Money Talk, Folge 1 „Wer etwas Gutes tut, muss nicht mehr auf Rendite verzichten”

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Hier das Gespräch mit Planet A im Wortlaut

Was ist ein Impact-Fonds? 

Fridtjof Detzner: Ein Impact-Fonds probiert neben einer Rendite auch eine positive gesellschaftliche Verbesserung herbeizuführen. Wir bei Planet A wollen dazu beitragen, dass Produkte und Start-ups gefördert werden, die wesentlich weniger Ressourcen verbrauchen und Klimagase produzieren und prinzipiell eine positive Wirkung erzielen. 

Das heißt, ein Investor investiert in den Fonds und tut am Ende auch noch messbar Gutes für die Gesellschaft und bekommt eine herkömmliche Rendite? 

Detzner: Ja, das ist richtig. 

Wie kommt das an in einem Markt, der ESG und Nachhaltigkeit als Buzzwords vor sich hertreibt? 

Christian Schad: Wir haben eine Innovation in einen Markt gebracht, die wir für notwendig halten, um eine Veränderung herbeizuführen. Bei uns gibt es eine wissenschaftliche Evidenz. Wir investieren nicht blind und hoffen, dass es irgendwie eine positive Wirkung gibt, sondern gehen wirklich tief in die Analyse. Wir schauen uns Produkte und Start-ups an und treffen eine fundierte Entscheidung aus der wissenschaftlichen Evidenz heraus. Wir schauen, ob Dinge Teil der Lösung oder weiterhin Teil des Problems sind. Das ist eine Expertise im Investmentprozess, die vorher nicht dagewesen ist.  

Ein Schritt zurück: Wie sind Sie auf die Idee gekommen?  

Schad: Im Grunde genommen ist es relativ offensichtlich. Wir haben viele Probleme auf der Welt. Eins ist der Klimawandel. Andere die Verschmutzung der Erde oder das Ausgehen von natürlichen Ressourcen. Diese Probleme müssen gelöst werden. Nur wie? In der Regel ist es ein Dreiklang. Es sind das Verhalten des Konsumenten, die Regulatorik und die Privatmärkte. Wenn alles drei zusammenspielt entsteht eine große Wirkung. Dann kann Veränderung im systemischen Bereich entstehen. Der private Markt – das heißt Investitionen mit Kapital, aber auch Know-How und Netzwerken - ist das, was wir aufbauen und in diese Gleichung einbringen.  

Bei Planet A investieren große Familienvermögen, unter anderem eine Stiftung von BMW. Es gibt einen Beirat um Brigitte Mohn. Wie stark spürt ihr, dass das Thema eine gesellschaftliche Akzeptanz hat? 

Detzner: Sehr stark. Zum einen spüren wir in diesen zwei Jahren, in denen wir aktiv sind, eine große Entwicklung. Dieses Thema hat sich von einem Randthema in die Mitte der Gesellschaft, in die Mitte der Märkte bewegt. Wir merken es überall. Die Türen gehen auf, die Leute und Investoren kommen auf uns zu. Das war am Anfang anders. Das Thema ist allgegenwärtig. Man kommt nicht daran vorbei. 

Es gibt unglaublich viele junge Gründer und Start-ups, die auch in diesem Thema drin sind. Wie funktioniert der Prozess vom Pitch über die Selektion bis hin zum Investment?  

Detzner: Der ist grundsätzlich nicht anders als in einem anderen Venture-Capital-Fonds. Das Besondere bei uns ist, dass wir die Wissenschaftlichkeit mitdenken. Wir gucken genauso auf den Markt, die Opportunität, die Patentierbarkeit von Innovationen. Zusätzlich schauen wir die Signifikanz von Veränderungen an. Und die quantifizieren wir sehr genau.

