Bafin zu Private Debt & Private Equity Versicherungsunternehmen verlassen sich zu häufig auf Expertise externer Asset Manager

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Bafin zu Private Debt & Private Equity
Versicherungsunternehmen verlassen sich zu häufig auf Expertise externer Asset Manager
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Mark Branson, Präsident der Bafin

Mark Branson, Präsident der Bafin: Er uns seine Mitarbeiter wollen die Entwicklung des Private-Equity- und Private-Debt- Marktes und das Investitionsverhalten der Versicherer weiter genau beobachten und denjenigen Versicherern „auf den Zahn fühlen“, die überdurchschnittliche Risiken eingehen. Foto: Maurice Kohl

Angesichts lange sehr niedriger Zinsen haben viele Versicherer in den vergangenen Jahren verstärkt in illiquide Kapitalanlagen investiert, um eine angemessene Rendite für Kundengelder zu erwirtschaften. Zwar sind die Zinsen mittlerweile wieder gestiegen. Illiquide Anlagen bleiben aber für viele interessant.

Zu Private Equity und Private Debt hat sich die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) nun mit einigen Versicherungsunternehmen ausgetauscht. Ziel der Aufsicht war es, einen Einblick in unterschiedliche Anlagestrategien zu erhalten und herauszufinden, wie Unternehmen die damit verbundenen Risiken managen. Die Auswahl der Versicherer erfolgte auf Basis der Ende 2020 durchgeführten Erhebung zum Kapitalanlageverhalten der Unternehmen („Search for Yield“-Erhebung), die gerade aktualisiert wurde.

Demnach hatten die deutschen Versicherungsunternehmen Ende 2019 4,7 Prozent ihrer Kapitalanlagen in Private Equity und Private Debt – jeweils inklusive Infrastrukturanlagen – investiert, mit Spitzenwerten bei einigen Versicherern von bis zu 10 Prozent (Private Equity) oder 30 Prozent (Private Debt). Die Planungsdaten der Versicherer deuteten bereits eine Erhöhung der Quoten für die folgenden Jahre an. Tatsächlich betragen die derzeitigen Quoten 5,2 Prozent für Private Equity, beziehungsweise 4,1 Prozent für Private Debt (zum Stichtag 30. Juni 2022) und übertreffen damit sogar die ursprüngliche Einschätzung. Ursache hierfür sind auch die gesunkenen Zeitwerte der gesamten Kapitalanlagen aufgrund des deutlichen Zinsanstiegs.

Was Anlagen in Private Equity und Private Debt interessant macht

Neben einer breiteren Diversifizierung des Anlageportfolios, versprechen derartige Anlagen eine höhere Rendite als vergleichbare an der Börse notierte Anlagen. Angesichts der eingeschränkten Liquidierbarkeit, können Versicherer zudem eine Illiquiditätsprämie als Zusatzrendite vereinnahmen. Die Wertentwicklung von Private-Equity-Anlagen ist zwar nicht vollständig unkorreliert zur entsprechenden Entwicklung vergleichbarer liquider Anlagen, unterliegt allerdings nicht deren Marktschwankungen. In Phasen größerer Börsenschwankungen können sie daher einen Beitrag leisten, das Anlageportfolio zu stabilisieren.

 

 

 

Der lange Anlagehorizont kommt dem langfristigen Geschäftsmodell von Versicherern zugute. Aber auch für die Zielunternehmen als Mittelempfänger haben Private Equity und Private Debt Vorteile, da sie den Kreis ihrer Geldgeber über den Kapitalmarkt beziehungsweise Bankensektor hinaus erweitern. In Zeiten, in denen Banken bei der Kreditvergabe restriktiver werden, ist dies für Unternehmen von besonderer Bedeutung.

Versicherer gehen oft zunächst den teureren Weg über Dachfonds

Die Kapitalanlage in illiquide Anlageformen ist jedoch komplexer als die Anlage in liquide Assets wie Staatsanleihen oder Aktien. Die Informationsbeschaffung und -auswertung ist aufwändiger. Gerade für kleine und mittlere Versicherungsunternehmen – auch wenn sie über erfahrene Mitarbeitende in der Kapitalanlage verfügen – ist es nicht einfach, das erforderliche Spezialwissen vorzuhalten und einen Zugangsweg zu renditeträchtigen Investments innerhalb dieser Anlageklassen zu finden, so die Mitarbeiter der Bafin.

Daher investieren viele typischerweise indirekt, beispielsweise über Fonds, bei denen sich professionelle Assetmanager um die Auswahl der Zielunternehmen kümmern. Das hat ihren Preis, der sich erst nach einigen Jahren amortisiert. Versicherer, die neu in diese Anlagekategorien einsteigen, wählen laut Bafin häufig zunächst den teureren Weg über Dachfonds, die wiederum in mehrere Zielfonds investieren. Nach den Erfahrungen der Versicherer dauert der Aufbau einer eigenen Expertise und die Umsetzung einer auf illiquiden Kapitalanlagen basierenden Strategie mehrere Jahre.

Abweichende Risikoprofile

Illiquide Anlagen weisen gegenüber vielen liquiden Anlagen ein deutlich abweichendes Risikoprofil auf. Entgegen der Bezeichnung ist jedoch die „Illiquidität“ nicht das vorherrschende Risiko der Anlage in Private Debt, so die Autoren der Bafin, sondern dass das Kreditrisiko, also das Risiko, dass das Zielunternehmen als Kreditnehmer seinen Kredit nicht zurückzahlen, beziehungsweise die Zinsen nicht bedienen kann. Hierzu können auch die Verletzung sogenannter Covenants zählen, also die Verletzung bestimmter, vertraglich einzuhaltender Finanzkennzahlen. Typischerweise verfügen Private-Debt-Anlagen nicht über ein externes Rating, sie sind jedoch grundsätzlich besichert.