Angesichts der gestiegenen Preise für Spitzenimmobilien stehen Investoren am europäischen Immobilienmarkt heute mehr denn je vor der Herausforderung, ihr Kapital effizient zu investieren, um auch in Zukunft stabile Mittelzuflüsse aus diesen Anlagen zu erzielen.
Welche Nutzungsarten bei Großanlegern besonders gefragt sind, lässt sich in einer 92 Seiten starken Studie nachlesen, die das Prüfungs- und Beratungsunternehmen PWC veröffentlicht hat. Das gemeinnützige Urban Land Institute (ULI) hat an der Studie mitgewirkt. Die Studienmacher haben insgesamt 885 Asset Manager, institutionelle Investoren und Unternehmen aus dem Immobiliensektor nach ihren Plänen für 2019 befragt.
Alternative Immobilien sind facettenreich
Wie der Untersuchung zu entnehmen ist, spielen Immobilienkäufer immer häufiger mit dem Gedanken, „alternative“ Immobilienanlagen zu erwerben. Im Vergleich mit der Studie aus dem Jahr 2015 ist das ein deutlicher Stimmungswandel: Damals bekundete nicht einmal jeder Dritte (28 Prozent), jemals in alternative Immobilienanlagen investieren zu wollen. In der neuen Studie sieht das Stimmungsbild ganz anders aus. Knapp 60 Prozent der Profianleger gaben zu Protokoll, dass sie bereits im Bereich der „Alternatives“ investiert seien. Zwei von drei Befragten (66 Prozent) wollen den Anteil in diesem Anlagesegment weiter aufstocken.
Besonders großes Interesse haben die Immobilienanleger derzeit an Hotels, Studentenwohnheimen und flexiblen Büros. Künftig wollen die Umfrageteilnehmer vor allem Studentenwohnheime kaufen. Diese Anlageklasse bietet aus Investorensicht den Vorteil, dass die Mieter regelmäßig wechseln und die Miete einfacher angehoben werden kann.
Ein Umfrageteilnehmer sagt, die größte Herausforderung bestünde heute für ihn darin, qualitativ hochwertige Anlagen zu finden. Das Problem: Die Preise für Spitzenimmobilien mit zuverlässigen Mietern und gut planbaren Mieteinnahmen sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Vor diesem Hintergrund suchen immer mehr Investoren abseits nach Anlagealternativen, wie eben Hotels und Studentenwohnheimen. Ein anderer Umfrageteilnehmer sieht die Bewertungen im Immobilienmarkt aber anders als am Ende des vergangenen Zyklus 2007/2008 nicht kollabieren. Vielmehr dürften die hohen Bewertungen auf einer Art „Plateau“ verharren.
Allerdings macht sich unter den Befragten eine gewisse Zurückhaltung breit. Verglichen mit der vorangegangenen Immobilienumfrage im Jahr 2018 sank das Vertrauen der Anleger um 17 Prozentpunkte auf 25 Prozent.
Auch die Profitabilität schätzen die Umfrageteilnehmer nun deutlich niedriger ein. Ein institutioneller Investor aus der Bundesrepublik erläutert, dass die Preise in sämtlichen Anlageklassen heute auf historischen Niveaus rangierten. Als Anleger befinde man sich außerhalb der „Komfortzone“. Und es sei kein sehr gesundes Umfeld für Anleger. Deshalb habe er beschlossen, Immobilien zu verkaufen.
Die Mehrzahl der Investoren gab indes zu Protokoll, dass der Immobiliensektor im Jahr 2019 in guter Verfassung und „finanzielle Disziplin“ zu beobachten sei. Ein Anleger fast die Stimmung so zusammen: Die Immobilienquote sei bei vielen institutionellen Investoren in der Vergangenheit gewachsen. Denn diese Anlageklasse gehe mit Renditen und Ausschüttungen einher, die andere nicht bieten könnten. Größere Risiken sind mit den Investments aber offenbar nicht verbunden. Der Anleger bewertet die mit Immobilien einhergehende Verschuldungsquote als moderat. Die Finanzierer der Immobilien sollten nach Einschätzung des Befragten im nächsten Abschwung keine allzu große Risiken bergen.
Zinsen und Inflation steigen moderat
Die Umfrageteilnehmer wurden auch nach ihren Erwartungen an die Inflation und die Zinsentwicklung befragt. Nur sieben Prozent rechnen damit, dass die langfristigen Zinsen in diesem Jahr signifikant steigen werden. Mit Gegenwind für die Immobilienbewertungen aus dieser Richtung ist demnach nicht zu rechnen.
Inflation, kurzfristige und langfristige Zinsen: Quer durch die Bank erwartet die Mehrzahl die Umfrageteilnehmer einen gewissen Zuwachs.