Immobilienmesse in Cannes Stimmen von der Mipim 2024: Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos

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Immobilienmesse in Cannes
Stimmen von der Mipim 2024: Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos
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Die Mipim in Cannes ist die größte Immobilienmesse der Welt, mit über 20.000 Besuchern aus über 90 Ländern.

Die Mipim in Cannes ist die größte Immobilienmesse der Welt, mit über 20.000 Besuchern aus über 90 Ländern.

Die Stimmung noch gedrückt, die Schockstarre, in der sich die Immobilienbranche im vergangenen Jahr in Cannes eingefunden hatte, scheint aber überwunden zu sein. Mindestens ebenso häufig wie „Herausforderungen“ vernahm man das Wort „Opportunitäten“. Viel mehr Erkenntnisse, als bei der Expo Real 2023, lieferte die Mipim 2024 noch nicht – und doch hinterlässt Cannes bei nicht wenigen aus der Branche ein positives Gefühl. Es scheint jetzt mehr Klarheit und Konsens über den tatsächlichen Status Quo der Immobilienwirtschaft zu geben als vor einem Jahr.

Auch wenn dieser Status Quo ausbaufähig ist, so scheint die Klarheit doch für spürbar mehr Gelassenheit unter den Marktteilnehmern zu sorgen. Es ist, als hätte man sich langsam an die veränderten Marktbedingungen gewöhnt. Und so fehlte es diesmal durchaus nicht an erfreulichen Meldungen und vielversprechenden Ankündigungen auf der Messe.

Diese Grundstimmung bestätigt auch Philipp Schaper, Geschäftsführer europäische Immobilien (CEO European Real Estate) bei Patrizia: „Letztes Jahr war ein Jahr der Ungewissheit, die jetzt einer größeren Sicherheit bezüglich der Marktsituation gewichen ist.“ Damit sei die Marktlage zwar noch immer verhalten, aber auf dem Wege der Besserung. Derzeit gehe es viel um Opportunitäten, die Patrizia insbesondere im Value-Add-Segment erkennen will.

Ähnlich erlebt Florian Martin, Co-Geschäftsführer von KGAL, die Stimmung. „Das Marktumfeld für Immobilieninvestments hat sich in den vergangenen 24 Monaten in einem Tempo verändert wie selten zuvor. Die Mipim ist dabei ein besonderes Stimmungsbarometer. Der Optimismus hielt sich zwar noch in Grenzen, aber es scheint, als würde nur auf ein Signal gewartet, um wieder aktiv zu werden.“

„Die starken Fundamentaldaten sorgen dafür, dass Deutschland seinen Ruf als ‚Safe Haven‘ nicht eingebüßt hat.“

Die Preiskorrektur und vor allem die verlangsamte Transaktionsgeschwindigkeiten hätten internationale Investoren wieder auf das europäische Spielfeld gelockt, sagt Martin. Er erwartet, dass sich der Transaktionsmarkt im Jahresverlauf beleben werde. „Die Messe hat auch gezeigt: Speziell der Wohnimmobilienmarkt bleibt gefragt, vom klassischen Wohnen über gefördertes Wohnen bis hin zu ehemaligen Nischensegmenten wie studentisches Wohnen oder Serviced Apartments“. Investoren hätten hier die Möglichkeit, zugleich ökologischen und sozialen Impact zu erreichen, indem sie in zusätzlichen, energieeffizienten Wohnraum investierten.

 

Axel Vespermann, Leiter Immobilien (Head of Real Estate) bei Universal Investment, beobachtete in Cannes, dass Deutschland als Immobilien-Investmentstandort an Bedeutung gegenüber anderen Märkten wie Nordamerika und Ostasien eingebüßt habe. Die Gründe lägen unter anderem im Zinsumfeld, politischen Risiken oder der breiteren Konjunkturentwicklung. „Das ist aber kein Drama“, so Vespermann. „Die starken Fundamentaldaten sorgen dafür, dass Deutschland seinen Ruf als ‚Safe Haven‘ nicht eingebüßt hat.“

In einzelnen Nischen sei der deutsche Markt weiterhin absolute Spitzenklasse. „Moderne Logistikflächen, Rechenzentren, Healthcare- oder Life-Science-Immobilien sind rar gesät und entsprechend nachgefragt – vor allem im Herzen Europas“, so Vespermann. Für ihn stehe Deutschland weiterhin auf dem Einkaufszettel internationaler Investoren.

„Deutschland hat leicht an Attraktivität als Investmentregion eingebüßt“, sagt auch Alexandre Grellier, Geschäftsführer (CEO) des digitalen Datenraumanbieters Drooms. Als eine der Ursachen und größten Hürden bezeichnet er „zunehmende regulatorische Auflagen in Deutschland und Europa“: Die durchschnittliche Transaktionsdauer betrage in Europa 342 und in Deutschland sogar 372 Tage – deutlich mehr als im außereuropäischen Ausland. Dennoch bleibe der Standort grundsätzlich attraktiv, gerade für langfristig orientierte Akteure. „Die allermeisten Investoren bleiben offen für Opportunitäten in Deutschland. 2024 stehen vor allem Logistik und Wohnimmobilien im Fokus internationaler Anleger.“

Über die Mipim

Die Mipim (Marché International des Professionnels de l’immobilier, was Internationaler Markt für Immobilienfachleute bedeutet) in Cannes ist die weltweit größte Immobilienmesse. Auf über 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche treffen sich vier Tage lang bis zu 22.000 Besucher aus über 90 Ländern an 300 Ständen. 1990 gegründet, war es zudem die erste international ausgerichtete Immobilienveranstaltung.

40 Finalisten hofften in diesem Jahr auf einen Mipim-Award, durch den visionäre Immobilienprojekte aus aller Welt ausgezeichnet werden. Drei Projekte aus Deutschland haben es 2024 unter die Finalisten geschafft. Gegen Japan, die USA und Belgien konnten sie sich jedoch nicht durchsetzen. Die meisten Auszeichnungen gingen nach Dänemark.  

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