Erfahrungen aus der Beratungspraxis „Der Wettbewerb um gute Waldgrundstücke nimmt zu“

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Klimawandel, extreme Trockenheit – wie im Sommer 2018 – und Ungeziefer sind für Waldinvestoren große Herausforderungen. Welche Risiken sind mit der Anlageklasse aus Ihrer Sicht verbunden? Und werden die vielfältigen Risiken durch entsprechende Rendite adäquat vergütet?

Schulte: Bei durchschnittlich 14,2 Prozent IRR in den letzten rund 30 Jahren in Nordamerika können die Risiken objektiv betrachtet ja nicht so groß gewesen sein. Selbstverständlich sind sie aber da, können – vor allem was beispielsweise den Klimawandel angeht – durch die Auswahl der Lage sehr deutlich minimiert werden. Wir raten von Waldinvestitionen zum Beispiel in Kalifornien oder weiten Teilen Australiens durch steigende Waldbrandgefahr oder beispielsweise unmittelbar am Golf von Mexiko durch steigende Sturmrisiken ab. Auch durch professionelle Bewirtschaftung und Forstschutz vor Ort werden Risiken deutlich minimiert. Last but not least gibt es darüber hinaus zum Beispiel Waldbrandversicherungen.

Wie verwahrt man die Anlage als institutioneller Investor? Forst als Anlageklasse muss bewirtschaftet werden. Worauf muss man achten und wie hoch sind die Kosten relativ zur Fläche?

Schulte: In Nordamerika ist durch das Vorhandensein großer forstlicher Dienstleister Wald als Anlageklasse genauso einfach zu bewirtschaften, wie etwa eine Büroimmobilie. Einige unserer größeren Waldbesitzer haben ihren Wald in Nordamerika seit Jahren nicht betreten, überlassen uns über Monitoring-Verträge komplett die Steuerung des „Property Managers“ vor Ort. Die Bewirtschaftungskosten hängen sehr stark von den vorgenommenen Holzeinschlägen ab; Verträge werden also zu großen Teilen leistungsbezogen gestaltet.

Wald ist nicht gleich Wald. Es gibt Unterschiede bei der Lage, dem Baumbestand, dessen Wachstumsgeschwindigkeit und dessen Altersstruktur. Welche Rolle spielt der Waldboden und dessen Lage in der Bewertung? Was muss man als Anleger über die Anlageklasse „Forst“ wissen, wenn man im Tagesgeschäft normalerweise nur vor dem Computer sitzt und Wertpapiere auf Knopfdruck handelt?

Schulte: Wenig bis gar nichts ...! Wir gehen ja auch davon aus, dass man erfolgreich in zum Beispiel Büroimmobilien anlegen kann, ohne persönlich die Statik oder Energieversorgung des Gebäudes im Detail zu verstehen oder Architektur studiert zu haben. Waldinvestments lassen sich sehr extensiv über Budgetpläne und Zielvorgaben steuern. Mieter können auch deutlich mehr Stress verursachen als Bäume. Bisher haben uns hier noch keine Beschwerdebriefe oder Klagen erreicht.

Unsere Erfahrung ist es aber, dass unsere Kunden sich sehr stark persönlich interessieren. Dann bieten wir gerne Crash-Kurse, Seminare und Waldbesichtigungsreisen an. Eine Waldbewertung vor dem Kauf zur Bestimmung eines „fairen Preises“ ist allerdings in der Tat sehr komplex und benötigt erhebliches Fachwissen und langjährige Erfahrungen. Neben der Lage, dem Holzvorrat – quantitativ und qualitativ –, dem Vorhandensein von Holzabnehmern in der Umgebung, der Erschließung etc. gibt es neben der Bodengüte eine Vielzahl weiterer Parameter, die den Waldwert ausmachen. Dieser wird von uns mit Partnerunternehmen vor Ort über wissenschaftlich fundierte Waldwertgutachten für unsere Kunden nachvollziehbar hergeleitet.

Werden Forstbestände jährlich neu bewertet?

Schulte: Das ist weder vorgeschrieben noch notwendig. Viele Familien beziehungsweise institutionelle Kunden wünschen von uns aber einen jährlichen Vermögensbericht zur internen Nutzung. Hier legen wir den Cashflow und die Sachwertentwicklung, heißt auch Rendite im Sinne des IRR, dar.

Bei diesen Bewertungen zeigen sich dann auch noch einmal die Vorteile von direkten Waldinvestments im Portfolio: 2018 verlor der Dax etwa 18 Prozent an Wert. Zeitgleich hatten alle durch uns in Nordamerika betreuten Waldbesitzer signifikante Cashflow-Erlöse und sehr gute Sachwertsteigerungen zu verzeichnen, was unseren Leitsatz für direkte Investments unterstreicht: Mit Wald wird niemand schnell vermögend, bleibt es aber nachweisbar über Jahrhunderte – auch bei ökonomischen und politischen Krisen!


Über den Interviewten:
Andreas Schulte ist seit Oktober 2003 Inhaber des Lehrstuhls für Waldökologie, Forst- und Holzwirtschaft an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Seit 15 Jahren ist er geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens SilvaVest GmbH (vormals Wald-Consult Ltd.). SilvaVest berät Familien und institutionelle Investoren auf dem Weg zum Waldbesitz und bei der nachhaltigen Bewirtschaftung nach dem Kauf.

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