin: Frau Greil-Castro, macht Ihnen eigentlich der Job mehr Spaß, wenn jetzt wieder die Zinsen im positiven Bereich sind? Die Arbeit im Markt muss sich doch jahrelang wie das Ausrollen von Mürbeteig angefühlt haben. Jetzt ist da wieder ein bisschen Sahne auf dem Kuchen, oder? 

Tatjana Greil-Castro: Unbedingt. Endlich wieder Sahne auf dem Kuchen – das ist das Schöne. Das Schöne daran ist aber auch, dass man was anbieten kann ohne viel Risiko. Die Anleger mussten ja ins Risiko gehen, um ein bisschen was verdienen zu können. Jetzt können wir das Risiko zurückschrauben und viel mehr anbieten. 

Wie haben Sie denn das vergangene Jahr aus Sicht einer Rentenexpertin erlebt?

Greil-Castro: Bemerkenswert ist, dass die Inflation viel höher angestiegen ist und länger oben bleibt, als wir das im Jahr 2021 gedacht haben. Die entsprechend starke Reaktion der Zentralbanken hat dann sehr viel Volatilität ausgelöst. Nicht nur auf den Rentenmärkten, sondern auch bei Aktien. Und dann stieg natürlich die Angst vor einer Rezession. Verschärfend hinzu kamen die geopolitischen Probleme …


Bereits erschienene Folgen von Money Talk im Überblick:

Money Talk, Folge 9 – 10 Krisen-Fragen an Oddo-BHF-Chefanlagestratege Jan Viebig
Money Talk, Folge 8 – Carmignac-Experte: „Wir erwarten keine Rezession“
Money Talk, Folge 7 – Ivan Domjanic von M&G: „Erdgas wird wichtige Übergangs-Energiequelle sein“
Money Talk, Folge 6 – Thilo Wolf von BNY Mellon: „Blockchain wird Finanzindustrie revolutionieren“
Money Talk, Folge 5 – Jon Piskorowski von BNY Mellon: „Blockchain macht Dinge schneller und skalierbar“
Money Talk, Folge 4 – Portfoliomanagerin von Luxus-Fonds: „Markt hat Metaverse noch nicht eingepreist“
Money Talk, Folge 3 – Portfoliomanagerin von Luxus-Fonds: „LVMH ist für mich eine Art Zinseszinsmaschine“
Money Talk, Folge 2 – „Wer sagt, dass Zinsen mittelfristig nicht wieder über 6 Prozent steigen?“
Money Talk, Folge 1 – „Wer etwas Gutes tut, muss nicht mehr auf Rendite verzichten”


Der Markt hatte ja eine deutlich schlechtere konjunkturelle Entwicklung antizipiert, obwohl die Rezession auszubleiben scheint oder höchstens milde verläuft. Ergeben sich dadurch neue Möglichkeiten am Rentenmarkt?

Greil-Castro: Auf jeden Fall! Wenn wir jetzt nicht in eine tiefe Rezession schlittern, die die meisten Marktteilnehmer 2022 erwartet haben, sondern nur noch eine leichte Rezession – vielleicht erleben wir sogar ein leichtes Wachstum – dann ist die Ausfallquote bei den Unternehmen deutlich geringer und dementsprechend sollten dann natürlich auch die Credit Spreads enger sein. 

Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen? 

Greil-Castro: So schaut's aus. Wir sind offenbar Zeuge einer sanften Landung, die die Zentralbanken tatsächlich hinkriegen – obwohl viele Marktteilnehmer im Vorfeld gelästert haben, dass die Zentralbanker das nie schaffen würden. 

Könnten sich künftig dann auch wieder die Marktmechanismen einpendeln? Nach dem tradierten Muster: Wenn Aktien fallen, gehen Anleihen nach oben. Glauben Sie, dass sich diese negative Korrelation künftig wieder einstellt? 

Greil-Castro: Wahrscheinlich schon. Das kann vielleicht ein bisschen länger dauern, aber die bekannte Balance dürfte wiederhergestellt werden, sobald sich die Geldpolitik wieder normalisiert. Die klare Sicht hilft dann wiederum den Investoren. 

 

Im Investment-Grade-Bereich gibt es derzeit 3 Prozent fürs Geld, im High-Yield-Segment winken bis zu 8 Prozent. Heißt das im Endeffekt, dass, sobald die Inflation wieder zurückgeht, ein realer Kapitalerhalt nach Inflation wieder möglich sein wird? 

