Nach dem Boom Immobilienanleger geben sich mit weniger Rendite zufrieden

Olaf Janßen leitet die Immobilien-Forschung bei Union Investment.

Olaf Janßen leitet die Immobilien-Forschung bei Union Investment. Foto: Union Investment

Gesunkene Erwartungen an die Geschäftsentwicklung im Jahr 2019 trüben die Perspektiven für Immobilieninvestitionen in Europa weiter ein. Das ist ein zentrales Ergebnis der neuen Investitionsklima-Studie von Union Investment. Die Fondsgesellschaft hat 150 Immobilieninvestoren in Deutschland, Frankreich und Großbritannien zu ihren Erwartungen für 2019 befragt. 41 Prozent der Immobilienprofis gehen mit Blick auf die nächsten zwölf Monaten von einer Verschlechterung des Immobilien-Investitionsklimas aus. Mit 22 Prozent rechnet nur noch jeder fünfte Profianleger von einer spürbaren Verbesserung.

„Die gedämpften Erwartungen der europäischen Immobilieninvestoren an das Jahr 2019 sprechen dafür, dass die professionellen Anleger die Herausforderungen und Risiken der spätzyklischen Marktphase deutlich wahrnehmen und keine Experimente eingehen“, sagt Olaf Janßen, Leiter der Immobilien-Forschung bei Union Investment. Für die Immobilienbranche im Ganzen könne das durchaus als gutes Zeichen für ein pflichtbewusstes Risikomanagement gewertet werden, argumentiert er. 

Die Rendite sinkt, das Risiko nicht 

Laut Union Investment besteht im Lager der Immobilienanleger heute eine Strategie darin, bei gleichbleibendem Risiko eine geringere Rendite in Kauf zu nehmen. Rund die Hälfte der deutschen und französischen Immobilienprofis verfolgt diese Strategie, in Großbritannien sind es 86 Prozent der Profianleger.

Die Erwartungen in den einzelnen Ländern an das neue Jahr sind jedoch keineswegs einheitlich. Vielmehr sieht Union Investment für die jeweiligen Ländermärkte bei genauerem Hinsehen deutliche Unterschiede. Während rund die Hälfte der Immobilieninvestoren aus Deutschland und Großbritannien die Aussichten eher negativ beurteilt, kommen die Optimisten vor allem aus Frankreich. 40 Prozent der französischen Studienteilnehmer erwarten eine spürbare Verbesserung des Investitionsklimas, nur 24 Prozent richten sich auf eine Eintrübung ein. 

Franzosen schwärmen für deutsche Immobilien 

Gefragt wurden die Studienteilnehmer unter anderem auch, in welchen europäischen Ländern sie 2019 über alle Nutzungsarten hinweg die besten Gesamtbedingungen für Immobilieninvestitionen sehen. Mit 31 Prozent verzeichnete Deutschland in dieser Umfrage den stärksten Zuspruch. Frankreich und Großbritannien folgen mit klarem Abstand und jeweils rund 13 Prozent. Vergleichsweise gute Bedingungen für Investitionen werden in diesem Jahr außerdem Spanien, den Niederlanden, Schweden und Österreich attestiert.

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Zwar hat die Umfrage ergeben, dass sich die Investoren stark auf ihre jeweiligen Heimatmärkte konzentrieren wollen. „Andererseits wurde die starke Stellung Deutschlands innerhalb der europäischen Immobilienmärkte deutlich“, sagt Janßen. „Jeder dritte französische und immerhin jeder fünfte britische Profianleger würde 2019 am liebsten in Deutschland investieren.“ 

Laut dem Immobiliendienstleister Colliers International wechselten im Gesamtjahr 2018 in Deutschland gewerblich genutzte Immobilien für 60,6 Milliarden Euro den Eigentümer. Damit sei erstmals die 60-Milliarden-Euro-Marke übersprungen worden. Der 10-Jahres-Rekordwert von 57,3 Milliarden Euro Transaktionsvolumen aus dem Vorjahr wurde um 6 Prozent sowie der Durchschnittswert der Periode 2008 bis 2017 um 81 Prozent übertroffen. 

Bei den außereuropäischen Märkten sind laut Union Investment nach wie vor die USA der klare Favorit. 53 Prozent aller Befragten mit entsprechendem Investment-Radius benannten die USA als ihren Favoriten für Immobilieninvestitionen außerhalb Europas. Demgegenüber verschwinden Australien mit 13 Prozent und Japan mit 10 Prozent nahezu vom Investmentradar der Europäer.

Höhere Absicherungskosten dämpfen den Anlagehunger 

Aufgrund der gestiegenen Kosten für die Absicherung von Fremdwährungsrisiken wird es 2019 von europäischen Immobilieninvestoren voraussichtlich weniger Investmentaktivitäten in den USA geben als in den vergangenen Jahren, mutmaßt Janßen. Im Vergleich zu den ebenfalls schwierigen Rahmenbedingungen in anderen internationalen Märkten behielten die US-Märkte aber nach wie vor eine hervorgehobene Stellung.

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