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Zweitgrößte Volkswirtschaft Mythen und Realität mit Blick auf China

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Mythos Nr. 3: China stellt sein Gleichgewicht wieder her

Das bringt uns zum dritten Mythos: China stellt seine Wirtschaft um, weg von Investitionen, die durch hohe Ersparnisse und die Produktion gestützt werden, hin zu Konsum und Dienstleistungen. China arbeitet an dieser Neuausrichtung, die notwendigen Fortschritte stellen sich aber noch nicht ein.

Zu einem gewissen Grad steht China vor einem Dilemma. Peking weiß zwar, dass übermäßige Investitionen, vor allem in Immobilien, ineffizient sind. Doch die Regierung strebt ein hohes BIP- und Beschäftigungswachstum an, was durch Investitionen und Bauvorhaben erreicht werden kann. Weil China nicht bereit ist, auch nur vorübergehend auf ein hohes Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen zu verzichten, fällt es dem Land schwer, die Wirtschaft von ihrem Fundament zu entwöhnen, das lange getragen hat.

Doch der Plan ist vorgegeben: China muss den Anteil des Konsums am BIP steigern, während es die Ersparnisse und Investitionen reduziert. Die Steigerung des Konsums ist indes nicht trivial. In Ermangelung von sozialen Sicherheitsnetzen, wie sie in fortgeschrittenen Volkswirtschaften üblich sind, sparen die chinesischen Haushalte beharrlich. Darüber hinaus stellt Chinas erklärtes Ziel des doppelten Wirtschaftskreislaufs – Steigerung des Konsums und der Exporte zum Ausgleich der geringeren Investitionen – eine besondere Herausforderung dar. Ein stärkerer Konsum erfordert höhere Löhne und einen größeren Anteil des Arbeitseinkommens am BIP, doch die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Exporte und die Rentabilität der Handelsgütersektoren würden im Gegenzug genau dadurch untergraben.

Kurz gesagt: China strebt zwar eine Neuausrichtung seiner Wirtschaft an – aber der Prozess des Wandels könnte deutlich länger dauern, als viele erwarten.

Mythos Nr. 4: Ausländische Unternehmen wandern aus China ab

Der vierte Mythos besagt, dass ausländische Unternehmen China in Scharen verlassen, weil sie durch Handelskriege, zunehmende geopolitische Spannungen und pandemiebedingte Unterbrechungen der globalen Lieferketten vertrieben werden. Die Realität zeigt ein anderes Bild. Die Schwachstellen der globalen Lieferketten sind aufgedeckt worden, aber es gibt keine im Handumdrehen abrufbaren Alternativen. Da sich die Weltwirtschaft im vergangenen Jahr erholt hat, ist die Nachfrage nach chinesischen Industriegütern sprunghaft angestiegen, und Chinas Exporte haben im Jahr 2021 nach Reuters-Angaben um fast 30 Prozent zugelegt. Die pandemiebedingten Verzögerungen bei der Verschiffung waren in der Tat eher ein Problem der USA – die Verzögerungen bei der Ein- und Ausfahrt aus chinesischen Häfen waren im vergangenen Jahr minimal. Das hat sich aktuell allerdings geändert, da Shanghai und seine Häfen in den Lockdown geschickt wurden, um die Ausbreitung von Covid-19 zu verhindern.

China bleibt auch ein Magnet für ausländische Direktinvestitionen (ADI), die im vergangenen Jahr den höchsten je gemeldeten Stand erreichten. Im Jahr 2021 verzeichnete China mit einem Anstieg von mehr als 40 Prozent im Vergleich zu den Werten vor der Pandemie sein bestes Jahr bei den ADI-Zuflüssen. Im vergangenen Jahr floss jeder fünfte US-Dollar der weltweiten Direktinvestitionen nach China, wie das Peterson Institute for International Economics kalkuliert.

Das ausländische Interesse an China spiegelt sich auch in Umfragen wider. Laut einer Mitte 2021 durchgeführten Umfrage der Handelskammer planten 60 Prozent der US-amerikanischen und europäischen Unternehmen eine Erhöhung ihrer Investitionen in China. Von 300 befragten US-Firmen hatte kein einziges Unternehmen seinen Betrieb von China zurück in die Vereinigten Staaten verlagert. Und weniger als 10 Prozent der europäischen Unternehmen planten, ihre Aktivitäten in China zu reduzieren, der niedrigste Prozentsatz seit Beginn der Erhebung.

