Familienzuwachs Wenn Single Family Offices sich weiteren Mandanten öffnen

Geöffnete Pforten in einer Villa: Manch eine Familie hinter einem Single Family Office entscheidet sich dazu, die Türen zu den Family-Office-Leistungen auch für andere Familien zu öffnen – entweder als Multi Family Office oder auch über Hybridmodelle.

Geöffnete Pforten in einer Villa: Manch eine Familie hinter einem Single Family Office entscheidet sich dazu, die Türen zu den Family-Office-Leistungen auch für andere Familien zu öffnen – entweder als Multi Family Office oder auch über Hybridmodelle. Foto: Imago Images / Westend61

Christian Stadtmüller und Michael Jänsch sind sich einig. Und zwar nicht nur, weil beide jeweils Geschäftsführer eines Multi Family Office sind. Einig sind sie sich auch in der Auffassung, dass ihr jeweiliger Arbeitgeber gewissermaßen eine Ausnahme am Family-Office-Markt darstellt. Bei Stadtmüller geht es dabei um HQ Trust, bei Jänsch um Focam.

Um die Ausnahmen aufzudecken, braucht es einen kleinen Blick in die Historie der Multi Family Offices. So besteht HQ Trust in seiner jetzigen Form seit 2006. Damals wurde das Unternehmen als Multi Family Office gegründet, inzwischen gibt es neben dem Stammsitz in Bad Homburg auch eine Niederlassung in Düsseldorf. Insgesamt verwalten Stadtmüller und seine über 90 Kolleginnen und Kollegen ein Vermögen von rund 14 Milliarden Euro. Auch Stadtmüller selbst betreut etwa 10 verschiedene Familienstiftungen.

Aber: Nicht immer berieten die Mitarbeitenden von HQ Trust mehrere Mandanten. Seinen Ursprung hat das Multi Family Office nämlich in der Beratung und Betreuung nur einer einzigen Familie. Im Jahr 1981 gründeten die Nachfahren des Industriellen Harald Quandt die Harald Quandt Holding, welche sich zu einem Single Family Office weiterentwickelte – und sich ab 1988 auch weiteren Kunden öffnete.


Harald Quandt
© Imago Images /
United Archives International

Von Harald Quandt zu HQ Trust
Die Familie Quandt investierte in den Nachkriegsjahren in deutsche Industrieunternehmen. Als Harald Quandt (Foto) 1967 bei einem Flugzeugunglück stirbt, wird das Vermögen der Familie zwischen seinen Erben und seinem Halbbruder Herbert Quandt aufgeteilt. Harald Quandts Erben gründen 1981 eine Holding und damit ein Single Family Office, das sich 1988 auch anderen Mandanten öffnet und im Laufe der Jahre in HQ Trust aufgeht.


Auch die Historie von Focam ist ähnlich gelagert. Das Unternehmen wurde 1999 gegründet, auch hier stand zuerst die Vermögensverwaltung für bloß eine Familie im Vordergrund. Im Falle Focams handelte es sich dabei um das Vermögen von Andreas Jacobs, der selbst als Unternehmer tätig ist und außerdem der gleichnamigen Kaffee-Dynastie entstammt. Jacobs ist Focam noch immer als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats verbunden, das Family Office betreut aber das Vermögen von deutlich mehr Mandanten als nur Jacobs.

Extrinsische Öffnungsmotivation

Stadtmüller und Jänsch wissen: Der Schritt vom Single Family Office zum vollumfänglichen Multi Family Office kommt vor, ist in Deutschland aber doch eher die Ausnahme. Wohl auch deshalb, weil die Öffnung oft nicht geplant ist – und im Falle von HQ Trust auch über mehrere Vorgängerorganisationen ablief: „Die Familie Quandt war in den 1970er- und 1980er-Jahren eine der ersten Familien, die in Deutschland ein klassisches Single Family Office aufgebaut haben. In dem Zuge wurde ein hervorragendes Buchhaltungs- und Reporting-System selbst entwickelt“, erklärt Stadtmüller und ergänzt: „Alle anderen am Markt hatten dieses einzigartige System nicht – und das hat sich herumgesprochen. Das Gleiche gilt auch für den Investmentansatz.“