Nietho Bruhn von Qcoon-Invest So lässt sich ein wirkungsvolles Private-Equity-Portfolio aufbauen

Nietho Bruhn, Seniorberater bei der Qcoon-Invest.

Nietho Bruhn, Seniorberater bei der Qcoon-Invest. Foto: Qcoon-Invest

Heuschrecken – mit diesem Begriff hat 2005 der damalige SPD-Chef Franz Müntefering Private Equity (PE) ungerechtfertigt in Verruf gebracht. Größere Vermögen bestehen oftmals primär aus liquiden Anlagen, also Wertpapierdepots und Liquidität, möglicherweise noch etwas Gold, sowie Immobilien. Soweit unternehmerisches Vermögen vorhanden ist, macht dies häufig einen erheblichen Bestandteil des Gesamtvermögens aus. Vereinzelt finden sich noch verschiedene Beteiligungen, die sich über die Zeit angesammelt haben, und die meistens nicht wirklich im Portfoliokontext stehen.

Private Equity als Vermögensbaustein fehlt in den meisten Fällen. Das liegt vor allem am nicht ganz einfachen Zugang zu dieser Anlageform. Anleger können sich normalerweise nicht unmittelbar an Private Equity beteiligen. Im Regelfall ist für einen Einstieg der Umweg über einen entsprechender PE-Fonds nötig. Dabei handelt es sich um geschlossene Beteiligungen (Geldsammelstellen), die aktiv gemanagt werden. Das kostet zwar Geld, macht sich aber bezahlt, wenn man in die besten Top-Quartil-Manager investiert.

In den vergangenen 40 Jahren resultierten im Schnitt 12 Prozent Rendite 

In den vergangenen 40 Jahren erzielte Private Equity ganz allgemein durchschnittliche Renditen von circa zwölf Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Aktien werfen gemessen am MSCI World historisch betrachtet per annum einen Ertrag von acht bis neun Prozent ab. Das beste Viertel der PE-Manager, das sogenannte Top-Quartil, kommt sogar auf eine durchschnittliche jährliche Rendite von etwa 20 Prozent.

Es ist nicht einmal so schwer, diese Top-Manager zu ermitteln, wenn man sich den Track Record und die handelnden Personen der verschiedenen Fonds genauer anschaut. Allerdings werden diese Klassenbesten – vereinfacht ausgedrückt – mit Geld überhäuft. Die Herausforderung besteht somit weniger in der Selektion, sondern vielmehr darin, einen Zugang zu den Top-Managern zu erhalten.

 

Im Gesamtportfoliokontext verbessert PE das Rendite-Risikoprofil eines Gesamtvermögens spürbar, da der Wert von Top PE-Beteiligungen sich deutlich anders als die stimmungsgetriebenen Aktienmärkte entwickelt. Da die Wertermittlung üblicherweise lediglich quartalsweise vorgenommen wird, schwankt diese Assetklasse bei weitem nicht so stark wie klassische Aktienanlagen. Diesen substanziellen Vorteilen steht allerdings auch ein gewisser Nachteil gegenüber, denn Private Equity ist recht illiquide.

Auch erfährt der Anleger erst nach der letzten Rückzahlung seiner Investitionen, wie hoch die Rendite (IRR) tatsächlich ausgefallen ist. Bei Private Equity ist somit auch eine Menge Geduld gefragt.

Lange Kapitalbindung erfordert Geduld

Zunächst verpflichtet man sich, einen gewissen Maximalbetrag für eine PE-Beteiligung bereit zu stellen. Dieser wird in Abschnitten während der Investitionsphase, üblicherweise die ersten vier bis fünf Jahre der Laufzeit, abgerufen. Oftmals überschneiden sich erste Rückzahlungen jedoch schon mit den letzten Kapitalabrufen, so dass insgesamt eher 60 bis 75 Prozent der zugesagten Summe aus eigenen Mitteln bereitgestellt werden müssen. Die Rückzahlung erfolgt über die dann folgenden Jahre, so dass man bei einer PE-Beteiligung von einer Laufzeit von zehn bis zwölf Jahren ausgehen sollte. In besonderen Marktphasen kann diese Laufzeit auch noch etwas länger werden.

