Verantwortliche des Bankhauses Bauer „Wir wollen über neue Beratungskonzepte wachsen“

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Und das zweite Thema?

Heddergott: Des Weiteren setzen auch wir uns intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinander und bieten unseren Mandanten hier individuelle Lösungen je nach ihren Präferenzen an. So können sie ihre Anlagen bei uns zum Beispiel auswählen anhand der 17 Sustainable Development Goals (SDG) der Vereinten Nationen.

Inwiefern funktioniert Cross-Selling zwischen Privatkunden- und Finanzierungsgeschäft, und hier vor allem dem Factoring?

Heddergott: Unser Privatkundengeschäft richtet sich vor allem an vermögende Privatanleger, und dazu zählen nicht zuletzt Unternehmer. Es gibt daher sicherlich Cross-Selling-Effekte zwischen dem Factoring und dem Privatkundengeschäft, die aber nicht Gegenstand eines speziellen Controllings sind. Ein Großteil des Factorings erfolgt bei uns über die Zusammenarbeit mit unseren Anteilseignern, die ja mit ihrer Opta Data Gruppe sehr erfolgreich im Bereich IT und Abrechnungssoftware im Gesundheitswesen aktiv sind und mit tausenden von Leistungserbringern im Gesundheitswesen zusammenarbeiten.

Kistermann: Vielleicht ist es noch wichtig zu erwähnen, dass unsere verschiedenen Geschäfts- und Produktbereiche in sich funktionieren müssen und Cross-Selling hier ganz bewusst nicht geplant wird. Dieses ergibt sich - übrigens auch mit unserem Leasing- und Immobilienfinanzierungsgeschäft – situativ und immer dort, wo es für alle Beteiligten, insbesondere den Kunden, von besonderem Interesse und Vorteil ist. Nur so ist sichergestellt, dass unabhängige Vermögensberatung funktioniert.


Thema Anlageberatung oder Mandatsgeschäft: Ist bei Ihnen die Mehrheit der Kundengelder bereits in der Vermögensverwaltung?

Kistermann: Absolut. Unsere VV-Quote im Verhältnis zum Gesamtvolumen liegt bei über 70 Prozent, eine Verdreifachung der Quote seit 2015, Tendenz weiter steigend. Die Mehrheit der Gelder und auch die Mehrheit unserer Vermögenskunden werden von unserer Vermögensverwaltung betreut.

Welche Strategien bieten Sie in der Vermögensverwaltung an?

Heddergott: Bei uns als vergleichsweise kleinem Haus mit großer Nähe zum Kunden gibt es keine Vermögensverwaltung von der Stange. Vielmehr werden die Portfolios stets maßgeschneidert und unter Beachtung der individuellen Renditeziele und Risikoprofile der Kunden strukturiert. Wir haben keine eigenen Produkte und investieren in der Vermögensverwaltung fast ausschließlich direkt in Aktien und Anleihen. Zum einen sehen wir die Titelselektion als Stärke unserer Vermögensverwaltung.  Zum anderen vermeiden wir mit diesem Vorgehen von Anfang an Interessenskonflikte und versteckte Kosten. Der Kunde kann sich somit sicher sein, dass jede Anlageentscheidung vollkommen in seinem Interesse getroffen wird.

Stimmt es, dass die individuelle Vermögensverwaltung zwar als Königsdisziplin gesehen wird, weil Sie Individualität in Aussicht stellt, die performantere im Rendite-Risiko-Kontext aber die Fonds-Vermögensverwaltung ist?

Kistermann: Wir können diese These so pauschal nicht bestätigen und würden auch nicht von Königsdisziplin sprechen. Sowohl die individuelle als auch die Fonds-Vermögensverwaltung haben in einem bestimmten Kontext ihre Existenzberechtigung. Die These lässt sich auch deshalb nicht bestätigen, als dass Rendite-Risiko-Profile ja immer individuell und von Anleger zu Anleger unterschiedlich sind. Von daher halten wir es für schwierig, einen Rendite-Risiko-Kontext als Entscheidungskriterium zwischen individueller und Fondsvermögensverwaltung anzulegen.

 


Über die Interviewten:

Norbert Kistermann ist seit März 2015 Vorstandsvorsitzender des Bankhauses Bauer und ist neben der Gesamtstrategie für das Corporate Banking zuständig. Der 57-Jährige arbeitet zuvor unter anderem bei der BHF-Bank und der Dresdner Bank in Führungspositionen im Corporate Banking. 

Dr. Stefan Heddergott ist seit Februar 2021 Generalbevollmächtigter des Bankhauses Bauer und damit designierter Vorstand der Essener. Bei der Bank ist er für das Privatkundengeschäft und Digitalisierungsthemen zuständig.

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