Stefan Hlawatsch vom Family Office Consilisto Warum Waldbesitz gut fürs Portfolio sein kann

Stefan Hlawatsch, Family Office Consilisto Berenberg

Stefan Hlawatsch, Family Office Consilisto Berenberg

2007 gab es über 1.300 Privatforste mit einer Fläche von jeweils mehr als 200 Hektar. Diese Zahl dürft e in den vergangenen Jahren sogar noch zugenommen haben. Warum Bankberater und Vermögensverwalter trotzdem wenig Interesse an diesem vermögenden Kundensegment zeigen, mag zum einen daran liegen, dass Eigentum an Wald in der heutigen Zeit zwar durchaus lukrativ ist, aber eine lange Kapitalbindung mit sich bringt beziehungsweise voraussetzt.

Zum anderen ist dem Vermögensverwalter in der Regel wenig daran gelegen, eine wohlsituierte Privatperson zu betreuen oder zu beraten, deren Vermögen zum Großteil in einer illiquiden Vermögensanlage steckt. Der Berater ist umsatzgetrieben und verdient oft nur dann, wenn er selbst das Vermögen in den gängigen Anlageklassen wie Aktien, Renten oder Fonds investiert. Daher wird der Wald, wenn überhaupt, als illiquide anlageklasse wahrgenommen, jedoch für die Verwaltung des Restvermögens schlichtweg ignoriert.

Planbare Ausschüttungen

letztlich wäre der „Durchschnittsbanker“ ohnehin nur selten in der Lage, fachgerecht und kompetent in Sachen Wald und Waldinvestition zu beraten, da er sich im Finanzmarkt zu Hause fühlt und oftmals eine Tanne kaum von einer Eiche zu unterscheiden vermag. Doch das ist gefährlich, sowohl für Vermögensinhaber als auch für den Verwalter. Denn auch Wald ist – mit etwas Abstand betrachtet – eine interessante anlageklasse, die neben jährlichen Ausschüttungen auch Wertsteigerungspotenzial bietet.

Daher ist es essenziell, den Wald sowie die daraus resultierenden Cash-Flows sowohl in der Vermögensplanung als auch in der Vermögensallokation zu berücksichtigen. Wald bietet nicht nur planbare Ausschüttungen für die Zukunft . Der Grundbesitz und die Erlöse sorgen außerdem dafür, die Rendite des Gesamtvermögens zu stabilisieren und die Volatilität zu reduzieren. Dies ist unter anderem deshalb möglich, da die Holzpreise, aber auch die Flächenpreise nur geringe Korrelation mit den klassischen Anlageklassen aufweisen.

Die Entwicklung der Preise für Stammholz sowie industrieholz in Deutschland verlief in den vergangenen 25 Jahren sehr ähnlich. Jedoch zeichnete sich auch ab, dass Industrieholzpreise stärkeren Schwankungen unterworfen sind. auch einmalige extreme Preisschocks, wie beispielsweise die Auswirkungen des Sturmtiefs „Kyrill“ im Jahr 2007, hatten einen deutlich höheren Einfluss auf die Preisentwicklung des Industrieholzes als auf die des Stammholzes. Vergleicht man die monatlichen Preisentwicklungen mit den Renditen des Dax seit 1968, so ist festzustellen, dass die Korrelation nahe null ist.

Die Entwicklung der Stammholzpreise weist eine Korrelation zum Dax von -0,018 auf, industrieholz besitzt eine Korrelation von 0,031. Das bedeutet, dass die Holzpreisentwicklungen kaum einen systematischen Zusammenhang zu den Dax-Renditen aufweisen. Dadurch erweist sich die Beimischung von Wald in das Vermögensportfolio unter Risikogesichtspunkten als äußerst lukrativ, da das Risiko stärker diversifiziert wird.

Das führt gemäß Markowitz zu einer Erhöhung der Portfoliorendite bei gleichbleibendem Risiko oder zu einer Reduzierung des Risikos bei gleichbleibender Portfoliorendite. Untermauert wird dieser Effekt, wenn man die Volatilitäten der Holzpreise den Volatilitäten von Aktienrenditen gegenüberstellt.

