Nuveen-Umfrage Marktlage zwingt institutionelle Anleger zum Stragiewechsel

Modell einer Brücke über die Meerenge von Messina in Italien

Modell einer Brücke über die Meerenge von Messina in Italien: Infrastrukturprojekte bleiben für institutionelle Investoren trotz des Denominator-Effektes interessant. Foto: IMAGO / ZUMA Wire

Normalerweise geht es in der institutionellen Kapitalanlage eher mit Bedacht zu. Aktuell ist allerdings eine gewisse Geschäftigkeit zu bemerken – die Kapitalmarktsituation hat sich gedreht. „Institutionelle Anleger gehen bei Portfolioveränderungen in der Regel maßvoll und schrittweise vor. Umso bemerkenswerter ist das Ausmaß, in dem die Investoren heute sehr bedeutende Veränderungen in Erwägung ziehen oder vornehmen“, erklärt Mike Perry, Leiter der Global Client
Group von Nuveen. Der Asset Manager hat im Rahmen einer Marktstudie die Strategie von 800 institutionellen Investoren mit einem Vermögen von mindestens 500 Millionen US-Dollar analysiert.

Rund 60 Prozent aller befragten Großanleger stehen vor einschneidenden Anpassungen an der Portfoliostrategie oder setzen sie bereits um. Bei den Versicherungsunternehmen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie „aktiv umdenken“, „umschichten“ oder „den Reset-Knopf drücken“, mit 70 Prozent höher als bei anderen institutionellen Anlegern. Und: Am höchsten ist dieser Anteil in Deutschland, wo 74 Prozent der Versicherer angesichts des aktuellen Marktumfelds erhebliche Veränderungen vornehmen oder in Erwägung ziehen.

 

Rund die Hälfte der institutionellen Investoren aus der Emea-Region formulieren ihre Kapitalmarktannahmen neu, 41 Prozent nehmen erhebliche taktische Änderungen bei der Allokation vor. Und sogar die strategische Asset Allocation ist aufgrund der jüngsten Verschiebungen nicht mehr unantastbar: 30 Prozent der Großanleger richten langfristig ihre Portfolios anders aus. Vor allem Störungen in der Energieversorgung, demografische Veränderungen in der Bevölkerung und die Deglobalisierung könnten sich demnach in den kommenden Jahren auf ihre Portfolios auswirken.

Denominator-Effekt dämpft Interesse an Alternatives kaum – Infrastruktur besonders gefragt

Acht von zehn globalen Anlegern sind sich einig, dass sich die Welt dramatisch verändert und die Portfoliostrategien damit Schritt halten müssen. Auch der Einfluss der Geopolitik auf Portfolios sei einschneidender geworden. Über die Hälfte der institutionellen Investoren gibt zudem an, dass das aktuelle Marktumfeld ein Novum für sie sei.

Das hat auch Auswirkungen auf die favorisierten Anlageklassen der Großanleger. „Investoren wenden sich Infrastruktur zu, um ihre Portfolios vor der Inflation zu schützen, aber auch, um ihre Rendite zu steigern und Klimarisiken zu mindern“, so Perry. Das Interesse an Private-Markets-Investitionen, das in den vergangenen Jahren stets zugenommen hatte, ist laut der Studie noch immer vorhanden und stieg sogar leicht – und das trotz des Denominator-Effekts, der manch institutionellen Investoren dazu zwang, wegen des Wertverfalls der Anleihebestände auch Private-Markets-Anlagen zu verkaufen. Auch das Interesse an Investitionen in Acker- und Waldland ist deutlich gestiegen.

 

Für einen Großteil der Investoren spielt zudem Nachhaltigkeit schon eine wichtige Rolle af Portfolioebene: 61 Prozent berücksichtigen schon jetzt das Klimarisiko bei Anlageentscheidungen, 22 Prozent wollen sie künftig mit einbeziehen. Die Emea-Region ist in dieser Hinsicht Vorreiter: 90 Prozent der institutionellen Investoren berücksichtigen das Klimarisiko. Eine entsprechende Nachhaltigkeitsberichterstattung setzen global schon 44 Prozent der Anleger um, nur 16 Prozent geben an, dass sie gegenüber Stakeholdern oder Aufsichtsbehörden nicht zu Klimarisiken berichten. Auffällig ist: In den USA liegt dieser Anteil dagegen bei satten 41 Prozent.

Auch Impact Investing spielt für Großanleger eine Rolle, obwohl das Thema für viele Institutionen noch Neuland ist. „Die Allokation in Impact-Investments ist sowohl eine Frage der finanziellen Performance als auch der Glaubwürdigkeit - und beides können wir durch eine robustere und standardisierte Messung, Transparenz und Berichterstattung lösen“, erklärt Amy O'Brien, Globale Leiterin im Bereich Responsible Investing bei Nuveen.

Wie haben Sie als institutioneller Investor in den vergangenen Monaten die Portfoliostrategie angepasst?

Wir haben leichte taktische Anpassungen vorgenommen.
0%
Wir haben unsere taktische Asset Allocation erheblich verändert.
0%
Wir haben die strategische Asset Allocation leicht angepasst.
0%
Wir haben die strategische Asset Allocation erheblich verändert.
0%
Wir haben keine Anpassungen am Portfolio vorgenommen.
0%