Die globalen Aussichten für 2024 sind komplex und von zwei Faktoren abhängig – der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit und den zu erwartenden Herausforderungen. In den Vereinigten Staaten beeindruckt das robuste Wachstum während des gesamten Jahres 2023, das in einer annualisierten Wachstumsrate von 3,3 Prozent im vierten Quartal gipfelte. Umgekehrt unterstreicht die vorsichtige Erholung im Euroraum, dass die Anleger Geduld haben müssen.
Die Zentralbanken, insbesondere die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank, haben sich für eine vorsichtige Lockerung der Geldpolitik entschieden. Vor diesem Hintergrund ist ein geduldiger Ansatz bei Investitionen erforderlich.
Insgesamt halten wir an einer neutralen Allokation in Aktienindizes außerhalb Europas fest. Europa selbst sehen wir als eine Region, die die Talsohle durchschritten zu haben scheint, aber immer noch weniger attraktiv ist als der Rest der Welt. Bei den festverzinslichen Wertpapieren setzen wir weiterhin auf Investment-Grade-Kredite und Schwellenländeranleihen.
USA und Eurozone auf unterschiedlichen Erholungspfaden
Der bemerkenswerte Wachstumskurs der US-Wirtschaft mit einem BIP-Plus von 1,9 Prozent im Jahr 2022 auf 2,5 Prozent im Jahr 2023 verdeutlicht, was sich mit einem maßvollen und geduldigen Vorgehen angesichts wirtschaftlicher Herausforderungen erreichen lässt. Trotz dieser robusten Expansion in den vergangenen Quartalen könnten Echtzeitindikatoren wie Konjunktur- und Einkaufsmanagerindizes möglicherweise nicht die vollumfängliche Dynamik der US-Wirtschaft darstellen. Die Schaffung von Arbeitsplätzen hat sich in letzter Zeit wieder beschleunigt, vor allem im privaten Sektor, während die Arbeitslosenquote weiterhin bei 3,7 Prozent liegt.
Die kürzlich getroffene Entscheidung der Federal Reserve, den Zinssatz bei 5,5 Prozent zu belassen, spiegelt einen vorsichtigen Balanceakt wider – die Fed will eindeutigere Anzeichen für eine nachhaltige Annäherung der Inflation an das 2-Prozent-Ziel abwarten.
Im Februar findet keine wichtige Zentralbanksitzung statt, sodass die Märkte genügend Zeit haben, sich auf den Zeitpunkt und das Ausmaß künftiger Zinssenkungen einzustellen. Die Wahrscheinlichkeit einer ersten Zinssenkung der Fed bereits im März ist innerhalb von sechs Wochen von 90 Prozent auf weniger als 20 Prozent gesunken. Unsere Erwartung, dass der Lockerungszyklus erst im Sommer beginnt, ist nun auch Konsens bei den Anlegern.
In der Eurozone gibt es zwar Anzeichen für eine Verbesserung, insbesondere im verarbeitenden Gewerbe. Doch die Gesamtdynamik bleibt gedämpft, wie aus den PMI-Umfragen und den Beschäftigungsdaten hervorgeht. Für 2024 wird für die Region ein leicht positives BIP-Wachstum erwartet (0,5 Prozent, wie 2023), das mit einem allmählichen Rückgang der Inflation einhergeht. Dieser heikle Erholungsprozess erfordert ein umsichtiges und geduldiges Vorgehen der Geldpolitik und der politischen Stimuli für die Konjunktur.
Während „gute“ Wirtschafts- und Unternehmensnachrichten in den USA eindeutig für bare Münze genommen werden (und die Preise von Vermögenswerten in die Höhe treiben), stellen wir fest, dass das Ausbleiben zusätzlicher „schlechter“ Nachrichten in der Eurozone allmählich als gute Nachricht gewertet wird. Zum ersten Mal seit November 2020 gibt es in der Region sowohl positive als auch negative Überraschungen beim Wachstum.
Allokationen außerhalb Europas bevorzugt, Technologie und Gesundheit im Fokus
Unserer Einschätzung nach sollten Anleger eine leicht vorsichtige Haltung gegenüber globalen Aktien einnehmen und regionale Allokationen außerhalb Europas bevorzugen.
In den USA legt die Widerstandsfähigkeit des Marktes in Verbindung mit der geduldigen Politik der Fed eine selektive Strategie nahe: Wir bevorzugen die Sektoren, die von einem anhaltenden Wirtschaftswachstum und einer überschaubaren Inflation profitieren dürften. Die Sektoren Technologie (vor allem KI) und Gesundheit könnten angesichts der digitalen Transformation und der demografischen Trends Chancen bieten.
In Europa könnte sich Geduld für Anleger auszahlen, die sich auf Sektoren konzentrieren, die von einer möglichen wirtschaftlichen Stabilisierung und einer Änderung der EZB-Politik profitieren. Derzeit sind die Analystenrevisionen für künftige Unternehmensgewinne sehr schwach, was europäische Aktien vor Hürden stellt.
Einzelne Schwellenländer, insbesondere diejenigen, die nicht direkt mit Chinas Konjunktur verbunden sind, weisen chancenreiche Bewertungen und Wachstumsaussichten auf, was einen selektiven Anlageansatz erfordert.
Festverzinsliche Wertpapiere: Strategien für umsichtige Anleger
Festverzinsliche Wertpapiere bieten sorgfältig auswählenden Anlegern eine nuancierte Palette. US-Treasuries und Investment-Grade-Anleihen bilden einen defensiven Grundstock in den Portfolios und profitieren vom vorsichtigen Navigieren der Fed. Europäische Anleihen, vor allem im Investment-Grade-Segment, halten wir für attraktiv, da wir vor dem Hintergrund künftiger Bewegungen in der EZB-Politik einen Renditeanstieg erwarten. Darüber hinaus könnten Schwellenländeranleihen, unterstützt durch die taubenhafte Haltung der jeweiligen lokalen Zentralbanken, attraktive Renditen für diejenigen bieten, die der unvermeidlichen Volatilität mit Geduld begegnen.
Präferenz für Anleihen gegenüber Aktien
Die Sicht auf die globalen Wirtschafts- und Investitionsaussichten zu Beginn des Jahres 2024 sollte von Geduld geprägt sein. In einer Welt, in der die Zentralbanken eine vorsichtige Haltung bei der Anpassung ihrer Politik an den Tag legen, müssen sich auch die Anleger in Geduld üben.
Unsere Strategie trägt der Tatsache Rechnung, dass sich die Stimmung gedreht hat, die Ungleichgewichte gestiegen sind und die Finanzmärkte März-Zinssenkungen der Fed nun in Frage stellen. Eine ausgewogene Strategie, die auf die US-Wahl, die Entwicklungen im Euroraum und im globalen Rahmen achtet, ist unabdingbar, um die vor uns liegenden Chancen und Herausforderungen zu meistern.
Unsere Vermögensallokation zeigt eine relative Präferenz für Anleihen gegenüber Aktien: Die Risikoprämie für Aktien reicht nach wie vor nicht aus, um uns zu einer deutlichen Neugewichtung der Anlageklasse zu bewegen.