Umfrage unter Kommunen Kämmerer finanzieren sich zunehmend über Online-Plattformen

Das Rathaus von Bern. In der Schweizer Hauptstadt wird jeder Kredit öffentlich ausgeschrieben.

Das Rathaus von Bern. In der Schweizer Hauptstadt wird jeder Kredit öffentlich ausgeschrieben. Foto: Wladyslaw Sojka

Kreditverträge zwischen Geldgebern und Kommunen werden immer öfter digital abgewickelt: Mehr als drei Viertel der Kämmerer in Deutschland nutzen bereits internetbasierte Finanzierungsplattformen beziehungsweise möchten in Zukunft verstärkt auf onlinegestützte Ausschreibungen setzen.

Das zeigt eine Studie zum Finanzierungsverhalten der Kommunen unter mehr als 100 kommunalen Finanzverantwortlichen aus den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt. Die Studie hat das Fintech Loanboox in Zusammenarbeit mit der TUM School of Management an der Universität München durchgeführt. Loanboox ist eine Geld- und Kapitalmarkt-Plattform für öffentlich-rechtliche Kreditnehmer und institutionelle Kapitalgeber und Banken.

Die Mehrheit der für die Studie befragten Kämmerer setzt nach wie vor auf die herkömmlichen Kanäle zur Kreditausschreibung, heißt es in der Studie. Der Großteil der Befragten (82 Prozent) nutzt E-Mails. Am zweithäufigsten wird das Telefon genannt (68,9 Prozent). Auch das Fax ist in Deutschlands Rathäusern nach wie vor beliebt. Knapp jeder dritte Kämmerer nutzt diesen analogen Ausschreibungskanal, um Kredite bei Banken anzufragen.

Internetplattformen, die Banken und Geldgeber zusammenbringen wollen, spielen bislang eine untergeordnete Rolle. 15 Prozent der in der Umfrage erfassten Kämmerer haben bereits ein oder mehrere Darlehen über eine derartige Finanzierungsplattform ausgeschrieben. Wiederum 61 Prozent können sich eine onlinegestützte Ausschreibung über einen digitalen Marktplatz grundsätzlich vorstellen. 

Eine Metropole, die Kreditverträge digital abwickelt, ist zum Beispiel die Stadt Bern. Nach Angaben ihres Finanzverwalters, Daniel Schaffner, schreibt die Hauptstadt der Schweiz jeden Kredit öffentlich aus. 

Kommunen sehen keine regulatorischen Hürden

Wenn man die Aussagen der Umfrageteilnehmer in die Zukunft projiziert, scheint das Ende von Fax und Telefon besiegelt zu sein, wenn es darum geht, das Stadtsäckel zu refinanzieren: 71 Prozent der Befragten haben laut der Untersuchung keinerlei Bedenken in Bezug auf Internetplattformen. Stattdessen seien es eher praktische und politische Fragen, die in einigen Kommunen noch für Zurückhaltung beim Einsatz von digitalen Kreditausschreibungen sorgen. Als Hürden sehen die kommunalen Finanzverantwortlichen neben fehlenden Erfahrungswerten unter anderem konservative Verwaltungsmechanismen und mangelnde politische Akzeptanz, etwa im Stadtrat, heißt es in der Studie. 

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