Greil-Castro: Das denken wir schon. Wir sehen, dass die Inflation wieder zurückgeht, nicht zuletzt auch wegen der statistischen Basiseffekte, die der Erhebungsmethode der Inflationsraten geschuldet sind. Denn die Teuerung wird klassischerweise auf einer jährlichen Basis berechnet, also im Vergleich zum Vorjahreszeitraum angegeben. Wir erwarten daher, dass die Inflation zurückgeht. Vielleicht nicht auf 2 Prozent, aber wahrscheinlich auf 3 oder 4 Prozent. Folglich lassen sich dann wieder vorzeigbare Renditen und reale Erträge erwirtschaften. 

Sie gehören einem Beirat der Europäischen Zentralbank als sogenannte Kontaktperson aus der Asset-Management-Branche an. Was erwartet uns in den kommenden Monaten? 

Greil-Castro: Die EZB hat erst im Juli vergangen Jahres angefangen, die Zinsen zu erhöhen. Sie lag damals einige Monate hinter der Federal Reserve. Wir erwarten, dass da noch ein bisschen mehr seitens der EZB kommt. Wichtig ist in Europa der Blick auf die Energiekosten und ihre Rolle als Treiber der Inflation. Aber wir gehen davon aus, dass sich über die nächsten Monate die Zinsen zwischen Europa und den USA angleichen.

Tatjana Greil-Castro von Muzinich über ESG, Nachhaltigkeit und ein Landhaus

 

Um noch einmal auf Ihre Position im EZB-Beirat zu sprechen zu kommen: Was genau machen Sie da? 

Greil-Castro: Die EZB hat diese Schnittstelle ins Leben gerufen, weil sie sehen will, wie andere Marktteilnehmer den Markt einschätzen. Die Bank will – als Beispiel – ausreichend Liquidität im Markt sehen. Um stets ein ganzheitliches Bild zu erhalten, wird mit den Marktteilnehmern geredet. Hauptsächlich ist es so, dass die EZB rund zwanzig Marktteilnehmern Fragen stellt, die dann diskutiert werden – und zwar sehr offen. Die EZB unterstützt diesen sehr offenen Dialog, um einen Eindruck zu bekommen, wie ihre Programme am Markt ankommen: Werden die geldpolitischen Entscheidungen von den Marktteilnehmern gutgeheißen? Oder senken sie eher den Daumen? Als zusätzliches Steuerungselement der Geldpolitik ist dieser Dialog sehr wichtig. 

 

Gibt es auch Kritik?

Greil-Castro: Ganz handfeste Kritik. Ja, da wird sehr offen gesprochen, in der Tat. 

Was können Sie eher defensiv aufgestellten Anlegern für die Zukunft raten? 

Greil-Castro: Investoren haben es derzeit nicht leicht. Sie sehen die Rezessionsgefahr mit Sorge und müssen sich auf der anderen Seite mit der Inflation herumschlagen. Wir bieten ihnen angesichts der schwierigen Lage Produkte an, mit denen sie sich keine großen Gedanken um die Rezession und auch nicht um die Inflation machen müssen. Jetzt ist der Punkt, an dem die Zinsen sehr hoch liegen und die Anleger wenig ins Risiko gehen müssen. Wir können daher bei sehr geringem Risiko an die 5 Prozent Rendite anbieten. 

Wie können Sie das darstellen? 

Greil-Castro: Indem wir in sehr kreditwürdige Unternehmen investieren, die die Anleihen in den nächsten zwei bis drei Jahren zurückbezahlen, sagen wir bei 100. Uns macht es dann letztendlich nichts aus, was der Markt so rundherum macht, weil wir wissen, wo der Endpunkt ist; und der Endpunkt liegt eben bei 100. 

Das heißt, Sie können für die Kunden ziemlich genau kalkulieren, was sie für ihre heute getätigte Kapitalanlage morgen bekommen. 

Greil-Castro: Ja, in der kurz- bis mittelfristigen Zeitspanne trifft das zu. Wenn zu 5 Prozent verzinst wird und die einzelnen Anleihen, die wir kaufen, in den nächsten drei Monaten bis drei Jahren fällig werden, dann können wir davon ausgehen, dass wir in der jeweiligen Zeitspanne diese 5 Prozent für unsere Anleger auch vereinnahmen können. 


Über die Interviewte:
Tatjana Greil-Castro ist Co-Leiterin für die Public Markets und Portfoliomanagerin bei Muzinich & Co. Sie wechselte 2007 von Metlife zu Muzinich. Zuvor arbeitete sie unter anderem für Merrill Lynch, Legal & General Investment Management und Fortis Investments.

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