Breidenbach von Schlieffen „Wir sind das einzige digitale Family Office in Deutschland”

Magnus Graf von Schlieffen ist zusammen mit Dr. Marc Breidenbach Geschäftsführer des Hamburger Multi Family Office Breidenbach von Schlieffen.

Magnus Graf von Schlieffen ist zusammen mit Dr. Marc Breidenbach Geschäftsführer des Hamburger Multi Family Office Breidenbach von Schlieffen.

private banking magazin: Herr von Schlieffen, worin unterscheidet sich das digitale vom klassischen Family-Office-Angebot?

Magnus Graf von Schlieffen: Der Unterschied liegt darin, dass der unabhängige Family-Office-Service für Kunden des digitalen Angebots standardisierter ist. Zudem erfolgen die Anbindung und Information über das Vermögen vollständig digital. Der Investmentprozess bleibt getreu einem Family Office analog, nur dass die Auswahl der Investmentmanager in der Anzahl für das BvS Digital begrenzt ist. Individuelle Investitionsmöglichkeiten, wie wir sie im klassischen Family Office anbieten und auswählen, sind in der digitalen Variante nicht möglich. Kunden des digitalen Family Office erhalten auf diese Weise Zugang zu Konditionen, die sie normalerweise nicht erhalten könnten. Für alle diese Kunden werden die Depots bei der DAB geführt. Für Kunden des klassischen Family Office arbeiten wir mit anderen Depotbanken zusammen und berücksichtigen auch persönliche Interessen.

Sehen Sie keine Gefahr, dadurch Ihre Dienstleistung zu verwässern?

Von Schlieffen: Nein, das erwarten wir nicht.

Worin sehen Sie das Alleinstellungsmerkmal ihres neuen Angebots?

Von Schlieffen: Bereits ab einem Investitionsbetrag von 100.000 Euro können unsere digitalen Kunden fast so investieren wie klassische Family-Office-Vermögen. Unser Alleinstellungsmerkmal ist die klare Unabhängigkeit, der Multi-Manager-Ansatz, das von unseren Kunden hoch gelobte Reporting, die Konditionen, die Transparenz und die Freiheit von Drittinvestoren. Im Gegenteil zu manchen digitalen Angeboten verfügen wir über eine KWG-Erlaubnis und sind entsprechend Mitglied des VuV und EdW (Anm. d. Red.: Verband unabhängiger Vermögensverwalter, Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen). Wir kennen mindestens zwei Anbieter, die einen eigenständigen Depotaufbau und regelmäßiges Rebalancing betreiben und dieses unter Paragraph 34 der Gewerbeordnung machen. Diese Entwicklung betrachten wir mit einiger Sorge.

Gibt es bereits vergleichbare Modelle im Family-Office-Bereich?

Von Schlieffen: Wir sind das einzige digitale Family Office in Deutschland und zudem vollständig unabhängig von Produkten wie Drittinvestoren. Am ehesten kann unser neues Angebot mit dem von Liqid (Anm. d. Red. Digitaler Vermögensverwalter mit Sitz in Berlin und dem Family Office HQ Trust im Hintergrund) verglichen werden, nur dass wir keine eigenen Produkte einsetzen und auch niemals einsetzen werden. Damit bleibt die Unabhängigkeit grundsätzlich gewährleistet. Auf unserer Webpage finden Sie einen Blog zum Thema Robo-Advisor und wie wir uns unterscheiden.

Welche Erwartungen haben Sie in Bezug auf Zuwachs der verwalteten Vermögen und Erlöse aus dem digitalen Family-Office-Angebot?

