Nach mehreren Insolvenzen Project Immobilien stoppt Ausschüttungen von Fonds

Ein in Bau befindliches Gebäude: Von den Insolvenzen mehrerer Unternehmen aus dem Umfeld der Project-Immobilien-Gruppe sind nun auch Anleger der Fonds betroffen.

Ein in Bau befindliches Gebäude: Von den Insolvenzen mehrerer Unternehmen aus dem Umfeld der Project-Immobilien-Gruppe sind nun auch Anleger der Fonds betroffen. Foto: IMAGO / Panthermedia

Nachdem in den vergangenen Wochen die Holding der Project-Immobilien-Gruppe sowie vier weitere Firmen aus dem Umfeld des Unternehmens Insolvenz angemeldet haben, gibt es nun auch erste Auswirkungen auf die Investoren der Fonds: Bis auf Weiteres sollen die gewinnunabhängigen Ausschüttungen der Fonds gestoppt werden – das berichtet das Handelsblatt, das sich auf ein internes Schreiben von Christian Grall aus der Geschäftsführung von Project Immobilien beruft. Betroffene Anleger sollen informiert werden. Wie viele und ob auch institutionelle Anleger betroffen sind, hat das Unternehmen bisher nicht mitgeteilt.

Der von Grall angeführte Grund für den Ausschüttungsstopp der Fonds: Man wolle die Liquidität der Beteiligungsgesellschaften schonen und den Fortbestand soweit möglich gewährleisten. Auf diese Weise soll also die Substanz der Fonds erhalten bleiben, die sich aus dem Eigenkapital der Investoren zusammensetzt – auf Fremdkapitalvehikel für die Immobilienprojekte hatte das Unternehmen stets verzichtet. Das bedeutet aber auch, dass jetzt vor allem Anleger und nicht finanzierende Banken betroffen sind.

Krise und Ausschüttungsmodell setzten die Gesellschaft wohl unter Druck

Die Ausschüttungen sollen so lange ausgesetzt werden, wie nicht klar sei, wie sich die Insolvenzanträge auf die Objektgesellschaften und somit auf die Beteiligungen auswirken. Betroffen von der Insolvenz ist zum einen die Holding der Project-Immobilien-Gruppe, die Project Real Estate AG. Dazu kommt die Project Immobilien Projektentwicklungs GmbH als operative Gesellschaft, die die Standorte für die Bauprojekte auswählt und die Projekte konzipiert. Das dritte insolvente Unternehmen ist die Project Immobilien Wohnen und Gewerbe GmbH, die Makler-Organisation der Gruppe, und die Project Immobilien Management GmbH, die für Bauleitung, Ausschreibungen und Beauftragung von Bauleistungen zuständig ist.

Geschäftszweck der insolventen Project Immobilien aus Nürnberg ist die Planung, Betreuung und der Vertrieb von Immobilien-Projekten. Eigentümer der Projekte ist aber die Schwesterorganisation Project Investment aus Bamberg, die die Finanzierung dieser Projekte über die Fonds sicherstellte, die wiederum ebenfalls von Project Investment gemanagt wurden. Bei Project Investment wurde bisher nur für die Vertriebstochter namens Project Vermittlungs GmbH ein Insolvenzantrag gestellt. Die Verflechtungen der Unternehmensteile sind allerdings so stark, dass nun auch die Fonds betroffen sind.

 

Das Problem der Gruppe dürfte gewesen sein, dass die bereits entwickelten Immobilien ob der schwierigen Marktlage seit 2022 nicht mehr abverkauft werden konnten, gleichzeitig aber schon gestartete Projekte – zu höheren Kosten – weiterentwickelt werden mussten. Da in der Branche auch die Kapitalzuflüsse in (geschlossene) Fonds drastisch einbrachen und gleichzeitig die inzwischen gestoppten gewinnunabhängigen Ausschüttungen sowie laufende Kosten bedient werden mussten, versiegte wohl an einigen Stellen die Liquidität der Gruppe – und führte letztendlich zur Insolvenz mehrerer Unternehmen aus dem Project-Geflecht. Insgesamt beschäftigt das 1995 gegründete Unternehmen 500 Mitarbeitende.

Die Project-Immobilien-Gruppe betreut laut einer Mitteilung zurzeit 118 Projekte aus den Kategorien Wohnen, Gewerbe, Grundstücksverkauf und Bestandsobjekte, wobei der Schwerpunkt im Wohnungsbau liegt. „Zurzeit befinden sich Wohngebäude mit 1.852 Wohnungen im Bau, einige stehen bereits vor der Fertigstellung“, erläutert Volker Böhm von Schultze & Braun, vorläufiger Insolvenzverwalter der Holding-Gesellschaft Project Real Estate und der operativen Gesellschaft Project Immobilien Management. „Hingegen macht die Kategorie Gewerbe mit 16 laufenden Projekten den geringeren Anteil des Geschäfts aus.“ Der Bau der Wohnungen ist ebenfalls gestoppt – die Prüfung der einzelnen Projekte nehme nun mehrere Wochen Zeit in Anspruch. „Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob und wie die nötigen Finanzmittel zum Weiterbau der Projekte aufgebracht werden können“, erklärt Böhm.

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