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Alles auf dem Prüfstand Putins Fehlkalkulation, Powells Fehlkalkulation

Strand von Ipanema

Strand von Ipanema: Im laufenden Jahr verzeichnet Brasilien eine kräftige Erholung und wartet mit historisch niedrigen Bewertungen auf. Foto: Imago Images / ZUMA Wire

Manraj Sekhon, Franklin Templeton

Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich hinsichtlich der Reaktion des Westens auf den russischen Einmarsch in die Ukraine völlig verkalkuliert. Der Westen verhängte überraschend schnell und einmütig weitreichende Sanktionen, die über kurz oder lang zum wirtschaftlichen Kollaps Russlands führen könnten. Anders sehen die Lage offizielle russische Institutionen: Laut einer von der Zentralbank der Russischen Föderation durchgeführten Umfrage unter Wirtschaftsexperten ist für 2022 ein Konjunkturrückgang um 8 Prozent und ein Inflationsanstieg auf 20 Prozent bis zum Jahresende zu erwarten.

Der russische Einmarsch in die Ukraine und seine verheerenden menschlichen, politischen und wirtschaftlichen Auswirkungen zwingen die globale Politik, politische und militärische Bündnisse, die Energie- und Nahrungsmittelsicherheit sowie die wirtschaftliche Abhängigkeit und die Abhängigkeit von Lieferketten zu überdenken. Aufgrund der Globalisierung und der in den vergangenen 30 Jahren entstandenen gegenseitigen wirtschaftlichen Abhängigkeiten erfolgt diese Überprüfdung der globalen Architektur natürlich nicht von heute auf morgen und wird mehrere Nachjustierungen erfordern.

Selbst wenn kurzfristig eine friedliche Lösung gefunden werden sollte, wird die anhaltende Instabilität der Region das kollektive Bewusstsein der führenden westlichen Politiker verändern. Sie sind an die Lehren des Kalten Krieges und an den ursprünglichen Gründungszweck der NATO erinnert worden; dies wird die politische Entscheidungsfindung noch über Jahrzehnte prägen.

Powells Fehlkalkulation

Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) wiederum scheint den zugrunde liegenden Preisdruck, der sich in der US-Wirtschaft aufgebaut hat, unterschätzt zu haben. Fiskalpolitische Anreize, zahlreiche Runden quantitativer Lockerungsmaßnahmen (QE) und Lieferengpässe aufgrund der Coronavirus-Pandemie haben die Löhne und damit auch die Inflation nach oben getrieben. Die durch den russischen Einmarsch in die Ukraine ausgelöste Energie- und Nahrungsmittelkrise hat nun dafür gesorgt, dass die Fed eindeutig „hinter der Kurve liegt“.

Die geldpolitische Herausforderung besteht nun darin, die Zinsen zu erhöhen, um die Inflation zu dämpfen, dies jedoch in dem vollen Bewusstsein, dass sich daraus das Risiko einer Konjunkturabkühlung ergibt. Zukünftige Konjunkturdaten dürften daher ganz klar auf eine Stagflation hindeuten. Daraus ergeben sich weitere Herausforderungen für die Fed.

Herausforderungen bei den Unternehmensgewinnen

Angesichts der Sorgen über die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das Wachstum ist in den nächsten zwölf Monaten mit deutlich höheren US-Zinsen zu rechnen. Da zudem höhere Löhne und Faktorkosten zu einem schwächeren Umsatzwachstum und schrumpfenden Margen führen, impliziert das Gesamtbild für die Zukunft ein langsameres Gewinnwachstum. Die Konsenserwartungen für den MSCI World Index für 2023 lauten auf ein Gewinnwachstum im mittleren einstelligen Bereich. Allerdings besteht das Risiko, dass es bei den Gewinnen nächstes Jahr zu Abwärtskorrekturen kommen wird.

Schwellenländer dürften laut MSCI und Bloomberg-Konsenserwartungen 2023 eine Erholung des Gewinnwachstums auf ein niedriges zweistelliges Niveau verzeichnen, in erster Linie bedingt durch eine Erholung in China und Indien. In beiden Ländern gibt es Risiken für die Unternehmensgewinne, doch die politischen Entscheidungsträger in China lockern bereits die Geldpolitik, um die Wachstumsrisiken zu kompensieren.

Nachlassende Spannungen in Asien

Die derzeit entstehende neue Weltordnung wird China zwingen, seine gesamte Haltung zum Aufbau eines regionalen Einflusses in Asien durch eine militärische Machtprojektion anzupassen. Dies könnte vor allem bedeuten, dass das Land seine Pläne für eine Wiedervereinigung mit Taiwan auf den Prüfstand stellt.

