Report von Bain & Company Private-Equity-Branche setzt Höhenflug fort

Silvia Bergmann, Partnerin bei Bain & Company

Silvia Bergmann, Partnerin bei Bain & Company: Sie erwartet, dass institutionelle Investoren 2021 genauso viel in Private Equity investieren wie 2020 oder sogar noch mehr. Foto: Bain & Company

Die Private-Equity-Branche hat 2020 bestens überstanden. Nach einem coronabedingten Zwischenstopp im zweiten Quartal setzte sie im zweiten Halbjahr den Höhenflug fort. Nach Asien ist das Geschäft erst in Nordamerika, dann in Europa zügig wieder angesprungen. Laut dem Global Private Equity Report der Unternehmensberatung Bain & Company investierten Buyout-Fonds weltweit im vergangenen Jahr mit 592 Milliarden US-Dollar sogar 8 Prozent mehr in neue Deals als 2019. Die Zahl der Deals ging allerdings um 24 Prozent zurück auf rund 3100.

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Renditen bleiben stabil

Durch den intensiven Wettbewerb und aufgrund weiterhin hoher Kapitalzuflüsse blieben die Bewertungen hoch. Für Europa meldet Bain mit einem durchschnittlichen Ebitda-Multiple von 12,6 einen Rekordwert. Hohe Preise wurden vor allem in Branchen erzielt, die wie Bezahldienste von der Pandemie kaum betroffen sind oder sogar von ihr profitiert haben, wie der Technologiesektor.

Die auf zehn Jahre annualisierte Internal Rate of Return (IRR) ist laut Bain-Report – anders als in der Weltfinanzkrise 2008/2009 – bislang stabil geblieben. Bei Exits realisierten die Fonds mit dem 2,3-Fachen sogar ein Multiple über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Die Erlöse bei Exits beliefen sich auf 427 Milliarden US-Dollar und bewegten sich damit auf einem ähnlichen Niveau wie 2019.

Nicht-investiertes Kapital nimmt weiter zu

Das Investorenkapital floss 2020 kräftig, auch wenn das 2019er-Rekordniveau nicht ganz erreicht wurde: Bain beziffert die Fundraising-Höhe auf  989 Milliarden US-Dollar. Das nicht-investierte Kapital steigt damit auf 2,9 Billionen US-Dollar. „Institutionelle Anleger sehen in Krisenzeiten insbesondere die etablierten PE-Fonds als sicheren Hafen für ihr Kapital an“, stellt Bergmann fest. „Daher werden die meisten 2021 wahrscheinlich ähnlich hohe Investitionen tätigen oder diese sogar aufstocken.“ Allerdings scheint sich der Investmentstau ein wenig aufzulösen. Bis Ende Februar 2021 lag das Volumen aller Buy-out-Deals 60 Prozent über dem Fünfjahresdurchschnitt für die ersten beiden Monate.

Spacs auf dem Vormarsch

Ein Rekordniveau erreichte 2020 das Kapital, das für neue Übernahmeziele über Special Purpose Acquisition Companies (Spacs) aufgenommen wurde. Diese emittieren zuerst Aktien, um damit später dann eine Transaktion vorzunehmen. Für das vergangene Jahr verzeichnet Bain Zuflüsse in Höhe von 83 Milliarden US-Dollar in 248 solcher Börsenmäntel. Und der Trend beschleunigt sich: Bis Februar 2021 nahmen 170 Spacs weitere rund 50 Milliarden US-Dollar auf.

Nach Beobachtungen von Bain erzielen diese insgesamt zwar steigende Renditen, doch zwischen den Besten und den Schwächsten gibt es große Unterschiede. „Derzeit werden immer mehr Spacs bei börsenreifen Unternehmen vorstellig“, so Bergmann. „Auf Dauer werden sich jedoch nur Anbieter durchsetzen, die in überschaubarer Zeit geeignete Übernahmekandidaten finden, diese auf Herz und Nieren prüfen und danach konsequent weiterentwickeln.“

ESG muss raus aus der Nische

In Sachen ESG hat die Private-Equity-Branche noch Nachholbedarf. Einer Analyse des ESG-Spezialisten EcoVadis sind weitreichende Nachhaltigkeitsinitiativen noch Mangelware. Umdenken sei hier gefragt, Bergmann: „Nachhaltigkeit sollte bei PE-Fonds nicht länger ein Nischendasein führen. Das Thema ist ein Muss und zunehmend auch bewertungsrelevant.“

Den vollständigen Global Private Equity Report 2021 finden Sie hier.

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