Mythos Nr. 5: China schränkt Investitionen aus dem Ausland ein

Ein fünfter Mythos besagt, dass China ausländische Investitionen in seine Wirtschaft scheut. Er ist zum Teil aufgrund von Auseinandersetzungen zwischen amerikanischen (oder europäischen) und chinesischen Aufsichtsbehörden über die Veröffentlichung von Informationen im Zusammenhang mit der Notierung chinesischer Unternehmen an ausländischen Börsen entstanden. Er spiegelt auch die Besorgnis über mögliche Industriespionage und Verletzungen der Rechte an geistigem Eigentum seitens Chinas wider.

In Wirklichkeit ist die Segmentierung der Kapitalmärkte eher einseitig: Die Vereinigten Staaten und Europa wollen ihre Kapitalmärkte für chinesische Unternehmen weniger attraktiv machen, aber China verfolgt keine ähnliche Strategie in Bezug auf Investitionen im eigenen Land.

Die teilweise Liberalisierung der chinesischen Vorschriften für Auslandskapital war ein Faktor, um ausländische Direktinvestitionen zu halten und neue anzuziehen. In den vergangenen Jahren hat China die Zahl der Sektoren, Branchen und Unternehmen, die für ausländische Investitionen und ausländisches Eigentum in Frage kommen, reduziert, wobei die jüngsten Einschränkungen unlängst angekündigt wurden. 2021 erhielten beispielsweise große US-Investmentbanken von den chinesischen Behörden grünes Licht für den Markteintritt.

Darüber hinaus hat die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde (China Securities Regulatory Commission, CSRC) vor kurzem Leitlinien zur Beschleunigung der Entwicklung der Investmentfondsbranche eingeführt. Ein wichtiger Aspekt ist die Unterstützung ausländischer Finanzinstitute bei der Etablierung ihrer Fondsgesellschaften in China oder bei der Erhöhung ihrer Beteiligung an lokalen Finanzinstituten. Eines der Ziele ist die Entwicklung von Produkten und Strategien, die für Investitionen in Chinas Pensionsfonds geeignet sind, was den Wunsch nach einem langfristigen Engagement ausländischer Partner verdeutlicht.

Diese Schritte senden ein starkes Signal über das Finanzwesen hinaus und vermitteln die Botschaft, dass China sowohl offen für Investitionen aus dem Ausland als auch daran interessiert ist, den Chinesen wettbewerbsfähige Finanzdienstleistungen zu bieten.

China wird im Westen immer noch missverstanden

Chinas Wirtschaft befindet sich in einer Übergangsphase. Das Land muss Herausforderungen des Übergangs von einem Wachstum, das auf nicht nachhaltigen Investitionen (vor allem in Immobilien) beruht, zu einer neuen Wirtschaftsstruktur bewältigen. Die Volksrepublik mag sich auf die lange Sicht konzentrieren, aber sie scheint kurzfristig unter großen wirtschaftlichen Schmerzen zu leiden. Das behindert diesen Übergang und könnte ihn mit der Zeit weniger erfolgreich machen.

Doch auch China kann der Welt nicht den Rücken zukehren. In geopolitischer Hinsicht geraten seine Ambitionen mit denen des Westens in Konflikt, wie seine jüngste Unterstützung Russlands beweist. Aber die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft bleibt wirtschaftlich, finanziell und politisch einem globalen Engagement verpflichtet. Obwohl China daher zuweilen Rätsel aufgibt, ist das Land eine eminent wichtige Wirtschaftsmacht und ein Investitionsziel, das sich nur schwer durch Mythen definieren lässt.

Wichtige rechtliche Hinweise:

Dies ist eine Marketingmitteilung. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt und das KIID, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Alle Investitionen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Kapitals.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Dokument um allgemeine Werbeinformationen handelt und nicht um eine vollständige Darstellung oder Finanzanalyse eines bestimmten Marktes, einer bestimmten Branche, eines bestimmten Wertpapiers oder eines oder mehrerer aufgelisteter Investmentfonds. Franklin Templeton Investments veröffentlicht nur produktbezogene Informationen und gibt keine Anlageempfehlungen.

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