An Geld mangelt es den deutschen Versicherungsgesellschaften nicht. 17 der 20 größten Kapitalsammelstellen in der Bundesrepublik sind entweder Lebens-, Rück- oder Krankenversicherer. Sie verfügen damit jeweils über Kapitalanlagen von mindestens 30 Milliarden Euro. Nachholbedarf besteht bei zahlreichen dieser Häuser allerdings in Sachen Nachhaltigkeitsberichterstattung. Darauf lässt eine Untersuchung des Beratungshauses Zielke Research Consult schließen.
Seit dem vergangenen Jahr müssen alle Versicherungsunternehmen in Europa mit mehr als 500 Mitarbeitern Berichte über ihr soziales- und Umweltengagement veröffentlichen. Die Ausführungen zur sozialen Verantwortung (Corporate Social Responsibility, kurz CSR) sollen Investoren und Verbraucher umfassend über nicht-finanzielle Aspekte der Unternehmenstätigkeit informieren.
Zielke Research Consult hat nun alle 42 CSR-Gruppenberichte deutscher Versicherer miteinander verglichen und auf ihren Informationsgehalt überprüft. Dabei legte der geschäftsführende Gesellschafter von Zielke Research, Carsten Zielke, besonderes Augenmerk auf die Themen Umwelt und Soziales. Das Fazit des Versicherungsexperten nach Abschluss der Untersuchung ist ernüchternd: In der Mehrheit seien die Berichte wenig aussagekräftig. Zielke erläutert, dass nur 12 von 42 Versicherern nachweislich Nachhaltigkeitsaspekte in ihrer Kapitalanlage berücksichtigen. Noch weniger, nämlich zehn von 42, veröffentlichen ihren CO2-Fußabdruck.
In der Untersuchung analysiert Zielke mit seinem Team auch, inwieweit die Versicherungsunternehmen auf die Inklusion achten, also wie sie Menschen die uneingeschränkte Teilnahme an allen Aktivitäten möglich machen. Das Ergebnis: Die Inklusion sei geradezu ein Fremdwort für die untersuchten Versicherungsunternehmen. Nur 5 von 42 machten hierzu Angaben. Nur ein Unternehmen, die Inter-Versicherungsgruppe, übererfülle das gesetzliche Minimum. Sport hingegen habe bei den Versicherern Priorität: 25 von 42 böten sportliche Aktivitäten für ihre Mitarbeiter an.
Von vier bis 188 Seiten ist alles dabei
Große Unterschiede zwischen den einzelnen Unternehmen bestehen auch bei der Konzeption der CSR-Unterlagen. Während der Bericht der Generali lediglich vier Seite umfasst, ist die Darstellung der Munich Re mit 188 Seiten besonders umfangreich. Im Durchschnitt zählen die Berichte der betrachteten Versicherer knapp 41 Seiten. Die insgesamt aussagekräftigsten Ausführungen machten die Allianz, Debeka und Munich Re. Die Berichte mit dem niedrigsten Informationsgehalt kamen von Provinzial Nordwest, WWK und die Itzehoer.
„Es ist ernüchternd, feststellen zu müssen, wie wenig Mühe sich die meisten Versicherer mit dem CSR-Bericht gemacht haben“, sagt Zielke und betont, dass die Versicherer sich ihrer Verantwortung als größte Kapitalgeber Deutschlands bewusster werden sollten und ihre Investments nicht nur nach dem Renditeaspekt beurteilen.