Steyler Bank über Mandatsvergabe „Sehe keinen Grund, warum wir nicht ein Milliardenvermögen verwalten sollten“

Christoph Schmitt von der Steyler Bank (links), Oliver Morath von Squad Fonds (Mitte) und Norbert Wolf (rechts), ebenfalls von der Steyler Bank

Christoph Schmitt von der Steyler Bank (links), Oliver Morath von Squad Fonds (Mitte) und Norbert Wolf (rechts), ebenfalls von der Steyler Bank: Die Bank der Steyler Missionare hat die Mandate für ihre Fonds neu vergeben. Foto: Privat

private banking magazin: Bevor wir über Ihre Nachhaltigkeits-Fonds sprechen: Die Steyler Bank hat eine bewegte Geschichte. Stellen Sie sich und die Historie des Instituts doch kurz vor

Norbert Wolf: Die Steyler Fair Invest ist die Investmentmarke der Steyler Ethik Bank, der ältesten deutschen Nachhaltigkeitsbank. Als solche haben wir christliche Wurzeln. Die Bank wurde 1964 von der Ordensgemeinschaft der Steyler Missionare gegründet, um zwei Aufträge zu erfüllen. Der erste ist, eine faire Alternative in der Finanzwelt zu sein, der zweite, die soziale Projektarbeit der Gemeinschaft zu unterstützen. 

Und die Missionare, gibt es die heute noch?

Wolf: Selbstverständlich, die Steyler Missionare sind ja auch bis heute unser Hauptgesellschafter. Weltweit gibt es rund 6.000 Ordensmitglieder, die in 80 Ländern tätig sind und sich in erster Linie um besonders arme und ausgegrenzte Menschen kümmern. Sie gehen in der Regel dahin, wo es weh tut: zu den Straßenkindern, den Leprakranken, den Müllsammlern. Steyler Missionare bauen Schulen und Krankenhäuser, fördern den sozialen Zusammenhalt und sind in vielen Gemeinden aktiv. Dabei machen sie keinen Unterschied, welche Weltanschauung oder Religion ein Mensch hat. Das gleiche gilt übrigens für uns als Bank: Wir sind offen für alle Menschen, die unsere Werte wie Nachhaltigkeit und Solidarität teilen.

Und finanziert wird das durch Spenden und Freunde? Oder auch aus der Bank heraus – quasi so ein bisschen mikrofinanzartig? 

Wolf: Finanziert wird das durch Spenden eines großen Freundeskreises und durch das, was die Bank erwirtschaftet. Seit Gründung hat die Bank die Steyler Sozialprojekte mit über 105 Millionen Euro unterstützt. Das sind sämtliche ausgeschütteten Gewinne der Bank sowie Gelder, die von unseren Kunden stammen. Viele unserer Kunden sind gerne bereit, die gute Sache zu unterstützen: durch Zinsspenden, aus ihrem Nachlass oder auch durch die Gründung gemeinnütziger Stiftungen.

 

Also reden wir eigentlich über eine karitative Einrichtung mit Banklizenz?

Wolf: Genau. Wir sind auf der einen Seite ein Fundraiser beziehungsweise eine karitative Einrichtung und auf der anderen Seite eine Bank. Unsere Idee ist es, mit professionellen Finanzprodukten unseren Kunden eine Top-Leistung zu bieten und gleichzeitig etwas Gutes zu tun. Hinzu kommt natürlich das Thema Nachhaltigkeit, wobei wir auf alle Dimensionen des Begriffes schauen. Für uns bedeutet das also Schutz von Umwelt und Klima, Einsatz für Gerechtigkeit und Bewahrung des Friedens. Diese Themen treiben uns auch nicht erst seit einigen Jahren um, sondern stecken in unserer DNA. Als ich 1994 als ganz normaler Banker mit meinen Rendite-Risiko-Modellen hinzugestoßen bin, war dieser betriebswirtschaftliche Blick hier erst einmal gar kein Thema. Es ging und geht um ethische Fragen: Wem gebe ich mein Geld und was machen die damit?

Sind Sie deshalb hergekommen?

Wolf: Mich hat diese kleine Spezialbank interessiert. Ich war früher selbst viel unterwegs in Banken. Ich komme ja aus dem Risikomanagement, aus dem Bereich der Beratung und Prüfung von Instituten. Aber mich interessiert Management, mich interessiert das Thema, eine Bank zu führen, unternehmerisch tätig zu sein, eine Bank zu spüren und zu wissen, wie eine Bank funktioniert. Das ist in großen Bankhäusern so nicht möglich, und das hat mich damals gereizt. 

