Neuauflage des etwas anderen Marktausblicks Wie sich Gehälter und Jobprofile im Private Wealth Management entwickeln
Wo sehen Sie derzeit die Private-Wealth-Management-Branche in Deutschland?
Wilhelm-Christian Helkenberg: Es hat sich gegenüber 2016 nicht viel verbessert, weiterhin finden wir eine schwierige Marktsituation vor. Jüngere Vermögende weichen zunehmen auf Robo-Advisors aus – ohne vorher die Performance wirklich zu vergleichen, einfach aus Technikaffinität und Banken-Abneigung. Zudem bleiben die Märkte schwierig, auch der seriöse, gute Private-Wealth-Anbieter hat Probleme, Performance zu erreichen und seine Gebühren zu rechtfertigen.
Wie verändert sich das Jobprofil bei Beratern und Portfoliomanagern im Vergleich zu den Vorjahren?
Helkenberg: Jüngere, gleichzeitig erfahrene Leute werden gesucht – der übliche Widerspruch in sich. Technik-, IT-, Internet- und Digital-Affinität werden gebraucht. Verständnis für systematische, rechnergesteuerte Anlage-Modelle. Zudem sind verstärkte Kenntnisse alternativer illiquider Anlageklassen über Immobilien hinaus gefragt. Zudem sind Social Skills gegenüber der wachsenden Zielgruppe jüngerer Anleger von Vorteil. Äußerlich: kein Maßanzug, sondern Edel-Jeans. Verhalten: keine Förmlichkeit, sondern lockerer Umgang.
Wie wirkt sich die zunehmende Abkehr vom Beratungsgeschäft auf das Recruiting von Private-Wealth-Personal aus?
Helkenberg: Die Anzahl nimmt ab, das Profil verändert sich – siehe oben – und die Fähigkeiten verlagern sich in Richtung digitaler Kompetenten, um die Effizienz der Investment- aber auch Kundenberatungsprozesse zu erhöhen.
Wird ihrer Einschätzung nach die Zahl der Jobwechsel in naher Zukunft zunehmen? Helkenberg:
Helkenberg: Wir sehen kaum eine Zunahme von Jobwechseln auf freiwilliger Basis, nur durch Abbaumaßnahmen. Zumindest für das kommende, vermutlich sehr unsichere Jahr werden gute Leute, die bei einem guten Haus einen vermeintlich sichereren Platz haben, es sich genau überlegen, ob sie wechseln.
Kommt für jobsuchende Private Banker zunehmend ein Wechsel zu unabhängigen Vermögensverwaltern oder einem Haftungsdach in Frage?
Helkenberg: Vermutlich ja, da Banken verstärkt abbauen. Vermögensverwalter, wenn sie denn ihre Kundschaft erreichen, haben immerhin keinen „Banken-Malus“ in punkto Reputation.
Was hält in den meisten Fällen unzufriedene Mitarbeiter von einem Wechsel ab?
Helkenberg: Vor allem der Mangel an wirklich besseren Alternativen. Hinzu kommt das Last-in-first-out-Prinzip bei einem etwaigen neuen Arbeitgeber, wenn das Geschäft nicht läuft, wie bei der Einstellung angenommen. Und zu guter Letzt droht der Verlust von Privilegien, die man in guten Zeiten vom alten Arbeitgeber bekommen hat.
Wie haben sich die Gehälter im Private Wealth Management in den vergangenen zwei Jahren entwickelt?
Helkenberg: Die Gehälter entwickeln sich bestenfalls stabil bis zu in Einzelfällen leicht steigend. Es gibt aber keinen generellen Trend nach oben. Grund: Wachsender Kostendruck regulatorisch-bedingt und geringere Erlöse im heutigen Marktumfeld. Hinzukommen Probleme, Performance zu produzieren, wachsender Wettbewerb etwa durch billigere Alternativen wie Robo-Advisors und weitere.