Familienzuwachs Wenn Single Family Offices sich weiteren Mandanten öffnen

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Da viele Single Family Offices recht diskret arbeiten, fehlt bisweilen der Kontrollmechanismus des Marktes, der sich erst aus der Konkurrenzsituation der Multi Family Offices ergibt. Die handelnden Akteure sind dann nicht mehr Teil der Inhaberfamilie, sondern kommen vom Markt und bringen eine spezifische Kompetenz mit – das vergrößert laut Werkmüller die Beratungsleistung: „Dementsprechend definieren sich externe Family Offices ausschließlich über die Professionalität ihrer Arbeit und die Qualität der jeweils angebotenen Dienstleistung“. Auf der anderen Seite fehlt bei Multi Family Offices die unmittelbare Kontrolle der Vermögensinhaber, die im Single Family Office normal ist.

Wandel zum Multi Family Office bringt Skaleneffekte bei Investments mit sich

Hinter dem Schritt zum Multi Family Office sieht Stadtmüller ein weiteres Motiv: Kostenersparnisse. Denn auch ein Single Family Office kommt in gewissen Anlageklassen an natürliche Grenzen. Ein Multi Family Office bietet dann einen Ausweg, erklärt Stadtmüller: „Die Investitionstickets und Volumina steigen, wenn Gelder in Pools zusammengefasst werden. Auf diesem Wege kann sowohl Zugang zu exklusiven Anlagestrategien erreicht als auch kostengünstiger investiert werden.“

Nicht nur bei Investments, auch in anderen Prozessen spielt Skalierung eine Rolle. „Mit jeder neuen Unternehmerfamilie wird die Struktur komplexer“, erklärt Jänsch die Entwicklung, die bei Focam seit der Öffnung fortlaufend voranschreite. „Jede Unternehmerfamilie hat andere Anforderungen, und sogar innerhalb der Familie gibt es unterschiedliche Anforderungen“, ergänzt er und verweist auf Lösungskompetenz, die bei Mitarbeitenden wichtiger sei als verkäuferisches Talent.

 

Neben dem Personalstamm wachsen Strukturen und Systeme innerhalb der Multi Family Offices. „Das sind erhebliche Kosten, die sich aber über alle Familien teilen lassen“, fügt Stadtmüller hinzu. Werkmüller verweist in seinem Buch zum Family Office Management auf die Fixkosten, die bei Single Family Offices typischerweise besonders hoch sind, während sie bei Multi Family Offices eben auf die verschiedenen Mandate verteilt werden können.

Öffnung zum Multi Family Office bedeutet regulatorischen Aufwand

Ein Kostenpunkt, um den sich Single Family Officer und ihre Vermögensinhaber dagegen nicht sorgen müssen, ist der der Regulierung. Denn Single Family Offices benötigen im Regelfall keinerlei Erlaubnis für ihre Tätigkeiten. „Dies gilt jedoch nur, sofern und solange sie nur das Vermögen einer einzigen Familie anlegen und verwalten. Bei Multi Family Offices hingegen liegt meist eine erlaubnispflichtige Tätigkeit vor“, erklären Anna Luce, Oliver Schmitt und Michael Wiehl von Rödl & Partner.

Schließlich verwaltet ein breit aufgestelltes Multi Family Office im Zweifel mehrere Familienvermögen, bietet rein administrative Dienstleistungen, aber auch Anlageberatung, Finanzportfolioverwaltung und Anlageverwaltung. Werden diese Dienstleistungen gewerblich betrieben, benötigt das Unternehmen nach dem Kreditwesengesetz eine Erlaubnis der Bafin.