Trotzdem betreiben Sie auch das ganz originäre Bankgeschäft…

Wolf: Genau. Wir machen zwar nicht alles, so ist etwa das klassische gewerbliche Firmenkundengeschäft nicht unser Thema. Aber wir haben eine Vermögensverwaltung, wir haben die Sparten Vermögensberatung, Private Banking und Baufinanzierung. Letzteres hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt, und Sie können auch eine ganz normale Kreditkarte bei uns bekommen oder Ihr Girokonto bei uns führen.

Hat ein Kunde der Steyler Bank eine ganz besondere Erwartungshaltung an Sie? 

Wolf: Ganz bestimmt – ich sage mal, wir haben eher Fans als Kunden, die zu uns kommen und auch sehr lange bleiben. Wir haben zum Beispiel nicht die typischen Zins-Hopper. Und im Fondsbereich sind wir wahrscheinlich auch eher wie eine Boutique. 

Gibt es vergleichbare Bankhäuser?

Wolf: Es gibt andere Banken mit christlichen Wurzeln und es gibt andere Nachhaltigkeitsbanken, aber in der Kombination sind wir einzigartig. Wir verbinden ein 100-prozentiges Bekenntnis zu ethisch-nachhaltigem Investment mit der Hilfe für Menschen in Not und sind dabei offen für alle.

 

Bislang gibt es drei Fonds, die einen sehr disziplinierten ESG-Ansatz haben und derzeit von Warburg Invest verwaltet werden. Ab Januar 2023 gibt es eine neue Kooperation. Warum?

Wolf: Wir haben zehn Jahre lang sehr erfolgreich zusammengearbeitet. Dennoch braucht man hin und wieder frische Impulse. Wir haben so ein tolles Produkt, also einen guten Prozess, gute Auszeichnungen, eine hohe Glaubwürdigkeit, Authentizität. Das sind alles Dinge, die dafür sprechen, dass wir mit diesen Produkten natürlich auch andere beglücken möchten. Daher kam unsere Idee, unsere Fonds für andere Investoren zugänglich zu machen. Aus diesem Grund haben wir uns für eine Ausschreibung entschieden. Wir wollten einfach mal ausloten, was wir tun können, um die Entwicklung unserer Fonds weiter voranzutreiben.

Wie sind Sie vorgegangen? War die Suche nach einem neuen Fondsmanagement ein richtig öffentlicher Prozess?

Christoph Schmitt: Ja, genau. Natürlich haben wir eine Vorauswahl getroffen. Im deutschsprachigen Europa haben wir 15 Adressen angeschrieben und einen Auswahlprozess dahinter geschaltet. In den Gesprächen mit Herrn Morath kam dann, im Laufe des Prozesses, das zusätzliche Angebot für den Vertrieb durch Squad Fonds hinzu. Das war erst nicht geplant.

Herr Morath mit Squad Fonds beziehungsweise Discover Capital standen somit also auf der Long List der 15 möglichen Adressen?

Schmitt: Ja, genau. Discover Capital hatten wir von Beginn an als interessanten Partner auf der Rechnung.

Oliver Morath: Wir haben im Pitch den ganzen Prozess aufgerollt und erklärt, wo unserer Meinung nach der Mehrwert in der ganzen Sache liegt. So ist es dann zu dem Gesamtergebnis gekommen. Darüber hinaus habe ich sehr schnell erkannt, dass für beide Seiten noch viel mehr drin ist, wenn wir auch den Vertrieb anbieten und gegebenenfalls übernehmen. 

Wolf:  Für uns war das letztendlich ein überzeugender Punkt auch im Vergleich mit den anderen Anbietern: Wir werden mit unseren drei Steyler-Fair-Invest-Fonds Teil der Spezialisten-Boutique. Hier erhalten wir nicht nur die Expertise der Fondsberater, sondern auch Unterstützung im Vertrieb. Das war für uns der Grund, die Mandate für unsere Fonds an Discover Capital zu geben. Ein Unternehmen, das in der Vergangenheit sein Geschäft hervorragend organisiert hat und auch in eine Wachstumsphase kommt. In eine Phase, in der man andere Manager einbindet und Vertrieb ausbaut. Und da fühlt man sich natürlich dann sehr wohl, wenn man eine neue Partnerschaft eingeht. 

Welche Rolle spielte Ihrer Meinung nach das wichtige Thema ESG beim Auswahlprozess?   

Wolf: Als ich vor 30 Jahren angefangen habe, mich mit ESG zu beschäftigen, wurde man ja eher noch als Gutmensch belächelt. Dann hatten wir lange Zeit mit dem Vorurteil ‚Bringt kein Geld, bringt keine Rendite‘ zu kämpfen. Wir haben uns schon immer gewünscht, dass viel mehr Menschen im Finanzmarkt sich mit dem Thema ESG befassen. Allerdings muss man auch sagen, dass bei vielen Wettbewerbern die Motivation dazu eher von außen kam. Vor allem, weil der Regulator das so bestimmt. Das hat zu dieser Welle im Nachhaltigkeitsbereich geführt. Trotzdem ist das ein guter Weg für die Welt, sich zumindest ein bisschen zu verbessern.

