Spezialfonds-Studie von Kommalpha Bittere Zwischenbilanz für Altersvorsorger und Versicherungen

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Spezialfonds-Studie von Kommalpha
Bittere Zwischenbilanz für Altersvorsorger und Versicherungen
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Clemens Schürhoff von Kommalpha: „Das Zinspendel hat der Versicherungsbranche direkt ins Gesicht geschlagen.“

Clemens Schürhoff von Kommalpha: „Das Zinspendel hat der Versicherungsbranche direkt ins Gesicht geschlagen.“ Foto: Kommalpha

Das Jahr 2023 war kein gutes für den Spezialfondsmarkt. Das Nettoneugeschäft der beiden größten Zugpferde Altersvorsorge und Versicherungen ist stark eingebrochen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Kommalpha. Das Beratungsunternehmen untersuchte die Daten der Bundesbank bezüglich der Entwicklung des Neugeschäfts. Das Ergebnis:  Das gesamte Nettomittelaufkommen im vergangenen Jahr betrug 38,5 Milliarden Euro. Unterm Strich sind das 35 Milliarden Euro weniger als im Jahr 2022. 

Bei den Zuflüssen von frischer Liquidität ist das Verhältnis zum Vorjahr nicht ganz so eklatant. Rund 220 Milliarden Euro frische Mittel wurden in 2023 in Spezialfonds gepumpt, nach 308 Milliarden Euro in 2022, was ein Minus von 88 Milliarden Euro ergibt. Auf Jahressicht sind in 2022 rund 24  Prozent der frischen Mittel netto in Spezialfonds gelandet, in 2023 lediglich 18 Prozent.

Direktbestände und Alternatives machen Konkurrenz

„Es ist ernüchternd, dass noch nicht einmal ein Fünftel der frisch zugeführten Liquidität im Jahre 2023 netto in Spezialfondsmandaten verblieben ist“, so Clemens Schuerhoff, Vorstand bei Kommalpha: „Die entsprechend gegenläufig entzogene Liquidität landet dank des gestiegenen Zinsniveaus in Direktanlagen, in Fonds- oder SPV-Mänteln außerhalb des Spezialfondsmantels oder findet Einsatz für bilanzielle oder geschäftliche Zwecke der institutionellen Investoren.“

Ernüchternd ist auch der Blick auf die Cashflows auf Ebene der Investorenkategorien. Bei Altersvorsorgeeinrichtungen und Versicherungen – jahrelangen Zugpferde des Spezialfondsmarktes. Erstgenannte kommen Ende 2023 auf ein Spezialfondsvolumen von 562 Milliarden Euro, Zweitgenannte auf 549 Milliarden Euro, was zusammen einem Marktanteil von 55 Prozent entspricht –  ist das Nettoneugeschäft demnach fast zum Erliegen gekommen.

 

 

Spezialfonds von Altersvorsorgeeinrichtungen konnten in 2023 lediglich 1,3 Milliarden Euro netto einsammeln und liegen damit 35 Milliarden Euro unter ihrem Vergleichswert aus 2022. Bei Versicherungen beträgt das Nettomittelaufkommen in 2023 461 Millionen Euro. Das bedeutet eine Unterschreitung ihres Vergleichswertes von 2022 von 11,4 Milliarden Euro.

Quelle: Deutsche Bundesbank, Darstellung: Kommalpha

Bewertungseffekte vernichten dreistelligen Milliardenbetrag

Und auch die Bewertungseffekte von Bondbeständen von Spezialfondsmandaten
durch den Zinsanstieg seit Frühjahr 2022 sind dramatisch. Bei Altersvorsorgeeinrichtungen sind im Zusammenspiel von Bewertungen und Nettomittelaufkommen in den letzten zwei Jahren in Summe rund 53,6 Milliarden Euro durch die Marktentwicklung beziehungsweise Bewertungen verbrannt worden. Bei Versicherungen wurden sogar knapp 110 Milliarden Euro durch Markt- beziehungsweise Bewertungseffekte vernichtet.

Das ist das Doppelte als bei Altersvorsorgeeinrichtungen und Ergebnis des vergleichbar höheren Bondsexposures mit teilweise sehr langen Durationen. „Das Zinspendel hat der Versicherungsbranche direkt ins Gesicht geschlagen“, findet Schuerhoff drastische Worte. „Vielleicht war es doch nicht so gut, während der Niedrigzinsphase alle Emissionen von lang laufenden Bonds teilweise bis zu 100 Jahren Laufzeit zu zeichnen. Aber klar, es gab zu der Zeit wenig Alternativen.“

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Über die Spezialfonds-Studie

Die Studie „Spezialfondsmarkt-Quarterly“ von Kommalpha analysiert die Netto- und Bruttocashflows sowie ausgewählte Strukturmerkmale des deutschen Spezialfondsmarktes pro Quartal. Das ganze geschieht auf Basis von Daten der Deutschen Bundesbank. Die aktuelle Ausgabe 14 basiert auf dem Datenstichtag 31. Dezember 2023.

Lesen Sie hier die ganze Studie

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