Altersvorsorge Mit den richtigen Aktien zum passiven Einkommen im Ruhestand

Stephan Witt von Finum Private Finance

Stephan Witt von Finum Private Finance: Er schreibt über eine Dividendenstrategie fürs Alter. Foto: Finum Private Finance

Heute verbringen die Deutschen ein Drittel des Lebens im Ruhestand. Sie können ihr Leben im Rentenalter länger als früher genießen. Aktuelle Studien gehen davon aus, dass knapp 38 Prozent der heute 55-jährigen Frauen älter als 95 Jahre werden. Bei den heute 55-jährigen Männern sind es 21 Prozent. Die Altersvorsorge der Deutschen aus der gesetzlichen Rente beträgt, laut Angaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, im Schnitt 1.517 Euro pro Monat – eine Zahl, die uns vor Augen führt, wie wichtig es ist, sich mit dem Thema frühzeitig zu beschäftigen.

Deutsche Aktien-Muffel

Nur 6,5 Prozent der Deutschen sind direkte Aktionäre. 28 Prozent halten rein statistisch ein Depot. In Ländern wie Schweden, den USA, Großbritannien oder der Schweiz ist der Anteil der direkten Aktionäre 3,5-mal so hoch. Doch dabei kann die Investition in Aktien eine Hilfe sein. Denn mit einer an Dividenden orientieren Aktienstrategie können wir über die Jahre ein passives Einkommen erzielen und die Versorgungslücke schließen.

Nehmen wir an, ein 35-Jähriger hat noch über 30 Jahre Zeit, fürs Alter vorzusorgen. Legt er jeden Monat 500 Euro in ein Portfolio aus mehreren und gut diversifizierten Dividenden-Aristokraten mit einer durchschnittlichen Dividendenrendite von 2,875 Prozent (nach Steuern) und einer langfristigen Jahresperformance von 8 Prozent an, besitzt er bei Rentenbeginn ein Kapital von rund einer Million Euro. Dieses Portfolio zahlt eine Dividende von 28.000 Euro im Jahr. Die Kosten betragen ein Prozent.

Unterstellt wird, dass bis zum Rentenbeginn alle Dividenden reinvestiert werden. Das bedeutet, dass wir, ohne Kapitalverzehr, über ein passives Monatseinkommen von über 2.300 Euro, rein aus Dividenden, verfügen. Doch hier schlägt die Inflation zu Buche. Prognostizieren wir den durchschnittlichen Kaufkraftverlust der letzten 30 Jahre auf den Anlagezeitraum: Daraus ergibt sich ein relativer Kaufkraftverlust von rund einem Prozent pro Laufzeitjahr. Dies ist aber im Rahmen der Strategie nicht problematisch.

Der Vorteil der Strategie liegt darin, dass im Rahmen der passiven Einkommensstrategie das Kapital nicht verzehrt wird. Dies kann zusätzlich zur Ausschüttung über einen passenden Auszahlplan geschehen und das Einkommen in der Bezugsphase erhöhen. Auf der Basis des angesparten Kapitals und einem Kapitalverzehr von zusätzlich 3.000 Euro pro Monat führt dies zu Kapitalwachstum.

Quelle: Stephan Witt, eigene Berechnungen

Quelle: Stephan Witt, eigene Berechnungen

Welche Aktien kommen infrage?

Bei einer solchen Strategie stehen die Dividenden-Aristokraten im Vordergrund. Darunter verstehen wir Unternehmen, die die Dividende über mindestens 25 Jahre hinweg kontinuierlich erhöhten. Schauen wir hier in die Details: Es gibt einige Unternehmen, die seit 35 Jahren kontinuierlich ihre Dividende steigerten.

Black & Decker zahlt seit 140 Jahren fast ununterbrochen Dividenden. Der Pharmakonzern Eli Lilly zahlt seinen Investoren seit 1885 beständig eine Dividende. Procter & Gamble zahlt seit über 130 Jahren ununterbrochen eine Dividende. Ferner spielt natürlich die Dividendenrendite eine entscheidende Rolle – aber nicht nur. Wichtig ist auch das Verhältnis der Ausschüttungen zum gesamten Gewinn – und das über mehrere Jahre hinweg.

Grundsätzlich sollten wir uns bei der Auswahl der Titel eher nach Unternehmen umsehen, die auch in Krisenzeiten noch Umsatz generieren, da diese Dividenden ausschütten können, während andere Gesellschaften sparen müssen. Durch diesen Vorteil können Anleger ihre Strategie besser planen und ein Mindestmaß an Sicherheit in ihr Depot einbauen.

Zu den Top-Dividendenzahlern in Deutschland zählen aktuell die BASF, die Allianz, die Deutsche Telekom. Schauen wir weiter nach Europa, zählen dazu Solvay, die Sanofi, Novartis, Glaxo Smith Kline sowie British American Tobacco. Investments über Branchen und Länder zu streuen, ist hilfreich und unabdingbar – über Europa hinweg.

Quelle: Stephan Witt, eigene Berechnungen




Über den Autor:
Stephan Witt arbeitet als Kapitalmarktstratege bei Finum Provate Finance in Berlin. Hier ist er für den Vertrieb zuständig und leitet den Anlageausschuss Wertpapiere.

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