Von Schlieffen: Zu unseren Zielen äußern wir uns öffentlich nicht. Wir sehen in unserem Angebot ein Alleinstellungsmerkmal. Das digitale Family Office ist keine eigenständige Gesellschaft, sondern ein Angebot der Breidenbach von Schlieffen & Co. GmbH. Es ist auch kein getrenntes Profit Center. Die Erträge aus BvS Digital werden wir nicht gesondert darstellen und für den Außenstehenden wird und soll es nicht nachvollziehbar sein, welchen Anteil das digitale Angebot am Gesamtgeschäft hat und zukünftig haben wird. Wir sehen einen guten Zuspruch und verzeichnen regelmäßig neue Kunden auf der Plattform. Wir kennen keine andere Plattform, die so transparent ist wie unsere. Im Gegensatz zu anderen digitalen Anbietern zeigen wir unsere Resultate für jeden öffentlich verfügbar. Auch werden die gesamten Kosten transparent dargestellt.

Wie genau funktioniert das Onboarding über die Weiterempfehlung von bestehenden Kunden und Partnern?

Von Schlieffen: Wie auch bei anderen Plattformen durchlaufen interessierte Kunden einen digitalen Onboarding-Prozess, der etwa 35 bis 45 Minuten dauert. Dabei werden bestimmte Fragen gestellt. Hier sind uns besonders wichtig die Kenntnisse, die Erfahrungen und die persönliche Vermögensplanung zu verstehen und sicher zu stellen, dass diese mit unseren angebotenen Strategien vereinbar sind. Außerdem achten wir darauf, was die Mittelherkunft ist und ob es potentielle Konflikte im Sinne des Geldwäschegesetzes gibt. Letzteres wird zusätzlich in einem Vier-Augen-Prinzip von der Depotbank geprüft. Schon im Planungsprozess haben wir sichergestellt, dass Gelder aus potentiell kriminellen Aktivitäten nicht in das digitale Family-Office-Angebot gelangen. Ein Algorithmus kann bei bestimmten Antworten dazu führen, dass eine Ablehnung erfolgt. Um den Onboarding-Prozess zu starten, muss bei uns ein Registrierungscode angefordert werden. Aktuell wird diese Möglichkeit durch bestehende Kunden und Partner genutzt, die uns weiterempfehlen. Mittels des Registrierungscodes können wir zudem den Zugang zur Plattform steuern.

Von der Idee bis zur Umsetzung: Wie viel Zeit hat das Projekt in Anspruch genommen und mit welchen Schwierigkeiten war die Umsetzung verbunden?

Von Schlieffen: Erstmalig hatten wir die Idee im Sommer 2016 und haben einige Gespräche mit Depotbanken geführt. Im Herbst 2016 haben wir die Entscheidung getroffen, ein digitales Family-Office-Angebot zu starten und dafür einen Mitarbeiter eingestellt, der das Projekt maßgeblich begleitet. Als Depotbank haben wir die DAB gewählt, da diese unseres Erachtens technologisch am Besten aufgestellt ist. Als klassisches Family Office haben wir unsere eigene Vermögensbuchhaltung sowie Reporting und arbeiten mit der Firma Qplix aus München zusammen, die in die Schnittstelle des digitalen Family Office eingebunden ist. Gleichzeitig haben wir beschlossen, bei der Bafin den Antrag für eine KWG-Zulassung zu stellen. Das größte Problem war, den richtigen Programmierer für die Plattform zu finden. Im Winter 2016 haben wir diese Suche erfolgreich beendet. Damit konnte das Projekt starten. Unsere KWG-Erlaubnis erhielten wir im Juli 2017. Das digitale Family Office war im November 2017 fertig, um Kunden anzubinden. Nach einem Jahr der Live-Beta-Phase können wir uns jetzt öffnen.



Über Breidenbach von Schlieffen:
Dr. Marc Breidenbach und Magnus Graf von Schlieffen hatten ihr unabhängiges Family Office im Oktober 2013 gegründet. Zuvor waren die beiden Geschäftsführer bei der Berenberg Bank in deren Family Office tätig gewesen. Das digitalen Family-Office-Angebot startete offiziell Ende 2018.

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