Erfahrungen aus der Beratungspraxis „Der Wettbewerb um gute Waldgrundstücke nimmt zu“

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Besteht ein Wettbewerb um gute Waldgrundstücke?

Schulte: Ja, und er wird immer größer, da auch asiatische und südamerikanische Investoren das Thema zunehmend für sich entdecken. Global sprechen viele Trends dafür, dass die Waldpreise weiter signifikant steigen, das Angebot knapper und „umkämpfter“ wird.

Wie investiert man im 21. Jahrhundert in Wald und Forst? Direkt oder über Timber-Fonds?

Schulte: Wir können wissenschaftlich fundiert nachweisen, dass sich die großen Vorzüge eines Waldinvestments nur auf direktem Weg mit Grundbuchtitel und bei langfristig nachhaltigem Ansatz heben lassen. Insbesondere Fonds mit vergleichsweise kurzen Laufzeiten von acht bis zwölf Jahren halten wir beim Thema Wald für nur bedingt zielführend, heißt: teuer durch hohe Vorlaufkosten beim Emittenten plus erhebliche Marketinggebühren und mit dem Risiko von signifikanten Verlusten wie bei jeder anderen Fondsbeteiligung auch behaftet.

Wie stark schwanken die Renditen? Und wie groß ist der Einfluss der schwankenden Holzpreis auf die Rendite?

Schulte: Ein weiterer großer Vorteil von direkten Waldinvestments ist die seit Jahrhunderten bei Stiftungen oder Familien bekannte „Sparkassenfunktion“ von Wald. Anders als beispielsweise bei Raps, Weizen oder Soja muss ich als Waldbesitzer mein Holz nicht jährlich ernten, kann es im Lager Wald stehen lassen. Ich bestimme also den Zeitpunkt von Erlösen selbst, heißt: opportunistisch bei besonders guten Holzpreisen oder in Situationen, wo ich Cashflow aus welchen Gründen auch immer benötige. Ein Fondsmanager, der sich zur jährlichen Ausschüttung verpflichtet hat, verliert diesen sehr großen Vorteil.

Direkte Waldinvestoren bestimmen sehr weitgehend ihre jährlichen Cashflow-Erlöse selbst. Wir streben mit unseren Beratungsleistungen aktuell bei sehr sicheren, risikoarmen Investitionsoptionen jährliche Cashflow-Erlöse zwischen einem und 4 Prozent und bei 30-jähriger Betrachtung einen IRR an, der zwischen 6 und 9 Prozent liegen sollte.

Vergleicht man die Cashflow-Erlöse von Wald mit denen von Staatsanleihen in Nordamerika sollte nicht vergessen werden, dass Wald als inflationsgeschützter Sachwert gilt. Alleine die durchschnittliche Bodenwertsteigerung in Kanada lag mit circa 8,6 Prozent sehr deutlich oberhalb der Inflationsrate der letzten 40 Jahre.

Wie hoch waren in der Vergangenheit die Renditen bei Wald-Investments?

Schulte: Die sehr konkurrenzfähige Rentabilität von Waldinvestments zeigt sich zum Beispiel sehr gut an der Entwicklung des Wald-Index des National Council of Real Estate Investment Fiduciaries (NCREIF). Der so genannte „NCREIF Timberland Index“ bildet quartalsweise die Erträge und Wertsteigerungen von professionell bewirtschafteten Waldflächen in Nordamerika ab.

Von 1987 bis 2017 weist der NCREIF Timberland Index auf Ebene der verwalteten Waldflächen eine durchschnittliche jährliche Rendite (IRR) von 14,2 Prozent aus. Der Aktienindex Standard & Poor`s 500, welcher die Aktien der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen umfasst, kommt im gleichen Zeitraum auf eine Vergleichsrendite von rund 13,6 Prozent. Direkte Waldinvestments brauchen also den Vergleich mit anderen Anlageklassen, selbst mit Aktien, nicht zu scheuen! Allerdings: Man sollte einen sehr langen Anlagezeitraum akzeptieren.