PWC-Studie sieht Gefahr für Banken Deutsche Fintechs verbünden sich

Das Fintech-Kooperstionsradar 2018 von PWC.

Das Fintech-Kooperstionsradar 2018 von PWC. Foto: PWC

Deutsche Fintechs schließen zunehmend auch Bündnisse untereinander. So zählt der „Fintech-Kooperationsradar“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC insgesamt 219 Fälle, in denen Finanz-Startups mit anderen Finanz-Startups zusammenarbeiten – wobei allein seit Anfang 2017 mehr als 91 dieser Bündnisse hinzugekommen sind.


„Für die traditionelle Finanzindustrie ist das ein alarmierender Trend“, sagt Sascha Demgensky, Leiter Fintech bei PWC in Deutschland. „Denn wenn aus den Fintech-Netzwerken eigene Komplettangebote entstehen, dann werden die Startups auf mittlere Sicht doch noch zu einer Gefahr für die angestammten Banken und Versicherer.“


Die PWC-Studie macht auch eine weitere Entwicklung sichtbar: Fintechs kooperieren nicht nur mit reinen Fintechs, sondern häufig auch mit Unternehmen, die artverwandte Dienstleistungen anbieten oder Produkte anbieten, die Bankdienstleistungen benötigen, wie etwa Finanzierungen. Sehr beliebt sind darüber hinaus auch Bündnisse zwischen Finanz-Startups und Medienfirmen. Allein 92 dieser Kooperationen hat die PWC-Untersuchung ermittelt. In 86 Prozent dieser Fälle beteiligten sich die Medienunternehmen finanziell an den Fintechs, eine operative Zusammenarbeit hingegen wurde nur in 9 Fällen vereinbart.

„In letzter Konsequenz werden die Fintech-Netzwerke immer komplexer. Wenn es den Startups gelingt, diese Komplexität zu managen, dann könnte den etablierten Finanzdienstleistern in den nächsten Jahren doch noch ernsthafte Konkurrenz erwachsen“, sagt Demgensky. Gleichwohl: „Es ist mitnichten so, dass die Frontlinien dabei zwingend zwischen alter und neuer Finanzwelt verlaufen müssen. Stattdessen werden sich die Grenzen immer mehr verwischen“, so der PWC-Experte.

Versicherer und Banken kooperieren höchst unterschiedlich

Auch bei Banken und Versicherungen stehen Kooperationen mit Fintechs hoch im Kurs. Dabei verfolgen die klassischen Finanzdienstleister allerdings höchst unterschiedliche Strategien. Zwar arbeiten die deutschen Banken viel öfter (562 Fälle) mit Fintechs zusammen als die Versicherungen (294). Dafür zeigen zumindest die großen Versicherungskonzerne bei ihren Kooperationen größere finanzielle Risikofreude und gehen zudem auch deutlich mehr internationale Bündnisse ein.


Größer sind die Unterschiede, wenn man untersucht, wo die jeweiligen Fintech-Partner ihren Sitz haben. So kollaborieren die deutschen Banken in 84 Prozent aller Fälle mit ebenfalls deutschen Finanz-Startups – während bei den Versicherungen in 59 Prozent der Fälle eine der beiden Kooperationsparteien aus dem Ausland kommt. Was außerdem auffällt: Die Versicherungen sind seit 2012 schon 32 Kooperationen mit Techanbietern jenseits der Fintech-Branche eingegangen – wohingegen es bei den Banken nur 24 sind.

Ein weiterer Unterschied: Die Banken kooperieren bevorzugt (78 Prozent) mit sogenannten B2B-Fintechs, also mit Startups, die keinen direkten Zugang zum Endkunden haben, sondern deren Stärken eher darin liegen, die Banken bei der Digitalisierung ihrer Prozesse zu unterstützen. Dagegen handelt es sich bei den Kooperationspartnern der Versicherungen in 57 Prozent der Fälle um B2C-Fintechs.


Über die Studie:
Für den PWC-Fintech-Kooperationsradar wurden 1.588 einzelne Kooperationen unter anderem zwischen Fintechs, klassischen Finanzdienstleistern und Technologie-Unternehmen analysiert. Als Basis der Analyse dient die Barkow Consulting Fintech Money Map-Datenbank für Fintech-Startups, Fintech-Venture Capital und Fintech-Kooperationen. Die Daten werden durch kontinuierliche Analyse und Auswertung relevanter Nachrichtenquellen und öffentlicher Datenbanken gewonnen.

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