Kommentar zu grüner Geldanlage Warum ESG-ETFs Augenwischerei fürs grüne Gewissen sind

Oliver Fischer von Arete Ethik Invest

Oliver Fischer von Arete Ethik Invest: Die Investments in vermeintlich grüne Investments greifen für ihn zu kurz. Foto: Arete Ethik Invest

ETFs boomen. Angesichts anhaltend steigender Aktienkurse und -indizes ist das wenig verwunderlich. Zudem sind viele Anleger, insbesondere deutsche Investoren, sehr kostensensitiv. Das kommt dem Anlagevehikel natürlich zusätzlich zugute. Und dann gibt es da ja auch noch einen anderen Anlage-Boom. Denn: Ökologische und ethische Geldanlagen sind ebenfalls immer häufiger gefragt. Die Privatanleger haben ihre Investments in nachhaltige Fonds und Mandate im Jahr 2020 in Deutschland um satte 117 Prozent auf fast 40 Milliarden Euro gesteigert – so berichtet es das Forum Nachhaltige Geldanlagen.

Da liegt es auf der Hand, beide Themen zu kombinieren. Vor diesem Hintergrund bieten Emittenten gerne ETFs an, die als nachhaltige Produkte vermarktet werden. Die Nachhaltigkeit soll dann häufig durch die Berücksichtigung von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) abgedeckt werden. Die Anleger bekommen so kostengünstig ein Investment, was sozialen, ökologischen Kriterien und einer guten Unternehmensführung genügt – angeblich.

Asset Manager halten ihre Versprechen nicht ein

Denn so einfach ist es nicht. Beim genauen Blick in das Portfolio von großen ESG-ETFs erweisen sich viele von diesen als Wundertüte – das gilt zum Beispiel mit Blick auf den MSCI World ESG Enhanced Index und den zugehörigen iShares-ETF. Der Emittent und auch andere Anbieter behaupten bei entsprechenden ETFs, dass Unternehmen, die in kontroversen Geschäftsfeldern ihr Geld verdienen, aus dem Anlageuniversum des Indizes ausgeschlossen werden. Außerdem lege der ETF dann ein größeres Gewicht auf Unternehmen mit einem höheren ESG-Rating.

Tatsächlich schließt der Index und damit der ETF die Bereiche umstrittene Waffen, Atomwaffen, zivile Feuerwaffen, Tabak, Kraftwerkskohle und Ölsande sowie Unternehmen mit Verstößen gegen die „Global Impact“-Prinzipien der Vereinten Nationen vom Anlageuniversum aus. Das wars dann aber schon.

Dicke Überraschungen beim genauen Blick auf grüne ETFs

Interessant ist, dass in dem ETF mit knapp 0,5 Prozent auch Blackrock – größter Asset Manager der Welt und die Mutter des ETF-Emittenten iShares – vertreten ist. Interessant deshalb, weil Tariq Fancy, der frühere Investmentchef für nachhaltige Anlagen bei Blackrock, nach seinem Ausscheiden der ganzen Industrie mitsamt seinem ehemaligen Arbeitgeber vorwarf, sich vor allem grün zu vermarkten, statt Geld in Nachhaltigkeit zu investieren. Und Fancy müsste das eigentlich als ehemaliger „Nachhaltigkeitschef“ und Insider der Branche gut beurteilen können.