Angesichts der Reaktion des Westens auf den russischen Einmarsch in die Ukraine könnte China seine Position, mit Blick auf die Wiedervereinigung Taiwans mit dem Mutterland China den „Einsatz von Gewalt nicht auszuschließen“, noch einmal überdenken. Langfristig wäre es positiv für Ostasien, wenn China seinen Ansatz neu ausrichtet und verstärkt auf den Einsatz von „sanfter Macht“ setzt, um Taiwan zur Wiedervereinigung zu bewegen.

Vorerst müssen sich die Märkte indes auf eine weniger diskutierte, aber wahrscheinlich positive Auswirkung der nachlassenden Spannungen zwischen China und Indien in Fragen des Grenzverlaufs im Himalaya konzentrieren. Dieser Konflikt brach zuletzt 2020 aus. Eine pragmatische chinesische Führung sollte ganz zu Recht – wenn auch verspätet – zu dem Schluss kommen, dass den strategischen Interessen Chinas in der Region durch eine sozio-ökonomische Kooperation besser gedient ist als durch eine militärische Expansion.

Ein möglicher Abbau der Spannungen wäre ebenfalls äußerst positiv für Taiwan und könnte zu einer leichten Reduzierung der langfristigen Risikoprämie für Aktien führen, wäre aber ganz eindeutig auch von Vorteil für Indien und Ostasien.

China bleibt im Corona-Kreislauf gefangen

Während die Volkswirtschaften rund um die Welt nach der Pandemie wieder ihre Wirtschaftsleistung hochfahren, bedeutet Chinas Null-Covid-Politik, dass das Land in einem Kreislauf aus hochschnellenden Infektionszahlen und Lockdowns gefangen ist. Anders als im Rest der Welt führt die Kombination aus relativ begrenzter Impfstoffwirksamkeit und fehlender Herdenimmunität dazu, dass eine erneute Ausbreitung zu erheblichen Gesundheitsauswirkungen mit hohen sozialen Kosten führen und für weitere wirtschaftliche Beeinträchtigungen sorgen könnte.

Dies dürfte einen erneuten Nachfrageeinbruch sowie neue Engpässe in den Lieferketten mit sich bringen und den globalen Inflationsdruck noch verstärken.

Abgesehen von Covid-19 haben die politisch Verantwortlichen zugesichert, die geldpolitischen Zügel weiter zu lockern, um die schwächelnde Wirtschaft zu unterstützen. Zudem soll die regulatorische Überprüfung der Internetwirtschaft abgeschlossen werden. Durch diese Aussichten dürfte der chinesische Markt gestützt werden, insbesondere angesichts der andernorts wachsenden Unsicherheit.

Neubeurteilung der Nutznießer

Die vielen Unsicherheiten im Jahr 2022 haben die Schwellenländer erschüttert. Die Aufmerksamkeit hat sich nun auf die Nutznießer dieses neuen Marktumfelds gerichtet.

Brasilien stand 2021 unter Druck, bedingt durch die wachsenden politischen Risiken in Verbindung mit den Präsidentschaftswahlen und eine restriktivere geldpolitische Haltung. Im laufenden Jahr kann das Land hingegen bisher eine kräftige Erholung verzeichnen. Angesichts historisch niedriger Bewertungen (die Bloomberg-Konsenserwartungen weisen darauf hin), der Position als Energie- und Rohstoffexporteur und der relativ hohen Realzinssätze dürfte Brasilien unserer Einschätzung nach weiterhin zu den weltweiten relativen Nutznießern der aktuellen Marktverwerfungen gehören.

Auch bei den Märkten im Nahen Osten zeigt sich ein vielversprechendes Bild. Sie profitieren von der Kombination aus höheren Energiepreisen, soliden finanziellen Rahmenbedingungen und anhaltenden sozialen und wirtschaftlichen Reformen. Diese Region gehört der Gruppe der globalen Schwellenländer erst seit relativ kurzer Zeit an und dürfte weiterhin von verstärkten Kapitalzuflüssen profitieren, allen voran Saudi-Arabien.

Wichtige rechtliche Hinweise:

Dies ist eine Marketingmitteilung. Bitte lesen Sie den Verkaufsprospekt und das KIID, bevor Sie eine endgültige Anlageentscheidung treffen. Alle Investitionen sind mit Risiken verbunden, einschließlich des möglichen Verlusts des Kapitals.

Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Dokument um allgemeine Werbeinformationen handelt und nicht um eine vollständige Darstellung oder Finanzanalyse eines bestimmten Marktes, einer bestimmten Branche, eines bestimmten Wertpapiers oder eines oder mehrerer aufgelisteter Investmentfonds. Franklin Templeton Investments veröffentlicht nur produktbezogene Informationen und gibt keine Anlageempfehlungen.

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