Ein Beitrag für die Gesellschaft

Eine Investition in Wald weist einige bemerkenswerte Eigenschaft en auf. Zum einen zählt dieses Investment zu den sogenannten Socially Responsible investments, SRi. Diese tragen dem Wunsch des Vermögensinhabers Rechnung, durch sein Vermögen einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Dies gewinnt in der heutigen Zeit zunehmend an Bedeutung, da Vermögen und Besitz mehr und mehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass das Aktienpaket eines Energie- oder Ölkonzerns eher verschwiegen wird, der Besitz von Wald jedoch repräsentativ ist. Des Weiteren besitzt Holz eine „natürliche“ Rendite, da selbst bei konstanten Preisen der Wert des Holzbestands aufgrund seines natürlichen Wachstums ansteigt. Das führt zu einem beträchtlichen Zinseszinseffekt im Zeitverlauf. Da mit zunehmendem Alter des Bestands in der Regel auch die Qualität des Holzes steigt, kann durchaus unterstellt werden, dass ein späterer Verkauf zu höheren Preisen möglich wird.

Die bedeutendste Eigenschaft eines Waldinvestments bezogen auf das Gesamtvermögen ist aber die Möglichkeit, die jährlichen Erträge zu steuern. Waldbesitzer in Deutschland sind gemäß Paragraf 11 Bundeswaldgesetz verpflichtet, den Wald ordnungsgemäß und nachhaltig zu bewirtschaften – wobei dieses Kriterium trotz unterschiedlicher Umsetzung durch die Ländergesetzgebung hinreichend Interpretationsspielraum zulässt. Durch diese Steuerbarkeit kann auch die Rendite des Gesamtvermögens geglättet werden.

In Jahren mit Minderperformance an den Finanzmärkten kann durch eine Erhöhung der Erntequote die Rendite auf Gesamtvermögensebene nach oben adjustiert werden. In börsenstarken Jahren kann auf eine überhöhte Erntequote verzichtet werden, was wiederum den Bestand und damit die Basis für spätere Holzernten erhöht. Da die Haupterntephase im Winter liegt, kann zu Beginn des Jahres genug Holz geerntet werden, um alle planbaren Fixkosten der Forstwirtschaft für das laufende Jahr zu decken.

Zum Jahresende kann dann je nach Börsenjahr die Holzernte nochmals deutlich erhöht werden, oder das Jahr wird kostendeckend beendet. Dies setzt eine intensive Zusammenarbeit zwischen Family Office, Vermögensträger und Forstverwalter voraus. Der Vorteil für den Vermögensträger liegt auf der Hand: Die Rendite seines Gesamtvermögens wird deutlich geglättet, und durch die geringe Korrelation zwischen Holzpreisen und Aktienrenditen geht der Glättungseffekt auch bei Börsencrashs nicht verloren. Der Glättungseffekt funktioniert auch umgekehrt.

Nach Sturmtief „Kyrill“ sanken die Preise für Holz im folgenden Jahr wegen des Überangebots deutlich. Da hier eine Über-Ernte nicht vermieden werden konnte, hätte man im Gegenzug durch Abstimmung mit dem Family Office in Anlagen investieren können, die in den ersten Jahren geringere oder negative Renditen aufweisen, wie Private-Equity-Beteiligungen.

Auch hier hätte die Rendite auf Gesamtvermögensebene geglättet werden können, ohne dabei auf Investitionschancen zu verzichten. Somit ist die Einbindung des Family Offices in den Forstbetrieb ein notwendiger Schritt, um das Gesamtvermögen optimal an die jeweiligen Bedingungen der Ökonomie und Finanzmärkte anzupassen. Zusätzlich ergeben sich noch weitere Schnittstellen, da Kauf-, Verkaufs- und Nachfolgepläne bezogen auf den Forstbetrieb ebenfalls durch das Family Office begleitet werden sollten.

Im ersten Fall kann durch eine durchdachte Finanzierungs- und Gesellschaftsstruktur ein zusätzlicher Mehrwert generiert werden. Die hier genannten Vorteile können nur bei Direktinvestitionen realisiert werden. Waldfonds oder an den Holzpreis gekoppelte Zertifikate bieten vielleicht einen Diversifikationseffekt, haben aber mit echtem Waldbesitz nichts zu tun.

Schnäppchen sind rar geworden

Wer noch auf den Zug aufspringen möchte, sollte sich beeilen. In Westeuropa sind die Preise für Wald deutlich angestiegen, und auch in Osteuropa sind echte Schnäppchen rar geworden. Waldkäufe in Nord- oder Südamerika sind vielleicht noch attraktiv, bedingen aber einen vertrauenswürdigen Forstverwalter, da eine regelmäßige Kontrolle der Bewirtschaftung nur schwer möglich sein wird.

Doch auch hier werden sich die Preise bald anpassen, da eine steigende weltweite Nachfrage und neue Verwendungsmöglichkeiten des Rohstoffs Holz diesen Trend noch beschleunigen werden. In jedem Fall sollte der Rat des Family Offices eingeholt werden.

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