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Rudi Van den Eynde im Interview „Der Healthcare-Sektor outperformt in allen Zeiträumen“

Candriam-Healthcare-Spezialist Rudi Van den Eynde

Candriam-Healthcare-Spezialist Rudi Van den Eynde: „In einem aktiven Fonds muss man natürlich aufpassen, dass man manche große Werte nicht durch zu viele kleine ersetzt.“ Foto: Candriam

Björn Drescher: Herr Van den Eynde, Biotech-, Pharma- und Healthcare-Aktien gehören zweifellos zu den Gewinnern der vergangenen Jahre. Zum Teil haben die Kurse deutlich nachgegeben. Stehen wir vor einer Korrektur dieser Aktien oder ist der übergeordnete Trend noch intakt?

Rudi Van den Eynde: Es ist nicht so, dass die Stimmung im Sektor gedrückt ist – ganz im Gegenteil. Krankheiten verschwinden nicht einfach, die Innovationen werden gebraucht. Wenn es mal schlechter im Sektor läuft, hängt das mit Neuigkeiten und der Nachrichtenlage aus anderen Sektoren zusammen. Bei einer Underperformance unseres Sektors haben die Anleger einen anderen Fokus. Auch 2007 und 2008 haben wir das beobachtet. Der Healthcare-Sektor ist in der Form des MSCI World Healthcare Sector eigentlich ein Outperformer im Zeitraum von zwei und fünf Jahren, aber auch mit Blick auf zehn und zwanzig Jahre. Die Alternative für die Anleger heißt derzeit künstliche Intelligenz, die die entsprechenden Tech-Aktien beflügelt.

Wie sieht es jetzt bei den Bewertungen aus? Sehen wir hohe Bewertungen, die Anleger dazu bringen, aus dem Sektor Gelder abzuziehen? Oder stehen wir am Beginn eines neuen Zyklus, bei dem Nicht-Zykliker zunächst außenvor bleiben?

Rudi Van den Eynde: Auch wenn es derzeit viele Krisen gibt, verfügen die Anleger weiterhin über Geld. Ich glaube nicht, dass in die momentane Schwäche des Healthcare-Sektors zyklische Aspekte hineinspielen. Es ist nicht die Zeit, um komplett in defensive Werte zu gehen. Die Weltwirtschaft schwächt sich derzeit ab, und weil es wohl unweigerlich eine globale Abkühlung geben wird, ist es jetzt sicherlich nicht schlecht, in den defensiven Sektor zu investieren und dafür Profite aus zyklischen Aktien einzusetzen.

 

Der Healthcare-Sektor ist im Allgemeinen kein teurer Sektor. Die großen Unternehmen sind in der Regel nicht allzu teuer, die KGVs sind angemessen. Es gibt immer wieder einmal Hypes oder Mini-Blasen in Teilbereichen. So etwa 2020, als der Genomics-Bereich bei den Anlegern en vogue war. In der Pandemie hat es zeitweise Branchen gegeben, die von der medizinischen Notlage profitiert haben und teilweise zu hoch bewertet waren, wie Telemedizin- und manche Impfstoff-Anbieter. Die aktuellen Bewertungen sind insgesamt kein Grund, um aus dem Sektor auszusteigen.

Ist denn der Healthcare-Sektor nicht auch ein ganz großer Profiteur von KI-Anwendungen? Da gibt es doch auch gewisse Schnittmengen, oder?

Rudi Van den Eynde: In der Tat setzen viele Unternehmen künstliche Intelligenz ein, auch im Gesundheitswesen. Alle innovativen Unternehmen der Branche – sowohl große aber auch kleine – arbeiten schon seit Jahren mit KI. Sie verschaffen sich ein wichtiges Rationalisierungspotenzial, das gleichzeitig zu besseren Medikamenten und Anwendungen führt. So lassen sich Computertomografie-Scans bereits automatisch auswerten, denn ein Arzt kann auch einmal müde sein, wodurch möglicherweise Fehler entstehen. Die KI sagt dem Arzt dann: Hier auf dem CT muss man genauer hinsehen, hier ist etwas nicht normal.

Sprechen wir über die Leidtragenden der vergangenen Jahre. OPs und viele eigentlich medizinisch notwendige Behandlungen sind in der Pandemie ausgefallen. Da besteht enormer Nachholbedarf. Ist daher jetzt ein antizyklisches Investment innerhalb der Healthcare-Branche denkbar?

Rudi Van den Eynde: In der Tat gibt es diesen Aufholbedarf. Aber an der Börse dürfte das bereits eingepreist sein, die Börse antizipiert Entwicklungen bekanntlich. Ob der mögliche Wertzuwachs bereits ausgereizt ist, ist noch nicht ausgemacht: In den USA haben private Krankenversicherungen jüngst darauf hingewiesen, dass die Zahl der Behandlungen in den Krankenhäusern immer noch höher liegt als geplant. Medizintechnologiehersteller – beispielsweise die Hersteller von Implantaten – haben daher weiterhin einen Lauf.

Im ersten Quartal 2023 wurde viel in passive Investments im Pharma- und Healthcare-Bereich investiert. Schaut man auf die Indizes, gibt es da einige extreme Schwergewichte. Was halten Sie vom passiven Investieren in der Branche?

https://www.dasinvestment.com/fonds/vergleich/LU1120766388?index=1097

Rudi Van den Eynde: Wir sind in der Lage, über Jahre hinweg Healthcare-Indizes zu schlagen und den Kunden Extra-Performance zu erschließen, ohne dabei große Risiken einzugehen. In einem aktiven Fonds muss man natürlich aufpassen, dass man manche große Werte nicht durch zu viele kleine ersetzt. In Risk-Off-Märkten kommen kleine Unternehmen schnell unter Druck. Dafür braucht es die Erfahrung und Zeit eines spezialisierten, großen Fondsmanagements.

Lange Zeit wollten die Notenbanken eine gesunde Inflation haben, was aber nicht zu schaffen war. Jetzt ist die Vorgabe von 2 Prozent wieder das Ziel, aber man versucht von oben heranzukommen. Wie gehen die Branchenunternehmen mit ihrer Preissetzungsmacht um? Sind sie vielleicht gar nicht so preissetzungsmächtig, wie man oft meint?

Rudi Van den Eynde: Die Preisgestaltungsmöglichkeiten der Branchenunternehmen, vor allem im Pharmabereich, sind relativ gut. Ihre Input-Kosten können die Unternehmen recht einfach an die Kunden weitergeben. Doch aufgrund der Verhandlungen mit den Versicherern und Krankenkassen, ob in den USA, Europa oder Japan, kann man die Preise nicht so anheben, wie man es vielleicht gerne hätte.

Wie zinssensitiv sind die Titel des Healthcare-Universums? Muss viel Fremdkapital aufgenommen werden?

Rudi Van den Eynde: Das hängt davon ab, wie groß ein Unternehmen ist. Die Big Player haben gute Cashflows; sie können ihre Investitionen locker finanzieren und sind absolut nicht zinsabhängig. 

Den vollständigen Podcast hören Sie hier.


Über den Interviewten:

Rudi Van den Eynde ist seit 2011 Head of Thematic Global Equity bei Candriam. Er managt den preisgekrönten Fonds Candriam Equities Biotechnology seit dessen Auflegung im Jahr 2000. Van Den Eynde kam 1998 als Senior Equity Fund Manager zu Candriam. Seine Karriere startete er 1987 in der Abteilung für Euro-Anleihen der Dexia Bank Belgien.

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