Bei Private Equity lassen sich verschiedene Anlagestrategien unterscheiden. Venture Capital Fonds stellen Wagnis- beziehungsweise Risikokapital bereit. Sie investieren in sehr frühen Phasen in Unternehmen mit innovativen Geschäftsmodellen und sehr hohem Wachstumspotenzial, häufig im Technologie- oder Pharmasektor.

Mittelständische Unternehmen, die große Investitionen in neue Standorte, neue Märkte, Produktionserweiterungen oder Firmenübernahmen tätigen wollen, benötigen vorwiegend zwei Dinge: frisches Kapital und Managementkapazitäten. Beides finden sie bei einem PE-Partner. Hier geht es um Wachstumskapital.

Bei Turnaround-Investments liegt der Fokus darauf, durch eine Beteiligung und frisches Kapital, Unternehmen zu sanieren und zu restrukturieren. Nicht überlebensnotwendige Assets werden verkauft, wichtige Investitionen getätigt und die Konzentration erfolgt auf den verbleibenden rentablen Kern des Unternehmens. Entscheidend sind dabei für den Einstieg eines PE-Investors ein positiver Marktausblick sowie eine gute Marktposition des Unternehmens.

Schließlich gibt es noch Buy-out-Strategien. Oft stehen auch große, etablierte und finanzstarke Unternehmen vor unüberwindbaren Hürden. Marktveränderungen, extremer Wettbewerbsdruck oder eine ungelöste Nachfolge lassen sich nur mit einem starken Investor lösen. Dabei geben die Unternehmer zwar die Mehrheit an einen PE-Fonds ab, profitieren dann aber von einem Gesamtkonzept neuer Dimension.

Generell gilt: Je reifer ein Unternehmen ist, desto geringer fällt das Risiko aus. Private Equity war oder ist auch in bekannte Unternehmen wie Shopify, Dropbox oder Burger King und Chrysler investiert. Auch Unternehmen wie Birkenstock und Kärcher wurden zwischenzeitlich von namhaften PE-Fonds erfolgreich unterstützt, entwickelt und im Wert gesteigert.

Manager übt aktiven Einfluss aus

Bei Private Equity handelt es sich um aktive Investments. Die Manager zielen darauf ab, über einen längeren Zeitraum den Wert der Unternehmen, an denen sie sich beteiligen, signifikant zu steigern. Dazu können sie weitere Unternehmen oder Beteiligungen ergänzen, auf neue Produkte drängen, den Eintritt in weitere Märkte vorantreiben oder die Unternehmensstruktur verbessern. So etwas geht nicht von heute auf morgen.

Die renommierten US-Universitäten Yale und Harvard zeigen schon seit Jahren, wie erfolgreich PE-Investments sein können, haben sie doch zwischen 30 und 35 Prozent ihrer langfristigen Vermögenswerte in dieser Anlageform investiert. Leider sind für den Zugang zu dieser Assetklasse schon tiefere Taschen erforderlich. Anleger sollten mit Beträgen von 200.000 Euro aufwärts rechnen. Zwar gibt es auch klassische Investmentfonds- und ETF-Lösungen, die ein Investment in PE anbieten, die sich auch mit geringeren Beträgen investieren lassen. Doch hier nagen die hohen Kosten deutlich an den Renditen.

Entscheidend für den Anlageerfolg

Um ein wirkungsvolles PE-Portfolio aufzubauen, das das Rendite-Risiko-Profil des Gesamtvermögens deutlich optimiert, ist es entscheidend, nicht einmalig einen Betrag einem PE-Manager anzuvertrauen. Vielmehr ist es unabdingbar – vergleichbar dem gut diversifizierten Aktienportfolio – über unterschiedliche Manager, Regionen, Anlagestile und Jahrgänge (Vintages) hinweg in verschiedene aufeinander abgestimmte PE-Beteiligungen zu investieren. Hat man ein solches PE-Portfolio aufgebaut, so trägt sich dieses nach einer gewissen Zeit von selbst, da Rückflüsse aus frühen Beteiligungen genutzt werden können, um weitere ergänzende Beteiligungen einzugehen, ohne weiteres eigenes Vermögen dafür aufbringen zu müssen.


Über den Autor:

Nietho Bruhn ist seit Oktober 2022 als Seniorberater bei der Qcoon-Invest tätig. Zuvor war er bei der Bethmann Bank für die Begleitung vermögender Privatpersonen und Unternehmen verantwortlich.

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