Emerging-Markets-Experte im Interview „Anleger sollten in Schwellenländern unbedingt auf aktives Management setzen“

Fondsmanager Cesar Fernandez: Mit Alpha Credit Advisors eine eigene Investmentgesellschaft gegründet.

Fondsmanager Cesar Fernandez: Mit Alpha Credit Advisors eine eigene Investmentgesellschaft gegründet. Foto: Alpha Credit Advisors

private banking magazin: Bei Ihrem vorherigen Arbeitgeber Julius Bär haben Sie einen milliardenschweren Schwellenländer-Fonds gemanagt. Wollen Sie mit Ihrer Investmentboutique nun eigene Fonds auflegen?

Cesar Fernandez: Bei Julius Bär habe ich einen mittelgroßen Fonds, der zuvor keine gute Performance erzielt hatte, zum größten Fonds der Bank mit guter Leistungsbilanz gemacht. Während meiner Zeit dort habe ich jedoch auch andere Fonds und Produkte verwaltet, darunter Zertifikate, festverzinsliche Produkte sowie Anlagen für einzelne Kunden. All dies bieten wir nun auch mit unserer Investmentboutique Alpha Credit Advisors an.

Welche Kunden möchten Sie ansprechen?

Fernandez: Zu unseren Kunden zählen vor allem Unternehmen, die nicht über die internen Kapazitäten verfügen, um Strategien mit hoher Streuung bei festverzinslichen Wertpapieren zu verwalten. Dabei handelt es sich meist um kleinere Privatbanken, Vermögensverwalter, Family Offices und vermögende Privatpersonen. Talente in der Vermögensverwaltung sind rar und kostspielig zu binden. Für Banken unterhalb einer bestimmten Größe ist das unerschwinglich. Als Anlagespezialisten unterstützen wir unsere Kunden dabei, ihre Ziele zu erreichen und sind dabei völlig unabhängig von Banken oder Vermögensverwaltern.

Zieht das Interesse an Anleihe-Investments nach der Zinswende nun an?

Fernandez: Es gibt Kunden, die traditionell nicht in festverzinsliche Anlagen investieren, nun aber einsteigen wollen. Gerade diese Unternehmen benötigen maßgeschneiderte und flexible Angebote. Bei uns arbeiten Experten für verschiedene festverzinsliche Anlageprodukte mit dem Schwerpunkt auf Schwellenländer, darunter auch Privat Debt sowie für globale Hochzinsanleihen und Kredit-Produkte. Wir sind in unserem Fachgebiet hoch spezialisiert und nehmen unseren Kunden damit diese Aufgabe ab.

 

Wie gehen Sie mit den speziellen Risiken von Schwellenländer-Anlagen um?

Fernandez: Unser Ziel ist es, über alle Marktzyklen hinweg konstant eine Performance im oberen Viertel des Perzentils zu erzielen. Statt einer kurzfristigen Outperformance des Marktes nachzujagen, legen wir den Schwerpunkt auf langfristigen Erfolg und wollen die Investitionen unserer Kunden vor erheblichen Rückschlägen bewahren. Für den Fall, dass wir nicht die erwarteten Ergebnisse erzielen, haben wir eine automatische Gebührensenkung eingeführt. In solchen Fällen berechnen wir nur einen Mindestbetrag, im Grunde um das Licht im Büro am Laufen zu halten.

Vor welchen Herausforderungen stehen Emerging-Markets-Investoren derzeit?

Fernandez: Insbesondere bei festverzinslichen Strategien mit hoher Streuung sind die Renditen innerhalb kürzester Zeit sprunghaft angestiegen. Damit sind jedoch auch Risiken verbunden, darunter größere Schwankungen bei den Zinssätzen sowie ein gestiegenes Ausfallrisiko. Nichtsdestotrotz ist der Puffer in Form von Renditen und Spreads, den die Anleger als Entschädigung für diese höheren Risiken erhalten, recht groß und liegt in einigen Fällen sogar weit über dem erwarteten Niveau.

Auf welche Länder sollten Anleger nun setzen?

Fernandez: Wie bei jeder anderen Anlageklasse gibt es auch bei Schwellenländer-Anleihen Gewinner und Verlierer. Länder, die in guten Zeiten starke lokale Finanzmärkte aufgebaut haben und in der Lage sind, Banken und Unternehmen zu unterstützen, haben nun viele Vorteile. Dagegen werden in einer Zeit, in der die Verfügbarkeit internationaler Kredite stark abnimmt, Staaten leiden, die hauptsächlich auf Fremdfinanzierung angewiesen sind.

 

Was bedeutet das für Investoren?

Fernandez: Damit das Risiko-Ertrags-Verhältnis stimmt, sollten Anleger an diesen Märkten breit gestreut investieren. Aktives Management ist dabei äußerst wichtig. Es hat sich immer wieder gezeigt, dass passive Strategien wie ETFs nicht die richtigen Instrumente für diese Anlageklasse sind. Solche Fonds schließen einen großen Teil des jeweiligen Index aufgrund von Liquiditätsbeschränkungen aus und werden oft zu Zwangskäufern oder -verkäufern von Vermögenswerten, etwa wenn eine Anleihe herabgestuft wird. Investoren sollten bei Schwellenländer-Anlagen daher unbedingt auf einen aktiven Ansatz setzen.

Über den Interviewten:
Cesar Fernandez hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit dem früheren ING-Anleihechef Ajlan Azaz die Investmentgesellschaft Alpha Credit Advisors gegründet. Beim Schweizer Investmenthaus Julius Bär war Fernandez zuvor für Schwellenländer-Anleihen verantwortlich und leitete das Portfoliomanagement des mehr als eine Milliarde Euro schweren Fonds Julius Baer Fixed Income Emerging Markets Corporate.

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