LGT Private Banking Report 2018, Teil 1 Vermögende Anleger wollen Mensch statt Maschine

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Die Studienautoren gingen auch der Frage nach, ob der Begriff Robo-Advisor unter den Befragten bekannt ist und inwieweit ein Interesse an solchen Angeboten erkennbar ist. Ergebnis: Knapp mehr als die Hälfte der Befragten hat von diesem Begriff noch nie gehört, wobei in Österreich der Anteil am höchsten ist. Erfahrungen damit gesammelt hat ein verschwindend kleiner Anteil von 2 Prozent in der Schweiz und 9 Prozent in Österreich.

Dies spiegelt sich auch im Interesse wider, das in der Schweiz bei 19 Prozent, in Österreich bei 14 Prozent und in Deutschland bei niedrigen 9 Prozent auszumachen ist. Ein hoher Anteil der Befragten kann diese Frage aber gar nicht beantworten (weiß nicht), was sich mit dem sehr niedrigen Bekanntheitsgrad des Begriffes deckt.

Robo-Advisor versus Kundenberater

Dennoch stellt sich natürlich auch im Private-Banking-Kontext die Frage, inwieweit in Zukunft die Beratung durch einen Menschen durch eine Form von maschineller Beratung ergänzt oder ersetzt werden könnte. Dabei zeigt sich, dass für eine klare Mehrheit die Meinung eines Kundenberaters gegenwärtig persönlich mehr wert ist als die Empfehlung eines Robo-Advisors.

Stark zugestimmt wird auch der Aussage, dass bei wichtigen Anlageentscheidungen der Kundenberater hinzugezogen wird. Auch die Aussage, man würde das eigene Vermögen niemals durch einen Robo-Advisor verwalten lassen, findet eine sehr hohe Zustimmung.

Die Bereitschaft für eine persönliche Beratung in Zukunft einen Mehrpreis zu bezahlen, findet schon weniger Zustimmung und weist vor allem auch deutlichere Unterschiede zwischen den Ländern auf: Die deutschen Befragten geben hier die höchsten Zustimmungswerte, die österreichischen die tiefsten. Davon überzeugt, dass ein Robo-Advisor besser in der Lage ist, Informationen zu verarbeiten als ein Kundenberater, ist eine Minderheit: Immerhin 22 Prozent in der Schweiz, aber nur 6 Prozent in Deutschland.

Die jüngste Alterskategorie der bis 49-Jährigen hat gegenüber den älteren Befragten eine signifikant unterschiedliche Einstellung zu diversen dieser Aussagen.

Jüngere haben im Allgemeinen eine offenere Haltung gegenüber einem Robo-Advisor. Beispielsweise trifft die Aussage, wonach die Meinung des Kundenberaters einem mehr wert ist als die Empfehlung eines Robo-Advisor, bei den unter 49-Jährigen bei nur 47 Prozent versus rund 70 bis 75 Prozent bei den älteren Befragten zu. Die Fähigkeit, Informationen besser zu verarbeiten als ein Kundenberater, wird bei den Jüngeren einem Robo-Advisor immerhin von 22 Prozent der Befragten zugeschrieben (vs. rund 10 bis 15 Prozent bei den älteren Befragten).

Die Präferenz, wichtige Anlageentscheide im persönlichen Gespräch mit dem Kundenberater vorzunehmen, ist bei den Älteren deutlich stärker ausgeprägt als bei den Jüngeren genauso wie die Bereitschaft, für eine persönliche Beratung einen Mehrpreis zu zahlen.

Diese teilweise deutlichen Unterschiede zwischen Kundengenerationen zeigen, dass zukünftige auf Robo-Lösungen basierende Angebote durchaus auf ein Interesse oder zumindest auf keine A-priori-Skepsis bei jüngeren Kunden stoßen werden.


Über die Studie:
Im Auftrag der LGT führte die Abteilung für Asset Management der Johannes Kepler Universität Linz unter Leitung von Univ.-Prof. Dr. Teodoro D. Cocca im Januar/Februar 2018 eine Befragung zum Anlageverhalten von Private-Banking-Kunden in Österreich, Deutschland und der Schweiz durch. Insgesamt wurden 360 Personen befragt (in Österreich 104, in Deutschland 100 und in der Schweiz 156 Personen). Zentrales Kriterium für die Teilnahme an der Befragung war das frei verfügbare Anlagevermögen: in Österreich und Deutschland mehr als 500.000 Euro und in der Schweiz mehr als 900.000 Schweizer Franken.

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