Overlay-Konzepte, Teil 2 So verlieren Währungsrisiken ihren Schrecken

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Stattdessen lautet das Ziel, Trends zu erkennen und zu nutzen. Und die lassen sich freilich auch aus fundamentalen Daten, aber auch aus Schwankungsbreiten, Richtungen und Stimmungen am Markt ablesen. Bei 7orca sieht man darin ein gutes Betätigungsfeld für Künstliche Intelligenz und maschinellem Lernen. Entsprechende Programme laufen bereits.

Am Ende lassen sich durch offene Währungspositionen nicht nur zusätzliche Gewinne einfahren. Sie sparen auch Kosten, denn ein Forward ist in Zeiten wie diesen nicht billig. Wenn man eine Währung in der Zukunft, also auf Termin verkauft, muss man dafür dem Geschäftspartner, der solange auf die Devise verzichtet, die Zinsen dafür zahlen. Dafür bekommt man den Zins in Euro. Weil der aber unter null liegt, zahlt man ihn auch. Stand 6. April liegt beispielsweise der Dollar-Libor für drei Monate bei 1,35 Prozent, der Euribor bei minus 0,32 Prozent. Macht eine Zinsdifferenz von 1,67 Prozentpunkten (vor einigen Jahren lag sie noch bei über 3 Prozentpunkten).

Würde das alte Prinzip der gedeckten Zinsparität noch gelten, wäre es damit erledigt und die Zinsdifferenz wäre der Forward-Preis. Das flog aber in der Finanzkrise über Bord, weil das Vertrauen in andere Banken plötzlich erlahmte und selbst Währungen knapp werden konnten.

Seitdem kommt zur Zinsdifferenz ein Auf- oder Abschlag hinzu, der sich wahlweise „Cross Currency-Basis“ nennt oder auch schlicht Basis-Swap, wie ihn Özgür Atasever bezeichnet. „Er beträgt beim Dollar in normalen Zeiten zwischen minus 20 und 0 Basispunkten und ist ein Maß dafür, wie knapp der Dollar gerade ist“, berichtet er. Er erzählt von saisonalen Extremen und bestimmten Terminen, an denen Währungspositionen gerollt werden. Alles Besonderheiten, die es zu beachten gilt. Zum Beispiel auch die: „Im März hat die US-Notenbank angekündigt, unbegrenzt Dollar bereitzustellen. Damit schnellte der Basis-Swap von seinen damaligen Verwerfungen von bis zu minus 100 Basispunkten zuletzt sogar bis 60 Basispunkte ins Plus. Das ist noch nie dagewesen“, berichtet der Währungsmann. 

Und er nennt noch eine weitere Feinheit, die vor allem im Crash-Monat März sichtbar wurde. „Der Dollar schwankte stark, und die Aktienpositionen hatten viel an Wert verloren. Deshalb brauchten Anleger gar nicht mehr so hohe Sicherungen. Sie waren plötzlich übersichert und hatten ein zusätzliches Dollar-Risiko im Portfolio.“ Man spricht dann von einer Short-Position, denen keine Vermögenswerte mehr gegenüberstehen und die damit Verluste erzeugt, wenn die Fremdwährung an Wert gewinnt. Bei Metzler beispielsweise korrigiert man sowas in Echtzeit und vermeidet somit eine Gefahr, die man zunächst gar nicht sieht. Die aber teuer werden kann. Wie Währungsturbulenzen generell eben auch.

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