BAI-Studie zu Alternative Investments Deshalb investieren deutsche Institutionelle überwiegend im Ausland in Infrastrukurfonds

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BAI-Studie zu Alternative Investments
Deshalb investieren deutsche Institutionelle überwiegend im Ausland in Infrastrukurfonds
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Philipp Bunnenberg vom BAI

Philipp Bunnenberg vom BAI: „Der Blick auf den deutschen Markt zeigt, dass Private Equity und Infrastrukturinvestitionen Immobilieninvestments als traditionelle go-to Anlageklasse eingeholt haben.“ Foto: BAI

Gemäß der aktuellen BAI-Erhebungen planen 46 Prozent der Investoren, ihre Allokation in Alternative Investments auszubauen. Dies verdeutlicht das Vertrauen der Anleger in die Private Markets und ihre Bereitschaft, weiter in den Ausbau und in eine Diversifikation ihrer Private Markets Portfolios zu investieren. Bereits heute haben 51 Prozent der deutschen institutionellen Investoren ihr Portfolio über fünf oder mehr alternative Anlageklassen diversifiziert. Positive Vorzeichen, die sich in einer Abnahme des Stresses in den Portfolios und einem Rückgang der Denominator-Effekte widerspiegeln.

Private Debt gewinnt an Strahlkraft

Der Blick auf den deutschen Markt zeigt, dass Private Equity und Infrastrukturinvestitionen Immobilieninvestments als traditionelle go-to Anlageklasse eingeholt haben. Dies unterstreicht die Veränderungen in den Präferenzen der Investoren und ihre Suche nach neuen Opportunitäten.

Präferenzveränderungen deutet auch das BAI Alternative Investments Sentiment Barometer an. Demnach sehen deutsche institutionelle Investoren derzeit das beste Investitionsumfeld neben Private Equity und Infrastruktur bei Private Debt. Die relative Attraktivität dieser alternativen Assetklassen hat sich im Vergleich zu Immobilieninvestitionen und den liquiden Märkten weiter verbessert. Dies ist auf die starke Performance dieser Anlageklassen in den letzten Monaten zurückzuführen. Investoren zeigen sich bisweilen mehr als zufrieden mit den Ergebnissen ihrer Investitionen im schwierigen Marktumfeld.

Private Gelder für Infrastruktur dringend benötigt

Dieser starke, dynamische Wachstumstrend bei Infrastrukturinvestitionen hat jedoch nur geringe Auswirkungen auf die Instandsetzung der maroden deutschen Infrastruktur. Mit Blick auf unsere Auswertung wird sowohl auf LP- als auch GP-Seite deutlich, dass in Deutschland zum einen Projekte fehlen, die mit privatem Kapital finanzierbar sind. Zum anderen bestehen Probleme auf der regulatorischen Seite. Mit dem Gesetz zur Finanzierung von zukunftssichernden Investitionen (ZuFinG) soll der Standort Deutschland unter anderem für erneuerbare Energien attraktiver werden – ein weiterhin massiver Ausbau ist für eine erfolgreiche Energiewende geboten.

 

Nachhaltig funktionieren wird dies aber nur, wenn zudem wichtige Ergänzungen im Steuerrecht vorgenommen werden, welches die derzeit auf den Weg gebrachten Maßnahmen nicht hinreichend flankiert. Das führt zu negativen Effekten, die in der Auswertung des BAI-Surveys zu beobachten sind: Deutsches institutionelles Kapitel in Infrastrukturfonds wird überwiegend im Ausland investiert.

Geografische Allokation in Infrastruktur-Investments von institutionellen Investoren (LPs) und Fondsmanagern (GPs): Investments in Deutschland (hellblauer Balken) planen die wenigsten.
Geografische Allokation in Infrastruktur-Investments von institutionellen Investoren (LPs) und Fondsmanagern (GPs): Investments in Deutschland (hellblauer Balken) planen die wenigsten.

Investoren bleiben ihren Strategien und Managern treu

Insgesamt hat sich der Investitionsansatz der Anleger im unruhigen Marktumfeld nicht geändert. Nur 5 Prozent streben wesentliche Änderungen bei der Auswahl ihrer Manager an. Ebenso planen nur 19 Prozent eine Überarbeitung ihrer SAA und nur 26 Prozent arbeiten an taktischen Änderungen ihrer Vermögensaufteilung.

Die im Jahr 2022 spürbar zurückgegangene Nachfrage nach Private Markets Investitionen befindet sich im Aufschwung. Im Vergleich zum Vorjahr wählen Investoren wieder vermehrt den "Yield Pick-up" durch Illiquiditäts- und Komplexitätsprämien, den nur die Private Markets bieten können. Das steigende Interesse steht jedoch noch auf einem wackligen Fundament.

Einige Investoren stehen erstmals seit Jahren vor Liquiditätsproblemen, unter anderem da festverzinsliche Anlagen nicht mehr ohne Weiteres zur Finanzierung von Investitionen in die Private Markets genutzt werden können. Dies birgt das potenzielle Risiko eines Investitionsstopps in Alternative Investments. Langfristig negative Auswirkungen auf die reale Rendite wären damit vorprogrammiert.

Stetige Investments stellen die Diversifikation über unterschiedliche Vintages sicher und verringern damit die Volatilität im Gesamtportfolio. Mit Blick auf reale Renditeziele sollten Investoren, wenn dies möglich ist, weiterhin in Alternative Investments allozieren. Und mit dem nötigen Rückenwind aus der Politik, können Investitionen zukünftig wieder verstärkt in deutsche Infrastrukturprojekte erfolgen.

Die ganze Studie können Sie hier lesen 

Über den Autor

Philipp Bunnenberg ist Leiter des Bereichs Alternative Markets beim Bundesverband Alternative Investments e.V. (BAI). Vor seiner Tätigkeit beim BAI war er Dozent für Asset Management und Corporate Finance an der Universität Potsdam. Herr Bunnenberg ist Volks- und Betriebswirt und promovierte über Closet Indexing und Risiken im ETF-Markt. 

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