Familienzuwachs Wenn Single Family Offices sich weiteren Mandanten öffnen

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Die Quandt-Dynastie war gut vernetzt, andere Familien wandten sich an die Prinzipale und bekundeten ihr Interesse am Family Office. Die Quandts reagierten – und öffneten das Family Office für andere Mandanten. „Bei der Öffnung war also nicht die intrinsische Motivation für ein Multi Family Office entscheidend, sondern der extrinsische Wunsch anderer, die Dienstleistung ebenfalls nutzen zu können“, fasst Stadtmüller zusammen.


Andreas Jacobs
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Frank Sorge

Von Andreas Jacobs zu Focam
Andreas Jacobs (Foto links) ist als Unternehmer unter anderem seit 1993 in der Jacobs-Gruppe tätig. Focam wird 1999 unter Beteiligung von Jacobs als Single Family Office gegründet. Nach wenigen Jahren wenden sich auch weitere Familien an das Family Office, das sich in der Folge externen Mandanten öffnet. Jacobs ist Focam, das seitdem als Multi Family Office agiert, bis heute als Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrats verbunden.


Aus dem Gespräch mit den Focam-Gründern weiß Jänsch von ähnlichen Schritten zu berichten: „Vermögende Familien haben ja bereits vorher mit Banken und Vermögensverwaltern zusammengearbeitet und ihre Erfahrungen gemacht. Daraus entspringt dann die Erkenntnis und der Wunsch, sich anders und individueller aufstellen zu wollen“, erklärt er. Auch bei Focam wandten sich die ersten Familien nach zwei bis drei Jahren an die Gründer des Single Family Office, das sich in der Folge öffnete.

Nach der Öffnung plötzlich gewerbsmäßig – und mehreren Mandanten verpflichtet

Das Motiv dafür sei allerdings nicht unbedingt die Aussicht auf einen zusätzlichen Gewinn gewesen, erklärt Jänsch: „Die Idee eines Single Family Office ist ja nicht, unbedingt besonders ertragreich sein zu müssen.“ Aber: Mit einem Multi Family Office wird eben auch Geld verdient. Und das gilt nach der Öffnung auch für ehemalige Single Family Offices, erklärt Jänsch: „Natürlich wird im zweiten Schritt überlegt, wie das Geschäft effizient gestaltet und skaliert werden kann.“

Der Zweck der Gewinnerzielung ist eine wichtige Grenze, um den Übergang vom Single zum Multi Family Office erkennbar zu machen. Sowohl Focam als auch HQ Trust sind mit der Öffnung für weitere Mandanten über diese Grenze getreten – ob geplant oder nicht. Und: Der Zweck der Gewinnerzielung ist auch in der Fachliteratur von Bedeutung. So beschreibt der ehemalige Single Family Officer Maximilian Werkmüller, der an der Allensbach Hochschule eine Professur für Finance und Family Office Management innehat, in seinem Standardwerk zu Family Office Management anhand dieses Motivs den Unterschied zwischen einem integrierten (Single-)Family-Office-Modell und einer externen und konzertierten (Multi-)Family-Office-Struktur.

 

Als weiteren Unterschied sieht Werkmüller den Prozess, in dem sich das Family Office als unabhängige und objektive Beratungseinheit etablieren muss. Ein ehemaliges Single Family Office habe dabei einen Vorteil, erklärt Jänsch. Schließlich gibt eine hoch vermögende Familie bereits gewisse Qualitätsansprüche für das eigene Family Office vor, die sich dann positiv auf das Multi Family Office auswirken. „Es ist ein Evolutionsprozess, die besten Partner zu finden. Und wenn man damit früh angefangen hat, ist man auch in der Pole Position“, erklärt Jänsch. Stadtmüller erklärt: „Das Single Family Office sollte natürlich bereits bewiesen haben, dass die eigenen Ansätze auch in Krisenzeiten funktionieren. Das gilt für die langfristige Anlagestrategie, aber auch das kundenindividuelle Reporting und Controlling.“