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Innovationsschub Biotechnologie – mehr als nur ein kurzfristiger Trend

Biotech-Labor in Sankt Petersburg

Biotech-Labor in Sankt Petersburg: Antikörper verändern die Art und Weise, wie Ärzte Krebs, Autoimmun- und Infektionskrankheiten behandeln können. Foto: imago images / ITAR-TASS

Der rasche Fortschritt beim Corona-Impfstoff wäre ohne eine umfassende Grundlage an fachübergreifendem Wissen undenkbar gewesen. Dabei basiert das effiziente Biotech-Ökosystem auf der Zusammenarbeit zwischen Biotech- und Pharmaunternehmen sowie Universitäten.

Die Lösungsansätze in der Bekämpfung des Corona-Virus greifen vor allem auf therapeutische monoklonale Antikörper zurück – also Proteine, die Antigene spezifisch erkennen und binden können.

Geschwindigkeit und Effizienz von Antikörpern

Der technologische Fortschritt der vergangenen 30 Jahre bietet Möglichkeiten, monoklonale Antikörper rasch zu isolieren, zu entwickeln und zu produzieren. Das ist wichtig, denn die Antikörper gehören zu den leistungsstärksten Instrumenten der modernen Medizin. Heutzutage verändern mehr als 100 von der Behörde für Lebens- und Arzneimittel (FDA) zugelassene Antikörper die Art und Weise, wie Ärzte Krebs sowie Autoimmun- und Infektionskrankheiten behandeln können. Im Jahr 2019 waren monoklonale Antikörper Bestandteil von sieben der zehn meistverkauften Medikamente.

Der erste therapeutische monoklonale Antikörper wurde 1986 zugelassen und dient dem Zweck, die Abstoßung von Nierentransplantaten zu verhindern. 1994 folgten Abciximab, das die Thrombozyten-Aggregation bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen hemmt, und der erste onkologische Antikörper: Anti-CD20 (Rituximab). Damit begann die Ära der Präzisionsmedizin und die Dominanz von Produkten aus der Onkologie – bis Kinasehemmer – sie zügeln die Vermehrung von Krebszellenund Zelltherapie den Markt ergänzten.

Kosten verringern sich

Seit 1980 hat sich die Ausbeute bei der Herstellung von Antikörpern von wenigen Milligramm auf knapp drei Gramm pro Liter verbessert. Zeitgleich sind die Kosten von etwa 300 US-Dollar pro Gramm auf lediglich 20 US-Dollar gesunken – vorausgesetzt, die Produktion erfolgt in einem großen Bioreaktor, der etwa 10 Tonnen pro Jahr herstellt. Heute gibt es weltweit bereits 25 davon.

Ein Vorteil dieser Anlagen: Mit ihnen lassen sich flexibel unterschiedliche Antikörper herstellen – zum Beispiel gegen Krebs oder Virusinfektionen. Diese können sowohl als therapeutisches Mittel als auch zur Impfung genutzt werden.

Disruptive Technologien verkürzen den Zeitaufwand

Die Idee der Impfung ist einfach: Sie soll den Körper sicher einem Virus aussetzen, indem das Immunsystem einen Abwehrmechanismus entwickelt. Einige innovative Lösungen gehen sogar noch einen Schritt weiter und führen dazu, dass der Impfstoff selbst vorübergehend im Inneren des menschlichen Körpers produziert wird.

Bisher basieren die aussichtsreichsten Corona-Impfstoffkandidaten auf RNA- und Virusvektorplattformen. Bei beiden Ansätzen wird die Anleitung zur Herstellung eines spezifischen Virusproteins an den menschlichen Körper weitergegeben. Daraufhin können die eigenen natürlichen Mechanismen einen Teil des Virus herstellen und so das Immunsystem „trainieren“. Ursprünglich wurden RNA-Impfstoffe als therapeutische Impfstoffe gegen Krebs entwickelt. Derzeit wird diese Methode für die Herstellung von Corona-Impfstoffen getestet.

Die am weitesten fortgeschrittenen Impfstoffkandidaten gegen Covid-19 wurden von Unternehmen entwickelt, die an therapeutischen Impfstoffen gegen Krebs arbeiten. Mit einer entwickelten RNA-Produktionsplattform können Impfstoffe wesentlich schneller hergestellt werden als herkömmliche Medikamente. Bei klassischen Vakzinen, die abgeschwächte Viruspartikel verwenden, müssen oft produktspezifische Herstellungsverfahren entwickelt, optimiert, validiert und für die Produktion zugelassen werden – ein sehr zeitaufwändiger Prozess.

Das Biotech-Unternehmen Moderna demonstriert beispielhaft die Effizienz der RNA-Plattform: Es konnte innerhalb von 42 Tagen die erste Charge klinisch hochwertiges Impfstoffmaterial entwickeln. Nicht zuletzt, da die Herstellung von RNA-Impfstoffen weniger zeitintensiv ist als die klassische Impfstoffproduktion. Neben der Zeitersparnis ist der Kostenfaktor entscheidend – es wird lediglich ein Bruchteil des Kapitals benötigt.

Mehrere Unternehmen erweitern derzeit ihre Produktionsanlagen, um bis Ende kommenden Jahres eine weltweite Kapazität von fast 9 Milliarden Dosen und bis Ende dieses Jahres mehr als 900 Millionen davon bereitzustellen – vorausgesetzt, die klinischen Studien liefern weiterhin positive Ergebnisse.

Anlagechancen für Investoren

Die Forschung an Infektionskrankheiten und möglichen Lösungsansätzen sollte nicht als geschlossene Disziplin betrachtet werden. Fachübergreifende Technologien wie die Produktion monoklonaler Antikörper, die Gentherapie und die Herstellung von RNA haben alle in einer beispiellosen Geschwindigkeit zur Entwicklung von Therapeutika und Impfstoffen beigetragen.

Innovative Technologien, kombiniert mit einem interdisziplinären Ökosystem und den Bemühungen von Wissenschaftlern, tragen dazu bei, dass Therapeutika und Impfstoffe zu einem akzeptablen Preis hergestellt werden können und anschließend in Massenproduktion gehen.

Der Healthcare-Sektor gehört zu den defensiven, also wenig konjunkturabhängigen Branchen. Dies lässt sich an der im Vergleich zum globalen Aktienmarkt niedrigeren Volatilität ablesen. Dennoch sollten Anleger breit diversifizieren, um vom Trendthema ausgiebig zu profitieren.

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