Interview mit dem Kämmerer von Frankfurt am Main „Es ist nützlich, dass ich, wenn ich aus dem Fenster gucke, die Bankentürme sehe “

Der promovierte Physiker Bastian Bergerhoff, seit 1986 Mitglied der Grünen, ist seit 2021 Kämmerer von Frankfurt am Main. Vor dieser Zeit war er unter anderem als Software- Spezialist bei der Telekom tätig.

Bastian Bergerhoff, Kämmerer von Frankfurt am Main: „ Im gewissen Maß wäre es sicher hilfreich, mehr Asset Manager sein zu dürfen.“

private banking magazin: Herr Bergerhoff, Sie kontrollieren und steuern die Einnahmen und Ausgaben des Verwaltungsapparats. Welche Haushaltsverordnungen und Restriktionen müssen Sie dabei beachten?

Bastian Bergerhoff: Als öffentliche Hand sind wir deutlich reguliert. Dazu haben wir unterschiedliche Bereiche, die jeweils anderen Regelungen unterliegen. Summarisch haben wir langfristig rund eine Milliarde Euro, die wir tatsächlich anlegen und managen. Im hoheitlichen Bereich sind das beispielsweise die Versorgungsrücklage für Beamte, Rückstellungen für Neuverbeamtungen oder die unselbstständigen Stiftungen, für die wir derzeit Gelder in Kapitalmarktpapiere des Bundes sowie Festgelder, Namensschuldverschreibungen und Schuldscheindarlehen angelegt haben.

Wie sieht es mit der Zusatzversorgungskasse aus?

Bergerhoff: Deren Kassenvermögen wird als Sondervermögen separat von dem sonstigen Vermögen der Stadt verwaltet. Die Vorgaben hierfür ergeben sich aus dem Versicherungsaufsichtsgesetz in Verbindung mit dem Hessisches Versicherungsaufsichts- und Kostenerstattungsgesetz. Unterm Strich sind wir bei der genannten Milliarde. Haushaltsrechtlich sind wir durch die hessischen Verordnungen und Gesetze bestimmt. Die Finanzaufsicht ist für uns das Land Hessen. Dazu haben wir eigene, interne Anlagerichtlinien in den bereits angesprochenen unterschiedlichen Bereichen, die regelmäßig überarbeitet werden.

Wie sieht Ihr Anlageansatz aus?

Bergerhoff: Die Grundhaltung dazu, wie die öffentliche Hand mit Steuergeldern arbeitet, ist klar: Wir legen sicher an und orientieren uns an den Risiken und der Vermeidung dieser. Dazu gehört, dass wir keine spekulativen Anlagen tätigen – per Gesetz und per eigenen Vorgaben. Das alles macht freilich nicht der Kämmerer selbst, sondern die Mitarbeitenden der Finanzverwaltung.

Macht Ihnen die Zinswende das Leben leichter?

Bergerhoff: Rein auf das Anlagemanagement geschaut ja. Versuchungen, wie jene durch die Bank Greensill, über die wir nicht investiert haben, würde nun wohl kein Kämmerer mehr erliegen. Auch keiner wird sich mehr gezwungen fühlen, ein unüberschaubares Risiko rechtfertigen zu müssen.

 „Wir wollen nicht überrascht werden und kurzfristig verkaufen müssen.“ 

Der größere Teil des Managements liegt aber in der Finanzierung kommunaler Aktivitäten. Deshalb hat die Zinswende einen negativen Einfluss. Beispielsweise bei der Zusatzversorgungskasse steigt die Versorgungslast in einem Umfang, den die Zinsen noch nicht abdecken können.

Bitte loggen Sie sich ein oder registrieren Sie sich kostenlos, um diesen Artikel lesen zu können.

Dieser Artikel richtet sich ausschließlich an professionelle Investoren. Bitte melden Sie sich daher einmal kurz an und machen einige berufliche Angaben. Geht ganz schnell und ist selbstverständlich kostenlos.