Gespräch Natixis IM „Wir sind 20 Maßschneider unter einem Dach“

Kai Wilczek, Senior-Sales (links) und Patrick Sobotta, Managing Director

Kai Wilczek, Senior-Sales (links) und Patrick Sobotta, Managing Director: Die beiden Manager von Natixis IM erläutern den Multi-Boutiquen-Ansatz ihres Hauses. Foto: Natixis IM

private banking magazin: Wir haben jüngst ein Gespräch mit Jan Krämer von der Commerzbank geführt und mit ihm über besondere Investmentlösungen gesprochen. Eine maßgeschneiderte Lösung kommt aus Ihrem Team bei der Natixis. Das müssen Sie erklären: Was kann die Natixis, was die Commerzbank nicht kann?

Patrick Sobotta: Kai Wilczek und ich arbeiten sehr gerne mit den Kollegen der Commerzbank an individuellen Lösungsansätzen. Das ist richtig. In den vergangenen Jahren haben wir einige spannende und maßgeschneiderte Strategien als Publikumsfonds aufgelegt. Angefangen hat es mit einer Strategie, die von einer steileren US-Zins-Kurve profitiert. Zum damaligen Zeitpunkt gab es kein vergleichbares und investierbares Vehikel. Kai kann Ihnen gerne etwas mehr darüber erzählen.

Lieber Herr Willczek, das ist doch kaum vorstellbar, gibt es doch über 8.000 Investmentfonds. Was ist denn euer Alleinstellungsmerkmal in der Maßschneiderei?

Kai Wilczek: Wir sind ein Multi-Boutiquen-Haus und um bei Ihrem Bild zu bleiben, wir sind über 20 Maßschneider unter einem Dach. Das ist die Stärke des Multi-Boutiquen-Ansatzes inklusive der Natixis IM-internen Einheit „Solutions“, ist das hohe Maß an Flexibilität und Expertise. Wir decken nahezu alle Asset-Klassen auf der liquiden und auf der illiquiden Seite ab. Natürlich gibt es in bestimmten Bereichen eine gewisse Überschneidung der Expertisen, aber gerade diese feine Schnittmenge ermöglicht uns, maßgeschneiderte Strategien anzubieten, die bislang nicht am Markt existieren oder wo andere Gesellschaften prohibitiv hohe Mindestinvestments verlangen.

Eine maßgeschneiderte Strategie ist dabei nur die halbe Wahrheit, zusätzlich kann der Kunde auch die „Verpackung“ wählen. Neben einem Spezialfonds, können wir es auch als Publikumsfonds anbieten. Sofern es die Strategie technisch erlaubt, gerne auch als ETF, was wir bereits getan haben. So ist es möglich, dass eine Boutique die Strategie inhaltlich umsetzt, aber das Vehikel, beispielsweise ein ETF, von einer anderen Gesellschaft aufgesetzt wird. Es gibt also kein „Silo-Denken“, je nach Situation arbeiten verschiedene Gesellschaften an einem Projekt zusammen, das wir dann koordinieren.

Auf das aktuelle Projekt runtergebrochen heißt das?

Wilczek: Bei der aktuellen Fondslösung Natixis Bond Alternative Risk Premia arbeiten wir mit einem Team von Natixis IM Solutions zusammen. Dieses Team ist auf strukturierte und systematische Strategien im Bereich „Risikoprämien“ spezialisiert. Bevor wir uns für das Team entschieden haben, haben wir quasi einen internen Beauty Contest gemacht und so den geeignetsten Partner ausgesucht.

Wie darf man sich so eine Anbahnung vorstellen? Wie ein Pitch?

Wilczek: Die Ideengenerierung erfolgt im stetigen Austausch mit dem Kunden. Da es bereits die dritte Strategie ist, herrscht auf beiden Seiten ein gewisses Verständnis, darüber was zu tun ist. Im konkreten Fall kam der Kunde mit einer Idee zu uns, die dann über Monate hinweg gemeinsam entwickelt und schließlich in einem täglich handelbaren Publikumsfonds umgesetzt wurde.

Was zeichnet dieses Produkt aus? 

Wilczek: Die Strategie soll die klassischen, long-only Fixed Income-Fonds ersetzen oder zumindest ergänzen. Eine so genannte Bond Replacement Strategy, die vor allem in einem für Rentenfonds schwierigen Umfeld von niedrigen oder sogar steigenden Zinsen überdurchschnittlich performen soll. Plakativ ausgedrückt, soll der Fonds in einem Zinsumfeld Geld verdienen, wenn es eigentlich nicht viel zu verdienen gibt.

Ein Wunderwerk der Portfoliotheorie.

Wilczek: Eher eine Absolute-Return-Strategie. Die besteht aus drei Komponenten und die ergänzen sich gegenseitig. Dadurch wird die Performance in unterschiedlichen Marktphasen geglättet. Die drei Buckets „Core“, „Carry“ und „Defensive“ sind mit verschiedenen Risikoprämien befüllt, die allesamt in dem Bereich Fixed Income und FX Anwendung finden. Neben bekannteren Prämien, wie Momentum, werden auch eher exotische strukturelle Anomalien genutzt, die aus regelmäßigen Portfolioanpassungen von institutionellen Investoren resultieren. 

So ein nahezu asymmetrische Risikoprofil kommt ja fast schon einer Vorhersehung gleich.

Wilczek: Vorhersehen können wir leider auch nichts. Bislang sind wir aber mehr als zufrieden. Die Strategie wurde Mitte Dezember 2021 aktiviert und macht bislang genau, das was sie soll. Während man mit globalen und Euro-Rentenpapieren etwa 5 Prozent verloren hat, verbucht der Natixis Bond Alternative Risk Premia (ISIN: LU2373384994) ein sattes Plus von rund 7,2 Prozent per 31. März 2022.

Ist der Fonds exklusiv für die Commerzbank?

Wilczek: Nein, er ist Deutschland zugelassen und grundsätzlich frei investierbar. Eine Retail-Tranche ist in Planung.

Was verdient ihr an so einer maßgeschneiderten Lösung?

Wilczek: Die aktuell verfügbare Anteilscheinklasse liegt bei einer Gesamtkostenquote, der TER, von 0,39 Prozent. Die Retail-Tranche wird auch unter 1 Prozent liegen.

Sind weitere Strategien in Planung?

Wilczek: Aktuell laufen Gespräche mit weiteren Investoren über neue spannende Produktideen, die es bislang nicht am Markt gibt. Details können wir hier leider noch nicht preisgeben. Sollte also jemand eine Strategieidee schon länger mit sich rumtragen, dann können wir gerne das Gespräch suchen.


Über die Interviewten:
Kai Wilczek ist Senior-Vertriebsmanager bei Natixis Investment Managers.

Patrick Sobotta, Managing Director, leitet den Vertrieb von Natixis Investment Managers in Deutschland, Österreich und Osteuropa.

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