Appell eines Family Officers Was Family Officer von Asset Managern erwarten

Seite 2 / 4

Entscheidungsprozesse richtig verstehen

Der vorherige Punkt bildet einen Kernaspekt im Umgang mit Family Offices: Oft werden vor allem kleinere Family Offices als unternehmerische, aber weniger fachlich sophistizierte Teilnehmer im Markt wahrgenommen. Manager erhoffen sich daher durch direkten Dialog mit den Eigentümern, diese über „emotionale“ Pitches zu einer Anlageentscheidung zu bewegen. 

Zum Teil ist das sicherlich angebracht. Im Hintergrund stehen oft erfahrene Unternehmer, die in ihrer Industrie einen messerscharfen Instinkt für attraktive Opportunitäten aufgebaut haben. Wenn ein Manager einem Unternehmer eine Opportunität in seinem Fachgebiet bringen kann, so kann die über Jahre aufgebaute Erfahrung die Notwendigkeit eines detaillierten Due-Diligence-Prozess oft deutlich schmälern. 

 

Es wäre jedoch gefährlich, als Manager diesen unternehmerischen Instinkt auf alle Bereiche eines Vermögens anzuwenden oder im Zweifel sogar als Ersatz für die Due Diligence zu sehen: Unternehmerfamilien entscheiden sich nicht nur für den Aufbau eines Family Office, um Themen wie Steuerstruktur, Buchhaltung oder Reporting auslagern zu können, sondern entscheiden sich aktiv für den Aufbau eines Investmentteams, dessen Erfahrung die eigenen unternehmerischen Kompetenzen ideal ergänzt. Die Fähigkeiten eines guten Unternehmers sind oft sehr unterschiedlich von denen eines guten Investors, und ein Family Office kann am besten agieren, wenn es aus Vertrauenspersonen besteht, die ihrer Eigentümerfamilie dabei helfen, die bestmöglichen Entscheidungen zu treffen – auch wenn diese vom Instinkt des Eigentümers abweichen.

Wir erleben oft, dass Manager daher ein Nein vom Investmentteam nicht akzeptieren und stattdessen in der Hoffnung auf die „unternehmerische Bauchentscheidung“ den direkten Kontakt mit dem Eigentümer suchen. Ein solcher Schritt ist fatal: Entweder zeigt es von einem mangelndem Respekt gegenüber dem Investmentteam und dessen Entscheidung und sorgt im weiteren Entscheidungsprozess, zum Beispiel in einem Investmentkommittee, für eine klare Nein-Stimme – oder es sorgt bei Entscheidung der Eigentümer für das Investment zu einer holprigen, oft jahrelangen Zusammenarbeit zwischen dem Investmentteam, mit dem die operative Beziehung letztendlich stattfindet.