Stefan R. Haake und Ferenc von Kacsóh „Transformatives Kapital bewirkt direkt gesellschaftlichen Nutzen“

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Was braucht es an Zutaten, um transformatives Kapital einzuwerben?

Haake: Ein Faktor, den Herr von Kacsóh zuvor erwähnte, kommt hier stark zum Tragen: Ohne die Glaubwürdigkeit, dem Vertrauen in die Marke Stiftung im Allgemeinen und die damit verbundene Notwendigkeit einer permanenten PR- und Öffentlichkeitsarbeit kann kein transformatives Kapital eingeworben werden. Das ist insbesondere dadurch begründet, dass es keine schnellen Renditen zeitigt, sondern auf besonders langfristige Prozesse setzen muss. Ob dies auf einer Identifikationsfigur, eine besondere Medienpräsenz oder einem integrativen Gesamtkonzept fußt, ist dabei zweitrangig. Es macht aber auch klar wie divers, vernetzt und heterogen die Lösungsansätze sind.

von Kacsóh: Korrekt. Die Marke ist eben auch ein direktes Spiegelbild der Stiftung und ihrer Stakeholder. Welche gemeinnützigen Organisationen können das schon ohne Kooperationen oder gar alleine stemmen? Wie in allen Bereichen der Disruption im Stiftungswesen können Trusted Advisors helfen. Diese kosten vielleicht Geld, bringen aber Mehrwert, wenn Vertrauen und Loyalität Grundlage ihres Handelns sind. Und zwar unabhängig davon, ob es sich um selbst gemeinnützig agierende Institutionen handelt oder vernetzt agierende Spezialinstitute wie beispielsweise ein echtes, unabhängiges Family Office oder in Zukunft eine Bank für Stiftungen.

Was ist Ihr Fazit?

Haake: Frei nach dem Zitat des teils umstrittenen aber visionär agierendem Studienleiters und Gründers des sogenannten Vorkurses des Bauhauses, Johannes Itten: „Uns allen muss klar sein, dass heute die Stunde null ist, denn niemand weiß wie radikal die Veränderungen des neunen Jahrhunderts noch sein werden, aber eines weiß ich sicher: Mit den alten Mitteln lässt sich diese Zukunft nicht gestalten. Eine starke Gemeinschaft besteht aus starken Individuen, die ihre eigenen Ideen entwickeln und nicht die der alten Eliten.“ Der Begriff des transformativen Kapitals beschreibt die Möglichkeit, Kapital direkt in gesellschaftlichen Nutzen umzuwandeln, ohne den Umweg, nochmals monetäre Rendite erwirtschaften zu müssen. Diese Kombination aus bekannten Mitteln zu etwas Neuem wird dabei den Herausforderungen gerechter als stets alte, neu formulierte Antworten auf gänzlich neue Fragen zu geben.

von Kacsóh: Dazu sollten sich die Stiftungen mehr denn je verbünden und ihr Potenzial nutzen, um regulatorische Änderungen herbeizuführen. Sicher, eine Stiftung hat den Ewigkeits-Charakter. Das ist auch gut so. Das darf aber keineswegs bedeuten, dass sie in alle Ewigkeit – zur Mumie erstarrt – vor sich hin verstauben soll. Im Gegenteil: Eine Stiftung kann ihren Auftrag nur dann erfüllen, wenn ihr eine gewisse Flexibilität zur Anpassung in unserer sich rapide verändernden Welt gewährt wird. Nur dann kann sie – lebendig und agil – ihre vom Stifter gegebenen Zwecke verwirklichen.



Über die Interviewten:
Stefan Haake ist Beirat und Co-Gründer des Family Office Pariter Fortis. Er verfügt neben seiner 25-jährigen Finanzmarktexpertise über fundierte Erfahrung im Bereich des Stiftungsmanagements, der Beratung von Stiftern, Stiftungen und höchstvermögenden Privatpersonen (UHNWI). Als Vorstand der Weltkultur Stiftung und Gründer des Stiftersalons ist er dem Stiftungswesen direkt verbunden.

Ferenc von Kacsóh ist Mitbegründer, COO & Senior Executive Partner der Family-Office-Sozietät Pariter Fortis. Der 50-Jährige Stiftungsmanager (EBS) koordiniert die Projekte der Themenbereiche Kapitalvermittlung, Hotels, Immobilien, Stiftungen und Consulting. Zugleich ist er als Burnout-Berater, -Präventionscoach und Mentaltrainer tätig.

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