Die grundlegende Innovation, die wir in den Markt bringen, spiegelt sich auch im Team-Setup wider. Eine Mitgründerin von uns, Lena Thiede, hat etwa die Bundesregierung in Sachen Klimawandel mitberaten. Das Besondere ist: Sie ist genauso Managing Partner wie wir. Um wirklich grundlegend andere Entscheidungen zu treffen musst du der Wissenschaft eine Stimme geben. Und auch Nein sagen können zu Dingen, die nicht signifikant besser sind. Deshalb braucht man eine andere Investitionskultur, bei der die Wissenschaft die Business-Seite sieht und die Business-Seite wiederum die Wissenschaft – und beide als gleichwertig angesehen werden.  

Oder vereinfacht beschrieben: Wir betrachten den Impact als das Produkt von zwei Faktoren. Einmal die Wissenschaftlichkeit: Wie viel besser ist es im Vergleich zum Status Quo? Und dann wird es mit dem Business Case multipliziert. So dass wir maximal incentiviert sind, beide dieser Faktoren zu optimieren. Um diese Firmen zu finden, die besser sind, aber auch das Potenzial haben, zu skalieren. 

In der Finanzwirtschaft wird mit vielen Kennzahlen jongliert. Ihr wollt dem Impact am Ende eine klare Zahl oder Performance unterstellen. 

Detzner: Auf jeden Fall. Das ist die Innovation, die wir in den Markt bringen. Wir machen Lebenszyklusanalysen. Das ist letztendlich keine neue Technik, seit 20 Jahren werden Ökobilanzen berechnet. Aber es ist ein sehr holistisches Bild über die gesamte Lebensgröße eines Produktes. Ich schaue, woher kommen die Ressourcen, wo werden sie verarbeitet, wie weit werden sie transportiert? Wie energieintensiv war die Extraktion der Rohstoffe? Und man guckt den Produktionsprozess genauer an: Wie viel Energieeinfuhr gab es, welche Nebenprodukte? Ist es ein Einmal- oder Mehrfachprodukt?

Alle Energiebilanzen im gesamten Lebenszyklus eines Produktes werden erfasst. Das tun wir einmal für die Innovation des Start-ups und dann für das Baseline-Szenario, bei dem wir schauen, wie die Welt heute aussieht. Das können wir dann nebeneinanderhalten. Und dann können wir eine sehr klare Aussage treffen. 

Könnt ihr das an einem praktischen Investment Case erklären? 

Schad: Ein Beispiel ist die Firma Traceless. Die machen einen Plastikersatz basierend auf Reststoffen der Agrarindustrie. Da haben wir einen Referenzcase. Wie sieht die Welt heute aus? Alles wird in Plastik verpackt. Wir wissen, welche negativen Effekte das hat, vor allem für die CO2-Bilanz. Pro Tonne Plastik, die produziert wird, emittieren wir 6,5 Tonnen CO2. Das ist wahnsinnig viel. Das ist der Status Quo.  

Traceless nimmt Nebenprodukte, also Sekundärstoffstrome der Agrarindustrie, und macht diese nutzbar. Daraus wird ein Plastikersatz hergestellt. Weil diese Stoffe eh anfallen ist der CO2-Fußabdruck wesentlich geringer. Sie sparen bis zu 83 Prozent CO2 im Vergleich zu neuem Plastik. Und haben dadurch supergute Effekte auf Biodiversität. Dieses Material zerfällt komplett, es gibt eine Abfallreduktion und eine Ressourceneffizienz.  

Stellt man das gegenüber, treffen wir an dieser Stelle eine informierte Entscheidung. Diese Evidenz behalten wir nicht für uns im Hinterzimmer, die publizieren wir. Auf unserer Webseite sind die Investitionsentscheidungen aus einer Impact-Perspektive begründet. Man kann das alles auf 40 Seiten nachlesen. Das ist auch für die Start-ups wahnsinnig gut, da sie eine externe Perspektive haben auf den Impact ihrer eigenen Ideen. Das ist etwas, was Start-ups sonst so früh schwer bezahlen könnten. Bei uns bekommen sie das for free mit, was ihnen wiederum hilft, gute Leute einzustellen oder Deals zu gewinnen.

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