 

Morath: Für uns ist es total spannend, an der Stelle einen glaubwürdigen Partner an der Seite zu haben – zumal wir in Kürze eine zweite Plattform namens Squad Green ins Leben rufen werden. Von daher ist es ein essenzieller Schritt für uns, einen Partner zu gewinnen, der die Themen ESG und Nachhaltigkeit nicht erst im vergangenen Jahr aufgenommen hat, weil die Regulatorik es vorgegeben hat, sondern einer der bewährtesten Player im Markt ist. Wir bekommen echte Nachhaltigkeit in allen Geschäftsbereichen, und das ist für uns natürlich eine tolle Sache. Es liegt in der DNA der Steyler Bank, nachhaltig zu agieren.

Was hat Sie denn überzeugt, den Kollegen Morath aus 15 anderen Anbietern auszuwählen? 

Schmitt: Die Hauptentscheidung haben wir eigentlich aufgrund des Fondmanagements getroffen. Die Unterstützung durch den Vertrieb war dann ein zusätzlicher Benefit, aber im ersten Moment nicht ausschlaggebend für uns. Wissen Sie, ich war früher auch Fondsmanager bei verschiedenen Fondsgesellschaften, und in den großen Häusern gab es einen Chefvolkswirt, der erzählt was. Dann hat man den Kapitalmarkt-Strategen und irgendwann zum Schluss kommt dann der einzelne Fondsmanager… 

Wolf: Genau, der einzelne Fondsmanager kann sich ein bisschen nach rechts und ein bisschen nach links bewegen. Vielleicht sitzt er auch mal in einem Komitee mit drin und darf dort seine Hand heben, vielleicht aber auch nicht. Viele sagen, sie würden nicht nach einer Benchmark steuern, aber machen es dann irgendwie doch. Aus genau dieser Erfahrung heraus haben wir uns schon bei der Ausschreibung dafür entschieden, eher kleine bis mittelgroße Häuser anzuschreiben, um genau dies von vorneherein zu vermeiden. Discover Capital hat uns den detaillierten Fragebogen ausgefüllt und mit einem flexiblen Investmentprozess überzeugt. Die Freiheit, die die unabhängigen Boutiquen bei Discover Capital genießen, deckt sich mit unserer Investmentphilosophie.

Aus wie vielen Fragen bestand dieser Fragebogen?

Schmitt: Es waren 50 Fragen aus vier Themenbereichen.

Morath: Ja. Du konntest schon eine Doktorarbeit draus schreiben. (lacht)

Gab es die Überlegung es selbst zu machen?

Wolf: Ja. Klar.

Aber?

Wolf: Wir sind ein kleines Bankhaus und die Frage ist dann immer, was man gut kann und welche Strukturen man aufbauen muss. Wir haben diese Optionen vor der Ausschreibung geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, es nicht selbst zu machen. 

 

Schmitt: Das wäre eher die bestandsverwaltende Option gewesen. Aber wir wollen ja das Gute, das wir tun, eben noch ein bisschen weiter in der Welt verbreiten. Und da ist uns klar geworden, dass wir einen Fondsberater benötigen, der draußen aktiv ist und vielleicht auch schon über einen gewissen Bekanntheitsgrad verfügt. 

Also sind die Squad-Jungs jetzt die Missionare der Finanzanlage.

Wolf: Das sind die Missionare der Missionare, ja. Genau. (lacht)

Gibt es also auch eine richtige kaufmännische und vertriebliche Idee dahinter und einen Businessplan?  

Schmitt: Aktuell verwalten wir knapp 200 Millionen Euro. Wenn wir nichts verändern, dann werden wir in fünf Jahren mit unseren Bestandskunden wahrscheinlich 300 Millionen verwalten. Durch die Vergabe des Mandates inklusive Beratung und Vertrieb durch Discover Capital und Squad Fonds gehen wir davon aus, dass wir in den nächsten fünf Jahren deutlich wachsen werden. 

Wolf: Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht ein Milliardenvermögen verwalten sollten.

Morath: Die Konstellation für das Projekt ist in jedem Fall sehr positiv, deswegen schauen wir gespannt und zuversichtlich in die Zukunft.


Über die Interviewten:
Norbert Wolf ist Geschäftsführer der Steyler Bank und leitet zudem die Steyler Fair Invest, Christoph Schmitt ist Produktmanager bei der Steyler Bank. Oliver Morath verantwortet als Leiter die Geschäftsentwicklung bei Squad Fonds, einer Marke von Discover Capital.

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